Das erfolgsverwöhnte Asset Management der Credit Suisse hat einen überraschenden Gewinneinbruch erlitten. Das verschärft den Handlungsdruck beim Konzern.

Seit vergangenem September umschwirren Spekulationen den Fondsarm der Credit Suisse (CS), und dies ist nicht zuletzt Thomas Gottstein zu verdanken. An einer Konferenz, an der auch finews.ch zugegen war, äusserte sich der Konzernchef überraschend zu seinem Asset Management: Dieses werde einer strategischen Prüfung unterzogen, so Gottstein damals.

Mit dem am (heutigen) Donnerstag bekanntgegebenen Ergebnis der Grossbank im dritten Quartal ist die Dringlichkeit einer solchen Überprüfung nochmals gestiegen.

Unter die Räder

Denn das der Internationalen Vermögensverwaltung (IWM) untergeordnete Fondsgeschäft CSAM ist im abgelaufenen Jahresviertel ganz ungewohnt unter die Räder geraten: Der bereinigte Vorsteuergewinn brach im Vorjahresvergleich um 72 Prozent auf 32 Millionen Franken ein. Dies aufgrund ausgefallener oder verspäteter Erträge sowie Anlageverlusten im Feld der Alternativen Investments, die eigentlich eine Spezialität des Hauses sind. Besonders zerzaust wurden Immobilienfonds, wie es weiter hiess.

Der bereinigte Vorsteuergewinn fiel in der Division IWM insgesamt 30 Prozent tiefer aus. An der Börse reagierte der CS-Aktienkurs am Donnerstag mit Abgaben von zeitweilig bis zu 5 Prozent.

Einsparungen in Sicht

Auf der Plus-Seite sind Neugelder von 5 Milliarden Franken im letzten Quartal zu nennen, die das Volumen der verwalteten Vermögen auf 439 Milliarden Franken erhöhten. Zudem wurden den Investoren für nächstes Jahr Kosteneinsparungen von 50 Millionen Franken in Aussicht gestellt. Dennoch machte die CS in einer Präsentation deutlich, worum es jetzt geht: Das Geschäft müsse für «zukünftiges Wachstum» positioniert werden.

Wie die Zukunft für CSAM aussieht, darüber rätselt in der Schweiz mittlerweile die ganze Fondsbranche. Das Asset Management könnte bald wieder auf eigenen Füssen stehen, war von Insidern schon Ende Oktober zu vernehmen. Nach der noch in der Ära von Ex-CEO Tidjane Thiam 2015 erfolgten Zusammenlegung würde demnach das Fondsgeschäft wieder vom IWM abgespalten.

Global Head Eric Varvel, der in New York sitzt, sowie der Chef für die Schweiz, Europa Nahost und Afrika, Michel Degen, erhielten so mehr Handlungsspielraum für die bevorstehenden Aufgaben.

Mögliche Sollbruchstelle

Eine mögliche Sollbruchstelle existiert interessanterweise schon seit Jahren. 2017 wurde das Schweizer Asset Management in eine eigene Rechtseinheit überführt. Laut der Bank wurde sie damals geschaffen, um besonders dem Schweizer Asset Management eine eigene Identität zu verleihen, was für die Glaubwürdigkeit bei den Kunden sehr wichtig sei. CS-Manager räumten aber schon vor Jahren ein, dass die Rechtseinheit der Bank mehr strategische Optionen gibt.

Als solche Option käme aber nicht nur der Alleingang infrage. Noch stärker als 2017 stehen die Zeichen im weltweiten Fondsgeschäft auf Konsolidierung. Mittlerweile redet zumindest in Europa jeder mit jedem, das gilt wohl auch für die Schweiz. Bekannt ist, dass die UBS schon länger Szenarien für ihr eigenes Asset Management wälzt, und dass eine offenbar ziemlich konkrete Fusion mit der deutschen DWS nicht zustande kam.

Die gleichen Hausaufgaben?

Wie auch finews.ch kürzlich urteilte, wäre ein Wurf in diesem Bereich ein mögliches Gesellenstück für den im November antretenden neuen UBS-Chef Ralph Hamers. Von der UBS wird nun erwartet, dass sie in den nächsten 18 Monate eine Lösung im Asset Management präsentiert. Hamers, so scheint es, sitzt vor den gleichen Hausaufgaben wie Gottstein bei der CS.

Ein Schweizer Powerhouse im Asset Management – fusioniert aus den Sparten der beiden Grossbanken – könnte die Fondsbrache hierzulande tatsächlich voranbringen. Seit Jahren versucht diese, aus dem Schatten des Private Banking herauszutreten. In dem Bereich gäbe es zudem weniger Überlappungen zwischen der Schweizer Nummern eins und zwei als anderswo. Die UBS ist mit ihren Privatmarkt-Bemühungen noch nicht weit fortgeschritten, während die CS dort bereits über Expertise und Volumen verfügt. Hingegen finden sich zahlreiche börsengehandelte Indexfonds (ETF) in der UBS-Palette. Beide Banken sind im Bereich der quantitativen Aktienprodukte tätig, was Skaleneffekte bewirken könnte.

Gut möglich, dass solche Überlegungen nun bei beiden Grossbanken mehr Gewicht erhalten.

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