Weniger Marketing, Kurzarbeit und verzögerte Expansion: Das deutschen Neobanken-Einhorn N26 igelt sich ein, um die Coronakrise zu überstehen. Derweil hegt die Konkurrenz grosse Ambitionen.

Als hätte der einigermassen peinliche Rückzug aus dem britischen Markt im Februar nicht schon genug Schaden angerichtet: Die deutsche Digitalbank N26, das grösste und bislang erfolgreichste Banking-Startup Deutschlands, wird von der Krise rund um das grassierende Coronavirus hart getroffen.

«Diese Krise hat die Welt wie ein Tornado getroffen und das Finanzverhalten der Verbraucher ganz erheblich verändert», so Georg Hauer, Leiter für Deutschland, Österreich und die Schweiz bei N26, gegenüber der britischen «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig).

Gebühreneinnahmen sinken stark

Da das Unternehmen den Grossteil seiner Einnahmen aus Verrechnungsgebühren für Kreditkartentransaktionen erzielt, sind das schlechte Neuigkeiten: «Wir sehen einen Rückgang der Verbraucherausgaben – insgesamt um etwa ein Drittel, wobei Deutschland weniger betroffen ist als Italien oder Spanien.»

Zur Schweiz macht Hauer keine Angaben, doch hat die Digitalbank hierzulande doch sowieso nur rund 20'000 Kunden, wie finews.ch letzten Oktober geschätzt hat.

Sparmassnahmen folgen

Das Unternehmen trifft nun einschneidende Massnahmen: «Wir haben unsere Marketingausgaben verringert – ein grosser Teil davon ist eine natürliche Folge davon, dass die Menschen zu Hause eingesperrt sind, denn dann macht Plakatwerbung nicht viel Sinn.» Ausserdem habe man 150 der 1'500 Angestellten durch Kurzarbeitsmassnahmen in eine Art staatlich finanzierten Urlaub geschickt.

Ausserdem hat N26 den nächsten Expansionsschritt vorerst gestoppt. Nachdem das Unternehmen 2019 die Zelte in den USA aufgeschlagen hat, wollte es dieses Jahr eigentlich nach Brasilien vorstossen und hat sich dort um eine Fintech-Lizenz beworben. Das passiert nun laut Hauer nicht mehr dieses Jahr: «Die Krise kann das ändern – wir beobachten die aktuellen Trends.»

Mit den Massnahmen hofft N26, die Krise aussitzen zu können. Hauer: «Wir haben uns recht konservativ positioniert – unsere jüngste Kapitalbeschaffung wird also viel länger reichen als bis zum Ende dieses Jahres.» Und das ist wichtig, denn im Moment dürfte es überaus schwierig sein, an neue Mittel zu kommen, womit sich tatsächlich die Hauptrisiken manifestieren, die eine Studie diese Woche vorhergesagt hat.

Die Konkurrenz zieht an

Im Vergleich zu N26 hat der Platzhirsch im Digitalbankengeschäft, das britische Fintech Revolut, zurzeit geradezu ambitionierte Ziele: Laut der ebenfalls britischen «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig) plant das Unternehmen, bis Ende dieses Jahres schwarze Zahlen zu schreiben. Die Zeitung beruft sich auf Personen, die dem Unternehmen nahestehen. 

Das ist ehrgeizig: Die Einnahmen des Fintechs haben sich in den zwölf Monaten bis zum 31. Dezember 2018 mehr als vervierfacht , so «Financial News», aber auch die Verluste stiegen im gleichen Zeitraum um 222 Prozent auf umgerechnet fast 40 Millionen Franken. Neuere Zahlen gab das Unternehmen bisher nicht bekannt, jedoch dürften die Verluste bisher kaum gesunken sein.

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