Nach längerer Suche ist auch die Bank Rothschild & Co fündig geworden. Die Übernahme der Banque Paris Bertrand war umkämpft. Bestehende Familienbande mögen geholfen haben.

Die in Zürich ansässige Bank Rothschild & Co übernimmt die Banque Paris Bertrand in Genf: Damit erfolgt ein weiterer Konsolidierungsschritt in der Schweizer Privatbankenszene, der zuletzt auffällig oft über den sogenannten «Röstigraben» geführt hat.

So sicherte sich die Genfer One Swiss Bank im vergangenen November mit dem Kauf von Kunden-Assets der Falcon Private Bank gleich eine Niederlassung in Zürich. Im Juli setzte die bislang mehrheitlich in der Westschweiz tätige Banque Bonhôte zum Sprung an die Limmat an und kaufte die in Zürich ansässige Bank Private Client Partners. Ebenfalls im vergangenen Juli kaufte Oddo BHF die in Lausanne tätige Privatbank Landolt, um sie mit dem in Zürich ansässigen Oddo Wealth Management zusammenzubringen.

Wachstumssprung in Genf

Die Konsolidierung über den Röstigraben hinweg folgt einer einfachen Logik: Viele kleinere Privatbanken verfolgen zwar Geschäfte in den beiden führenden Schweizer Finanzzentren Genf und Zürich. Doch ist entweder Genf oder Zürich die jeweils deutlich kleinere Niederlassung.

Das ist jedenfalls bei Rothschild & Co der Fall: Die in Zürich ansässige Privatbank war in Genf bislang zwar präsent – jedoch mit sehr überschaubarer Grösse. Mit der Banque Pâris Betrand ändert sich das schlagartig. Das 2009 gegründete Institut wechselt mit 50 Mitarbeitern zur Rothschild in Genf. Dazu erhält Rothschild & Co noch ein zusätzliches Geschäft in Luxemburg, wo Pâris Betrand mit neun Mitarbeitern präsent ist.

Keine «Legacy»-Probleme

Rothschild & Co wächst nun auf rund 20 Milliarden Franken Kundenvermögen an – was im Beraterjargon und angesichts der Herausforderungen in der Branche gerne mit «zu klein, um zu überleben und zu gross, um zu sterben» bezeichnet wird. Auf Rothschild & Co trifft dies dank der Zugehörigkeit zur grösseren Rothschild-Gruppe wohl weniger zu.

Die 6,5 Milliarden Franken Kundengelder, welche Pâris Bertrand als Mitgift mitbringt, sind im Swiss Banking viel wert: Das Portfolio ist – gemäss Informationen von finews.ch – frei von «Legacy»-Problemen. Die Banque Pâris Bertrand wurde erst nach der Finanzkrise und mit dem Start der Weissgeld-Strategie des Schweizer Finanzplatzes gegründet.

Schlank aufgestellt

Die Qualität der Assets, hauptsächlich Schweizer Onshore-Gelder und Portfolios mit einer Grösse von über 5 Millionen Franken, hatte auch andere Interessenten angezogen. Wie es aus informierten Kreisen heisst, war Pâris Bertrand heiss umkämpft und Rothschild & Co setzte sich in einem Auktionsverfahren durch. Attraktiv machte das Geschäft auch die vorhandene Private-Equity-Expertise bei Pâris Bertrand und die schlanke Organisation mit einer weitgehend outgesourcten IT, was eine Integration stark vereinfacht.

Ein spezielle Note an der Übernahme ist: Rothschild-CEO Laurent Gagnebin ist der Sohn von Pâris-Bertrand-Verwaltungsratspräsident Georges Gagnebin. Dieser soll bei den Verhandlungen immer im Ausstand gewesen sein. Aber geschadet hat diese Beziehung bei der Vorbereitung der Übernahme sicherlich nicht.

Es fehlt die Bilanzstärke

Die Banque Pâris Bertrand ist eine der jüngeren Erfolgsgeschichten auf dem Schweizer Finanzplatz. In den zehn Jahren ihres Bestehens wuchs die Bank jeweils mit über 35 Prozent pro Jahr und positionierte sich erfolgreich in Anlage-Nischen.

Gleichwohl gelangten die Gründer der Bank, Pierre Pâris und Olivier Bertrand, zur Einsicht, dass es ihrer Bank schlicht an kritischer Grösse fehlt, um die nächsten Wachstumsschritte zu schaffen. Wie die Bank Reyl, die sich in die Arme der Grossbank Intesa San Paolo begibt, hat eine Bank dieser Grösse nicht die Bilanzstärke, um für eine UHNW-Klientel anspruchsvollere Dienstleistungen zu erbringen, die Kredite und Eigenkapital benötigen.

Zum Gründer-Duo Pâris und Betrand hatte sich mit der Private-Equity-Gesellschaft Investcorp im Jahr 2018 ein Grossaktionär gesellt. Die Bahrainer Investcorp war mit rund 40 Prozent bei der Banque Pâris Bertrand eingestiegen. Der Anstoss zum Verkauf sei nun allerdings allein von den beiden Gründern gekommen.

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