Seit seinem Antritt als CEO der Luxemburger Bank KBL macht Jürg Zeltner mit seinem Plänen zügig vorwärts. Die etwas vorsichtigere Gangart eines wichtigen Zulieferers könnte den Schnellzug allerdings bremsen.

Der ehemalige UBS-Manager Jürg Zeltner hat als Chef der Luxemburger Bankengruppe KBL ambitionierte Pläne, wie finews.ch schon berichtete. Dabei scheint dem Schweizer blosses Wachstum nicht genug: Es soll schnell gehen.

Neben einem schnellen Ausbau des Beraterteams will er auch auf effizientere Technologie setzen. Schon bei der UBS trieb er als Chef der Vermögensverwaltung die Vereinheitlichung der IT voran. 

Konkurrent als Lieferant

Bei seinem neuen Arbeitgeber KBL, an welchem er auch als Investor beteiligt ist, hat Zeltner ein System geerbt, das spezifisch für Privatbanken entwickelt wurde: Bereits seit 2015 arbeiten die Luxemburger mit der Genfer Privatbank Lombard Odier zusammen.

Deren IT-Plattform G2, auf welcher von zehn Banken 67 Milliarden Franken gebucht sind, hat sich zum wichtigen Ertragspfeiler entwickelt. Dieses System erlaubt den Genfern zudem, die Kosten ihrer IT mit anderen Instituten zu teilen.

Langsame Umsetzung

Allerdings arbeiten noch nicht alle Tochterbanken von KBL mit dem System von Lombard Odier. Neben dem Mutterhaus sind dies die britische Bank Brown Shipley und die beiden gleichnamigen Tochterbanken Puliaetco Dewaay in Belgien und Luxemburg. Damit sind einem Sprecher der Bank zufolge zwei Drittel der gruppenweiten Angestellten bereits auf der Plattform unterwegs. Derzeit schaue man sich ausserdem die Niederlande an, hiess es.

Dass auch nach vier Jahren Zusammenarbeit noch nicht alle Teile der Luxemburger Bankengruppe mit derselben Technologie arbeiten, dürfte nicht an KBL liegen: Bei Lombard Odier kommt Qualität vor Quantität. Diese Haltung erklärt auch die Gelassenheit von Senior Managing Partner Patrick Odier angesichts sinkender Erträge im ersten Halbjahr.

Keine Volumenbolzerei

«Bevor wir zusätzliche Institute onboarden, wollen wir uns Zeit nehmen und die Plattform konsolidieren», sagte Odier schon im Januar gegenüber finews.ch. «Dies, um sicherzustellen, dass wir die Erwartungen erfüllen. Wir streben keine Volumenbolzerei an, sondern verfolgen eine Qualitätsstrategie.»

Für Zeltner und sein Team, darunter die Tech-affine Schweiz-Chefin Dagmar Kamber Borens, könnte diese gemächlichere Gangart zum Hindernis werden: Eine zerstückelte IT-Struktur im Konzern macht es schwieriger, Prozesse und Produkte schnell und einheitlich einzuführen.

Neuer Name

Und Geschwindigkeit zählt bei KBL. Keine drei Monate nach seinem Einstand in Luxemburg unterschrieb Zeltner bereits den Kaufvertrag für die Bank am Bellevue und erhielt damit ein Standbein in der Schweiz, wo er grosse Ziele verfolgt. 

Ein Auftritt unter neuem Namen für grosse Teile der Bankengruppe ist bereits auf Anfang 2020 geplant. Die Vermutung liegt nahe, dass die Bank potenziellen Kunden zugleich handfeste Gründe präsentieren will, dass sie dort ihr Geld verwalten lassen.

Wichtige Fortschritte

Die Qualität der Plattform – Lombard Odier stach auch schon den Schweizer Bankensoftware-Spezialisten Avaloq aus – ist ein wichtiges Asset für die Genfer geworden. Lombard Odier ist es mit G2 gelungen, aus einer Kostenstelle einen Geschäftsbereich zu entwickeln, welcher der Bank sogar etwas einbringt.

Dies ist auch insofern bemerkenswert, als dass Banken zwar immer wieder davon sprechen, ihre Plattformen auch der Konkurrenz zu öffnen. Mangelndes Vertrauen und die Aussicht darauf, die eigenen, teuer entwickelten Systeme abschreiben zu müssen, vereiteln dies aber meist.

«Seitdem wir im Jahr 2015 unsere Partnerschaft mit Lombard Odier begonnen haben, haben wir wichtige Fortschritte in unserem digitalen Transformationsprozess gemacht», sagte Zeltner auf Anfrage von finews.ch. «Wir sind mit diesem Prozess zufrieden und freuen uns darauf, weiter zusammenzuarbeiten.»

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.54%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.88%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.58%
pixel