BLKB/Bank Radicant: Gutachter monieren Mängel und Versäumnisse
Bei der Transaktion von Numarics ist es zu diversen Versäumnissen gekommen. Die von der BLKB eingesetzte Gutachter «gw&p Schweiz» orten Mängel insbesondere in den Bereichen Governance, Entscheidungsgrundlagen und Berichterstattung.
Dies geht aus dem Bericht hervor, den die Bank am Donnerstag vorgelegt hat.
Kritisiert wird vom Gutachter unter anderem das eine «ganzheitliche Konzernsicht auf die Rolle der Geschäftsleitung» gefehlt habe, wodurch die Rolle der Geschäftsleitung der BLKB gegenüber den Tochtergesellschaften «nicht ausreichend verankert» gewesen sei. Dadurch bestünden «Risiken für Transparenz, Verantwortlichkeitszuordnung und Steuerungseffizienz».
Einige Aspekte in der Due Dilligence nicht ausreichend verifiziert
Zudem seien die dem Bankrat vorliegenden Entscheidungsgrundlagen bei der Transaktion nicht vollständig und ausgewogen gewesen. Auch die Financial und Commercial Due Diligence wiesen Lücken auf. «Kritische Bewertungsannahmen für den Business Case – etwa zur Kundenmigration» seien beispielsweise «nicht durch weitere Due Diligence Massnahmen ausreichend verifiziert» worden.
Zu späte Berichterstattung
Bei der Berichterstattung gegenüber dem Kanton Basel-Landschaft seien die formalen Pflichten zwar erfüllt worden, jedoch bemängeln die Gutachter eine zu späte Information über die finanzielle Lage der neu geschaffenen Radicant Holding AG. Den Gutachtern zufolge wäre es angezeigt gewesen, eine frühere und gegebenenfalls «stufenweise Publizierung der finanziellen Lage zu prüfen». Das vom Bankrat gewählte Vorgehen hätte letztlich dazu geführt, die Situation «zu spät, nämlich erst am 3. Juli 2025 mit der Ad hoc-Mitteilung über die Wertberichtigungen auf die radicant holding ag öffentlich zu machen».
Der Bericht gibt zu diesen drei Themenfeldern konkrete Verbesserungsempfehlungen, heisst es weiter.
Bericht ist nicht der Schlusspunkt
Das nach dem Rücktritt von Bankratspräsident Thomas Schneider interimistisch von Thomas Bauer geleitete Führungsgremium der BLKB nimmt die Kritik der Gutachter grundsätzlich an, auch wenn «in einzelnen Fragen unterschiedliche Sichtweisen auf die Fakten und die von gwp festgehaltenen Einschätzungen bestehen», wie es in der Mitteilung weiter heisst.
Thomas Bauer (Bild: BLKB)
«Die oberste strategische Verantwortung für das Scheitern eines strategischen Projekts trägt das oberste Führungsgremium, also in unserem Fall der Bankrat. Der Bankrat ist sich dessen bewusst», schreibt Präsident Bauer. Mit dem Rücktritt des früheren Präsidenten sei hier bereits ein klares Zeichen gesetzt worden.
Der Bericht bilde nicht den Schlusspunkt der Vergangenheitsbewältigung, sei aber ein wichtiger Zwischenschritt. Nun sei eine eingehende Analyse des Berichts und eine vorbehaltlose Diskussion darüber nötig, welche Schlussfolgerungen daraus zu ziehen sind. «Über diese werden wir den Haupteigner informieren und in entsprechender Weise kommunizieren», so Bauer weiter.