Die Privatbank Lombard Odier hat im ersten Halbjahr 2019 einen deutlichen Gewinnrückgang erlitten – obwohl die verwalteten Vermögen stark anwuchsen. Kein Problem, sagte Senior Partner Patrick Odier gegenüber finews.ch.

Wie praktisch alle Vermögensverwalter auch war Lombard Odier im letzten Quartal 2018 an den Börsen arg unter die Räder gekommen. Die Genfer Privatbank verlor über 5 Prozent ihrer verwalteten Vermögen, die auf 259 Milliarden Franken sanken.

Die am Mittwoch vorgelegten Halbjahreszahlen zeichnen nun das Bild des Comebacks der Märkte: Lombard Odier verwaltete per Ende Juni 287 Milliarden Franken Kundengelder, ein Anstieg von 11 Prozent. Die Markterholung münzte die Privatbank in deutliche Performancegewinne ihrer Kunden um. Ausserdem flossen rund 10 Milliarden Franken Neugeld hinzu.

Mehr gewonnen, als zuvor verloren

Senior Managing Partner Patrick Odier kommentierte den deutlichen Anstieg gegenüber finews.ch so: «Es hat sich ausgezahlt, dass wir nach dem Einbruch der Märkte Ende 2018 die Anlagestrategie für unsere Kunden beibehalten haben: Sie haben so im ersten Halbjahr 2019 von einer starken Performance profitieren können, und die letztjährigen Markteintrübungen wurden mehr als wettgemacht.»

Auffällig ist, dass die Bank das Plus für die Kunden nicht für sich selber ummünzen konnte. Die Erträge sanken leicht auf 581 Millionen Franken – der Gewinn sackte gar um 10 Prozent auf 72 Millionen Franken ab. Ein Faktor sei die geringere Kundenaktivität gewesen.

Maxime: Handeln im Kundeninteresse

Odier hält im Gespräch fest, dass dies nicht entgegen den Absichten der Bank geschehen sei. «Die gedämpfte Kundenaktivität, welche allgemein zu beobachten ist, betrachten wir nicht als problematisch», sagte Odier, der im Jahr 2022 die Führung der Bank an Hubert Keller übergeben wird. «Sie ist eine bewusste Folge unserer Überzeugung, eine Anlagestrategie mittel- und langfristig im Interesse unserer Kunden beizubehalten.»

Mit anderen Worten: Lombard Odier verzichtet auf die weit verbreitete Praxis, die Kundenportfolios mehrmals im Jahr umzuschichten, um Erträge zu generieren. Im weiteren Gespräch mit Odier wird klar, dass dies aus der vollen Überzeugung geschieht, streng gemäss den im Private-Banking-Jargon geflügelten Worten «Handeln im Interesse der Kunden» zu agieren.

60 Prozent Advisory-Mandate

Odier führt das starke Neugeldwachstum direkt auf diese Maxime zurück. Die Bank habe dafür auch sehr stark in die Advisory-Kapazitäten investiert, was sich nun auszahle.

Gemäss den Angaben von Odier beträgt der Anteil der Advisory-Mandate bei dem Genfer Institut 60 Prozent, allein 43 Prozent sind diskretionäre Mandate. Das ist ein Wert, auf den viele andere Privatbanken neidisch sein dürften, denn er reduziert aufgrund der fixen Gebühren die Abhängigkeit von der sogenannten Kundenaktivität.

Lombard Odier will im Investitionsmodus bleiben und in der gesamten Gruppe das Thema Nachhaltigkeit in den Anlageprozessen integrieren. Die Erwartung ist, dass dies den Anteil der Advisory-Mandate weiter erhöhen wird.

Syz auf der Plattform

Wo Lombard Odier am stärksten gewachsen ist – im Wealth Management oder im Asset Management –, verrät die Bank erst bei der Veröffentlichung des Jahresergebnis. Bekannt ist, dass das Private Banking bislang rund 160 Milliarden verwaltete und das Asset Management rund 50 Milliarden.

Die Besonderheit bei Lombard Odier ist, dass die Bank auch die von Drittparteien auf der Bankenplattform G2 verwalteten Gelder zu den Vermögen zählt. Das waren Ende 2018 56 Milliarden Franken. Odier sagte dazu, dass mit der Bank Syz nun ein weiterer Partner in die Rechnung aufgenommen worden sei.

In den vergangenen Jahren hat sich das Traditionsinstitut, das ja keinen externen Aktionären verpflichtet ist, auch verstärkt dem Kostenmanagement gewidmet hat. Odier fügte bei, dass dies sich auch im ersten Semester fortgesetzt habe. Die Cost-Income-Ratio habe sich somit verbessert, sagte er, ohne einen Wert zu nennen. Ende 2018 hatte das Verhältnis bei 81 Prozent gelegen.

Strategische Änderungen sind bei Lombard Odier nicht zu erwarten, auch nicht im Lichte des vom Senior Managing Partner zitierten «unsicheren Marktumfeldes» und der «sich abschwächenden Weltkonjunktur». Die Bank werde ihre Bilanz weiterhin konservativ bewirtschaften und die Kundenbasis ausbauen.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.55%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.91%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.01%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.54%
pixel