Mit dem Abgang von Jan Schoch als CEO beginnt ein neues Kapitel in der Geschichte von Leonteq. Das Unternehmen hat ein riesiges Potenzial, das ein ehemaliger Credit-Suisse-Banker und Berater von Prinz Charles nun ausschöpfen soll.  

Jan Schoch ist weg. Doch es greift zu kurz, ihn nun bloss mit Häme zu überschütten. Mit seinen Partnern aus der Gründungszeit hat er eines der kühnsten Schweizer Finanzunternehmen der vergangenen zehn Jahre geschaffen, das in seiner ursprünglichen Ausgestaltung aber irgendwann an seine Grenzen stiess.

Dass Schoch dies nicht rechtzeitig realisiert hat, ist sein Makel, an dem er wohl noch eine Weile nagen wird. Immerhin hat er es geschafft, in den vergangenen sechs Monaten «sein» Unternehmen so zu steuern, dass es im dritten Quartal 2017 wieder profitabel wurde und nun neue Galionsfiguren auf der Kommandobrücke Platz nehmen können.

Dynamischer Investmentbanker

Der vermutlich wichtigste Mann in dieser neuen Konstellation ist der schweizerisch-britische Doppelbürger Christopher «Chris» Chambers, der künftig als Präsident des Verwaltungsrats amtet, wie Leonteq am vergangenen Freitag mitteilte. Mit diesem Mann übernimmt nicht irgendein angelsächsischer Manager die Führung, sondern eine Persönlichkeit, die kaum besser prädestiniert sein könnte, Leonteq in den nächsten Jahren zu einem zukunftsweisenden Asset Manager umzuformen.

Dafür gibt es mehrere Anhaltspunkte: Der 56-jährige Chambers ist von Haus aus Investmentbanker, der aber immer über seinen Tellerrand hinaus schielte, was ihm 2002 auch den CEO-Posten bei der Hedgefonds-Firma Man Investments und darüber hinaus einen Verwaltungsratssitz bei der Man Group einbrachte. Letztere war es auch, die für 1,3 Milliarden Franken den Pfäffiker Hedgefonds RMF kaufte – das Kürzel steht für Rainer-Marc Frey, der sich wiederum Anfang dieses Jahres mit 7,5 Prozent an Leonteq beteiligte, was tatsächlich zur Trendwende führte – etwas, das der vormalige Grossinvestor, Gregor Greber, mit seiner Beteiligungsgesellschaft Veraison nicht geschafft hatte, wie auch finews.ch berichtete.

Radikaler Umbau

Freys Engagement war offensichtlich so richtungsweisend, dass der Kurs der Leonteq-Aktie von da an regelrecht explodierte. War der Investor bei rund 25 Franken eingestiegen, so notiert der Titel mittlerweile bei rund 65 Franken (+160 Prozent). Frey hat es – im Gegensatz zu Greber – verstanden, seinen unternehmerischen Einfluss geltend zu machen, indem er vor allem auf eine radikale Neubesetzung der wichtigsten Führungspositionen pochte – und Chambers das wichtigste Resultat davon ist.

Frey und Chambers kennen sich zwar von der Man Group her, doch sind sie auch über andere Kanäle miteinander verbunden. Ein interessanter ist zweifelsohne Lonrho, eine Beteiligungsgesellschaft mit Fokus auf Afrika, wo beide im Verwaltungsrat sitzen, und neben ihnen auch Reto Sidler, ein früherer Weggefährte Freys (Horizon 21) sowie Bruno Sidler, einst acht Jahre lang CEO der Panalpina Group, sowie Dieter Spälti, Sohn von Peter Spälti (Winterthur Versicherung) und unter anderem Verwaltungsrat bei der «Bührle-Anda-Privatbank» Ihag.

Finanzberater von Prinz Charles

Chambers gilt in der Branche als umgänglich und offen für neue Ideen. Er ist insofern aber auch eine gute Besetzung für Leonteq, weil er neben seinem Beziehungsnetz – er berät unter anderem auch Prinz Charles in Finanzangelegenheiten – eine breite Erfahrung aus der Finanz- und Immobilienbranche mitbringt. Er war auch viele Jahre bei der Credit Suisse (First Boston) tätig. Bis vor kurzem war er Verwaltungsrat bei der Cembra Money Bank (ehemals GE Bank), weiterhin sitzt er im Aufsichtsgremium der deutschen Berenberg Bank in der Schweiz und darüber hinaus im Aufsichtsgremium der Schweizer Immobiliengesellschaft SPS.

Das sind gute Voraussetzungen, um Leonteq zu einem Asset Manager der Zukunft umzugestalten. Denn soviel ist klar, angesichts der fortschreitenden Entwicklung von Big Data und Künstlicher Intelligenz wird auch das in der Entwicklung von Strukturierten Produkten tätige Unternehmen nicht umhin kommen, neuartige Konzepte wie Faktormodelle, Smart-Beta-Strategien und systematische respektive quantitative Ansätze zu integrieren.

Bewährungsprobe steht noch aus

Gelingt dies, dürfte Leonteq dereinst zu einem führenden Asset Manager avancieren, immer vorausgesetzt, dass dieses Know-how auch im wichtigsten Wachstumsmarkt der Welt, in Asien, zur Anwendung kommt. Dort sind jene Finanzinstitute ansässig, die Leonteq die nötige Skalierung ermöglichen können.

Vor diesem Hintergrund darf man gespannt sein, wer unter Chambers den CEO-Posten übernimmt. Einiges deutet darauf hin, dass diese Person einen Background im Asset Management haben dürfte.

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