In der Vergangenheit war das Geschäftsmodell der Schweizer Privatbanken in Stein gemeisselt. Es gab nichts daran zu rütteln. Der Umgang der Privatbanken mit ihrer Klientel hatte sich bewährt und würde es noch weitere zweihundert Jahre tun. Dachte man. Doch schneller als man es hätte annehmen können, kam es im Corona-Jahr 2020 zu epochalen Veränderungen: Gestandene Private Banker gaben ihre bisherige Unabhängigkeit auf und flüchteten sich in die Arme grösserer Konkurrenten.

Allen voran François Reyl (Bild unten), der die Bank seines Vaters Dominique dem italienischen Finanzgiganten Intesa Sanpaolo andiente. Zwar wird es das Schweizer Institut auch in Zukunft geben, und möglicherweise wird es sogar noch einen wesentlich grösseren Aktionsradius erhalten. Doch die Unabhängigkeit ist weg – künftig gehört die Banque Reyl einem italienischen Eigner.

FReyl 500

Noch eine andere Schweizer Traditionsbank wird es so wie bisher künftig nicht mehr geben: Landolt & Cie. Das in Lausanne beheimatete Finanzinstitut geht in der wesentlich grösseren, deutsch-französischen Bankengruppe Oddo BHF auf. Was zunächst als Fusion angekündigt wurde, entpuppte sich schon wenige Monate später als Übernahme, dank derer sich ein ausländisches Geldhaus im Schweizer Markt weiter ausbreiten kann. Die honorigen Swiss Private Banker Thierry Lombard und Pierre Landolt begeben sich damit in die Obhut deutsch-französischer Berufskollegen.

Ein weiteres Beispiel der grossen Neuorientierung in der Paradedisziplin des Schweizer Bankwesens ist Pâris Betrand. Das Genfer Finanzinstitut ging 2009 in Genf an den Start und schlug 2015 die Zelte auch in Luxemburg auf. Der Kundenstamm bestand aus wohlhabenden Familien, Familienunternehmern und institutionellen Anlegern, hauptsächlich aus der Schweiz und einigen europäischen Märkten. Neben der Vermögensverwaltung betrieb die Banque Pâris Bertrand auch etwas Asset Management. Insgesamt verwaltete das Geldhaus gut 6,5 Milliarden Franken.

Doch offenbar reichte das nicht aus. Vor wenigen Wochen gab das Unternehmen seine Unabhängigkeit auf und rutscht in den Schoss der Zürcher Bank Rothschild, wo sich die beiden einstigen Chefs, Pierre Pâris und Olivier Bertrand, mit dem neuen Titel Executive Vice Chairmen anfreunden müssen. Künftig betreuen sie als Angestellte unter dem Dach der traditionsreichen Marke Rothschild ihre Kunden.

4. Abstand vom Fintech-Boom

Das Bankensoftware-Haus Avaloq darf man getrost als eines der ältesten Schweizer Fintechs bezeichnen. Dort trägt sich dieser Tage ein gewichtiger Wechsel zu – und zwar jener des Co-Gründers und Präsidenten des Unternehmens, Francisco Fernandez (Bild unten). Er verlässt die Firma zwar nicht, doch diese verliert definitiv ihre Selbstständigkeit.

Denn Fernandez hat seine Beteiligung an Avaloq im vergangenen Oktober an den japanischen Technologiekonzern NEC verkauft und damit seine Tochter zum Weinen gebracht, wie er jüngst im Interview mit finews.ch bestätigte. Die Transaktion wurde dieser Tage abgeschlossen.

francisco fernandez 500

Auch eine der ersten Schweizer Banking-Apps musste in diesem Jahr einen Abgang verschmerzen: Gründer Michael Noorlander hat das Fintech Neon vergangenen September verlassen. Er glaubt aber weiterhin an den Erfolg des Startups, weswegen er seine Anteile behält, anstatt sich von seinen Co-Gründern auszahlen zu lassen.

Sofortiger Abgang

Schon im Juli zuvor kam es bei der Zuger Kryptobank Seba zum Paukenschlag. Der frühere UBS- und Julius-Bär-Banker Andreas Amschwand, der seit 2018 als Präsident des Verwaltungsrats der Seba Bank amtierte, verliess das Unternehmen per sofort.

Offensichtlich war es hinter denn Kulissen zu Meinungsverschiedenheiten über die Strategie des Instituts gekommen. Seither musste Seba weitere, teils prominente Abgänge verschmerzen, konnte aber im Dezember 20 Millionen Franken frisches Kapital lösen – und sieht sich damit für die Auslandsexpansion 2021 gewappnet.

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