Die Belastung durch den Strafzins der Nationalbank steigt dieses Jahr voraussichtlich auf ein Rekordniveau. Damit wird eine Entscheidung, um die sich meisten Schweizer Banken drücken, immer dringender.

2,2 Milliarden Franken: Auf diese Summe rechnete das Fintech Deposit Solutions in einer am Donnerstag publizierten Studie die Belastung für die Schweizer Banken durch die Negativzinsen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) hoch. Die Währungshüterin installierten den Strafzins auf Bargeldeinlagen der Banken Ende 2014; von Anfang 2015 bis Ende 2018 haben die Schweizer Geldhäuser jenen Berechnungen zufolge 6,3 Milliarden Franken an Strafzinsen an die SNB überweisen müssen.

Weil die Limiten von den Banken immer mehr ausgeschöpft werden, nimmt der Druck zu – dieses Jahr könnten die Negativzins-Belastung für die Banken auf ein Rekordniveau klettern. Und eine Wende in der Geldpolitik der Nationalbank ist nicht in Sicht, im Gegenteil. Die jüngsten Signale aus den USA und der Eurozone deuten auf wieder offenere Geldschleusen hin; folglich braucht die SNB die Massnahme, um den Franken nicht noch weiter erstarken zu lassen.

An der Geldpolitischen Lagebeurteilung der Nationalbank vom 13. Juni ist daher kein Kurswechsel zu erwarten.

Neues Tief beim Hypozins

Die Banken sind demnach auf sich allein gestellt – und unangenehmerweise schwindet ihr Spielraum. In einer konzertiert anmutenden Bewegung hoben die Retailbanken nach dem Zinsschock von 2015 die Hypothekarzinsen an und verteidigten so ihre Margen. Doch seither sind die Preise immer weiter erodiert. Wie der Online-Vergleichsdienst Moneypark unlängst vermeldete, sind die Richtsätze für zehnjährigen Festhypotheken im Schnitt auf 1,25 Prozent gesunken – das gilt als neues Tief.

Spricht man mit Bankern, liegt der Grund dafür in den zunehmenden Konkurrenz durch Nicht-Banken. Versicherungen, Pensionskassen und Fintechs mischen am Markt mit, und können aufgrund weniger strenger Eigenmittelanforderungen die Preise der Geldhäuser unterlaufen. Auch diese neuen Mitbewerber werden durch das Tiefzinsumfeld angetrieben. Dass sie sich aus dem Hypogeschäft verabschieden, ist deshalb nicht zu erwarten.

Die UBS streicht den Sparzins

Im Wesentlichen bleibt den Banken damit nur, auf der Passivseite ihrer Bilanz zu reagieren: Sprich, den Negativzins an die Sparer weiterzugeben. Mit Ausnahme der Oltner Alternativen Bank sind die Institute genau davor bisher zurückgeschreckt. Strafzinsen wurden den Kunden nur auf grösseren Barbeträgen belastet. Niemand will auf eigene Faust die Kleinsparer «bestrafen». Zu gross ist die Furcht, quasi über Nacht mit Milliardenabflüssen konfrontiert zu werden.

Doch die Phalanx bröckelt auch hier. Auf den Juni hin hat die grösste Schweizer Bank, die UBS, die Verzinsung auf Sparkonti auf Null heruntergenommen. Gegenüber einem Negativzins von 0,75 Prozent ist das zwar immer noch eine Subventionierung der Sparer; doch mit dem Schritt der Marktführerin werden wohl auch zahlreiche andere Institute ihre Zinsen unmittelbar an den negativen Bereich heranrücken.

Im Einklang agieren

Somit dürfte die Frage nicht mehr lauten, ob, sondern wann die Schweizer Banken bei den Sparzinsen «unter Null» gehen. Das wäre wie vieles in der Nachfinanzkrisen-Zeit ein beispielloses Manöver mit schwer abzuschätzenden Folgen. Dämpfen liessen sich die Auswirkungen fürs Swiss Banking höchstens, wenn die Institute – wie 2015 beim Hypozins – im Einklang agieren. Denn eines ist beim Vorstoss in den Negativbereich sicher: Wer über die Linie tritt, kann nicht so schnell wieder zurück.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.2%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.78%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.39%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.5%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.14%
pixel