Jean-Frédéric de Leusse lenkt seit dem Ausbruch des Steuerstreits mit Frankreich die UBS-Tochter im Nachbarland. Warum er den Prozess in Paris geradezu herbeigesehnt hat.

Die Anhörung im Pariser Steuerstreit-Prozess zwischen Frankreich und der UBS ist vorüber. Jetzt verhandeln die Richter hinter verschlossenen Türen über das Urteil, welches im Februar erwartet wird. Trotzdem wird es nicht ruhig um das Verfahren um mutmassliche Geldwäscherei und Steuerbetrug, das die grösste Schweizer Bank im schlimmsten Fall über 5 Milliarden Euro kosten könnte.

Gegenüber der Westschweizer Zeitung «Le Temps» meldete sich jetzt nämlich Jean-Frédéric de Leusse zu Wort. Der einstige Crédit-Agricole-Manager übernahm 2012 die Zügel bei der UBS Frankreich, als die Tochter in den Skandal um die geheimen «Milchbüchlein» eintauchte. Der heutige Präsident des Instituts erinnert sich: «Ich habe damals alles durchsucht, um herauszufinden, ob ich für eine kriminelle, ja mafiöse Organisation arbeite.»

«Ich wollte, dass man unsere Verteidigung hört»

Er habe jedoch nichts finden können. Für ihn ist deshalb klar: Die UBS sei in Frankreich moralisch verurteilt worden, ohne das es ein gültiges juristisches Verdikt gegeben habe. Deshalb sehnte de Leusse den Pariser Prozess regelrecht herbei. «Ich wollte, dass man unsere Verteidigung hört. Und dass wir das Kapitel endlich abschliessen können», sagte er.

Ungeachtet dessen wäre ein Vergleich mit den französischen Behörden vorzuziehen gewesen, findet der UBS-Banker. Dieser hätte aber zu akzeptablen Bedingungen über die Bühne gehen müssen. Auch so erwartet Leusse nicht, dass die Schweizer Bank ihre Lizenz in Frankreich verlieren könnte. Die französische Tochter sei immer ihren gesetzlichen Pflichten nachgekommen.

Ein frommer Wunsch

Dass die UBS jetzt das Kapitel mit dem Prozess so schnell abschliesst, wird hingegen wohl ein frommer Wunsch des Frankreich-Präsidenten bleiben. Wie finews.ch berichtete, gehen Beobachter davon aus, dass die Grossbank bei einem für sie ungünstigen Urteil in Berufung geht. Damit könnte sich das Verfahren nicht nur um Monate, sondern gar um Jahre in die Länge ziehen.

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