Die Dauerkrise beim Schweizer Asset Manager GAM setzt sich fort. Mit einer weiteren Gewinnwarnung, der Verschiebung der Jahresbilanz-Konferenz und nun dem Teil-Rückzug eines Grossaktionärs haben die Turbulenzen gar noch zugenommen. Ein Branchenkenner äussert sich kritisch zu den Aussichten für einen Turnaround.

Anfang 2018 war bei GAM die Welt noch in Ordnung. Der Aktienkurs lag bei rund 17 Franken, das verwaltete Vermögen im Investment Management und bei den Fund Management Services lag insgesamt bei rund 160 Milliarden Franken. Unter dem Strich hatte man 2017 einen Nettogewinn von 123 Millionen Franken erzielt.

Doch dann begannen die Probleme. Die Affäre um den ehemaligen Starmanager Tim Haywood, Fondsschliessungen, mehrere Managementwechsel und immer schlechtere Unternehmenszahlen gleichen einem kontinuierlichen Abwärtsstrudel.

Systematisch in den Boden gefahren?

Bereits mehrmals hatte es in den vergangenen Monaten bei GAM auch Spekulationen um eine mögliche Übernahme gegeben. Dem Vernehmen nach soll es sich dabei um seriöse und solvente Investoren gehandelt haben. Doch laut Kreisen haben Verwaltungsrat und Management bisher immer alle Avancen freundlich, aber bestimmt zurückgewiesen.

Der Vermögensverwalter galt einst mit seinen innovativen Produkten als ein Pionier in Anlagegeschäft. «GAM wurde durch Inkompetenz systematisch in den Boden gefahren», sagte ein Branchenkenner gegenüber finews.ch. Er sieht nicht, wie das Unternehmen aus eigener Kraft einen Turnaround schaffen will.

Hoher Verlust und Strategiesuche

Das jetzige Management unter Verwaltungsratspräsident David Jacob, der das Amt im Oktober 2019 übernommen hatte, und dem im Sommer 2019 ernannten CEO Peter Sanderson, konnten bisher das Ruder nicht herumreissen. Im vergangenen Jahr resultierte nach den ersten genannten Schätzungen 2022 ein Nettoverlust von rund 310 Millionen Franken. Trotz Kostensenkungen und Stellenstreichungen weitete sich der Vorsteuerverlust auf 42,8 Millionen Franken von zuvor 9,6 Millionen Franken aus.

Weitere Kennzahlen wurden noch nicht genannt. Doch auch die Neunmonatszahlen bei den verwalteten Vermögen hatten weitere Rückgänge ausgewiesen. Die verwalteten Gelder beliefen sich per Ende September im Investment Management auf 24,2 Milliarden Franken und bei Fund Management Services auf 50,4 Milliarden Franken.

Investor reduziert Anteil

Und jetzt versetzt die Meldung, dass einer der Grossinvestoren seinen Anteil weiter reduziert hat, dem Vertrauen in das Unternehmen einen weiteren Schlag. Das deutsch-schweizerische Investmenthaus Bantleon hat seinen Anteil auf 4,24 Prozent von zuvor 9,41 Prozent gesenkt, wie GAM am Donnerstag mitteilte. Bereits im Oktober hatte der von Bantleon gehaltene Anteil die 10-Prozent-Schwelle unterschritten, nach zuvor gemeldeten 11,13 Prozent.

Bantleon setzt offenbar lieber auf ihren in Deutschland übernommenen Vermögensverwalter. «Wir wollen uns künftig auf unsere jüngst bekannt gegebene Übernahme der ehemaligen NORD/LB Asset Management, der heutigen Warburg Invest, konzentrieren», so der Pressesprecher gegenüber finews.ch. «Im Rahmen des Risikomanagements für unsere Gesamtanlagen haben wir entschieden, unser Finanzinvestment bei GAM auf einen Anteil von weniger als 5 Prozent zu reduzieren.» Die Aktien seien über den Markt verkauft worden.

Endliche Aktionärsgeduld

Dass die Geduld der Aktionäre mit GAM endlich ist, lässt sich auch am Aktienkurs ablesen. Im Oktober wurde bei 69 Rappen ein Tief markiert. Seitdem erholten sich die GAM-Aktien wieder und stiegen bis knapp an die 1 Franken Marke heran. Die Gewinnwarnung und nun der Bantleon-Teilausstieg belasteten erneut. Aktuell sind die Titel für 92 Rappen zu haben.

Die von GAM-Präsident Jacob nun in Aussicht gestellte Strategieüberprüfung, die dann zusammen mit den verschobenen Jahreszahlen Ende April präsentiert werden soll, weckt offenbar nicht gerade die Hoffnung der Aktionäre. Und drei Monate sind an den Finanzmärkten eine lange Zeit.

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