Sogenannte Initial Coin Offerings liegen im Trend. Auf finews.ch-TV warnt Andreas Neumann von der Zürcher Kantonalbank vor «schönfärberischen» Darstellungen. 

In der Schweiz wie auch weltweit war das 2017 für die Investmentbanken ein überdurchschnittlich gutes Jahr was Börsengänge (Initial Public Offering, IPO) anbelangt. «Das IPO-Volumen lag 40 Prozent über demjenigen vom Vorjahr», sagt Andreas Neumann, Leiter Equity Capital Marktes bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB), im Interview mit finews.ch-TV. 

Gleichzeitig hat sich im bald abgelaufenen Jahr ein neuer Trend der Mittelbeschaffung herausgebildet. Die Rede ist von sogenannten Initial Coin Offerings (ICO).

ICO bei Jungunternehmen beliebt

Im Unterschied zum klassischen Börsengängen emittieren Unternehmen bei ICO nicht Aktien, sondern Tokens. Das sind digitale Wertmarken, deren Wert das Unternehmen vor dem ICO bestimmt. Das kann eine Beteiligung an zukünftigen Gewinnen der Firma sein oder die Möglichkeit, eine Dienstleistung zu benutzen.

Der Verkauf von Tokens wird über eine Blockchain abgewickelt. Im Gegenzug überweisen Investoren den Unternehmen üblicherweise Kryptowährungen wie beispielsweise Bitcoin. Vor allem Jungunternehmen, allen voran Fintechs, nutzen diese Art der Mittelbeschaffung. Dies zeigt die starke Zunahme der Anzahl der Tokens, die mittlerweile auf über 1'300 geschätzt wird.

Warnliste der Finma

Für Neumann stellt diese neuartige Mittelbeschaffung zwar eine spannende Entwicklung dar, die er aber gleichzeitig mit Argusaugen beobachtet. Denn ICO seien problematisch für Investoren mit Blick auf Geldwäscherei-Bestimmungen, die womöglich nicht sauber eingehalten werden oder allfälligen betrügerischen Absichten, die dahinter stehen könnten.

Die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma schreitet denn auch ein, wenn Unternehmen gegen geltendes Recht verstossen. Sie hat denn auch eine Warnliste mit verdächtigen Firmen publiziert, die mittlerweile auf über 600 Einträge angewachsen ist. 

In diesem Kontext sorgte das ICO der Zuger Stiftung Tezos für Aufsehen, worüber finews.ch verschiedentlich berichtete. Die Stiftung nahm im vergangenen September mehr als 230 Millionen Dollar ein. Über die Verwendung des Geldes ist unter den Verantwortlichen ein heftiger Streit entbrannt.

Wenig informativ und teils «schönfärberisch»

All dies macht es dem Investor nicht eben leicht, hinter die wahren Absichten eines ICO zu blicken. Auch deshalb, weil ein ICO im Unterschied zu einem IPO nicht reguliert ist. Anstatt Börsenprosekte gibt es sogenannte White Papers, die weit weniger informativ sind und ab und an auch «schönfärberisch» dargestellt werden, warnt Neumann.

Vor diesem Hintergrund glaubt Neumann auch nicht, dass die Mittelbeschaffung mittels Token das IPO-Geschäft der Banken konkurrenzieren werde. Im Video-Interview nennt er die Gründe, und er gibt unter anderem auch einen Ausblick auf das kommende IPO-Jahr.

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