Bei der Credit Suisse Schweiz bildeten sie einst ein viel beachtetes Dreiergespann. Inzwischen sitzen diese Frauen allesamt im Top-Management – jedoch nicht mehr bei der Grossbank.

Jetzt ist auch Anke Bridge-Haux (Bild unten) auf dem Sprung. Wie finews.ch am (gestrigen) Mittwoch berichtete, wird sie im November den CEO-Posten bei der LGT Bank (Schweiz) antreten; der hiesigen Niederlassung der liechtensteinischen Fürstenbank.

Nach zwölf Jahren in leitenden Positionen kehrt die 45-jährige Managerin der Grossbank Credit Suisse (CS) Schweiz den Rücken. Dort ist die deutsch-schweizerische Doppelbürgerin zwar Teil der Geschäftsleitung. Doch seit den aufregenden Zeiten als CS-Digitalchefin ist es viel ruhiger geworden um sie.

Verlust einer Vorzeige-Bankerin

Bridgehaux 502

(Bild: LGT)

Zu ruhig? Mit Bridge-Haux geht jedenfalls eine Vorzeige-Bankerin bei der kriselnden Grossbank ab – und das letzte Mitglied eines weiblichen Dreiergespanns, das noch zu Zeiten des damaligen Schweiz-Chefs Thomas Gottstein das Geschäft im Heimmarkt prägte.

Die Rede ist von Bridge-Haux, Dagmar Kamber Borens (Bild ganz unten) und Florence Schnydrig Moser (Bild unten).

Anfang 2023 nochmals befördert

Wie nun bei Bridge-Haux markierte der Austritt bei beiden anderen Mangerinnen keineswegs einen Rückschritt: Kamber Borens ist seit Anfang Jahr nicht nur Schweiz-Chefin von State Street, der grössten Depotbank der Welt, sondern hat mit 51 Jahren nun auch die Verantwortung für das deutsche Depotbankgeschäft sowie die Gesamtleitung des Investor Services-Geschäfts für die Niederlande, Österreich und die nordischen Länder übernommen. Schnydrig Moser leitet das Private Banking der Zürcher Kantonalbank (ZKB), einer von fünf Schweizer Grossbanken.

Schnydrig 500

(Bild: ZKB)

Das Dreieck von einst ist damit weit über den Bankenplatz verteilt – und drei vielversprechende Frauenkarrieren bei der CS Geschichte.

Erste Abgängerin

Kamber Borens (Bild unten) war dabei die erste gewesen, die der Grossbank ganz den Rücken kehrte. Im Herbst 2018 hatte die Baslerin mit langer Asien-Erfahrung und Karriere bei der UBS die CS Schweiz verlassen. Dies, nachdem es zu einem Umbau der Geschäftsleitung gekommen war. Mit der Reorganisation wären der bisherigen operationellen Chefin (COO) von ihrem riesigen Betätigungsfeld als noch die IT und der Operations-Bereich geblieben. Kamber Borens zog die Konsequenzen.

Sinnigerweise trat damals Bridge-Haux als neue Digitalchefin ins Management der CS Schweiz ein. Eine Wendung, die nicht frei war von Ironie, war es doch Kamber Borens gewesen, welche die Jungbankerin 2016 mit der digitalen Agenda der CS Schweiz betraut hatte.

Dem Vernehmen nach hatten sich die beiden Managerinnen gut verstanden und eng zusammengearbeitet – mit der einstigen Produktechefin Florence Schnydrig Moser als Dritte im Bunde.

kamberbornes 500 copy

(Bild: zvg)

Letztere hatte unter anderem mit der Lancierung eines digitalen Sparschweins, dem Digipigi, mediales Aufsehen erregt. Allerdings bliebt dem mit einigem Aufwand entwickelten Angebot seither die Breitenwirkung versagt.

Quintet-Projekt abrupt verlassen

Die Walliserin war bereits im Sommer 2018 zur neuen Chefin der CS-Kreditkarten-Tochter Swisscard AECS ernannt worden. Das bewährte Trio, dass sich gegenseitig mit Rat und Tat unterstützte, hatte sich damit bereits aufgelöst.

Die Karrieren des Dreiergespannes hingegen keineswegs. Im August 2019 wurde Kamber Borens zur CEO der in Entstehung begriffenen Privatbank Quintet Schweiz berufen. Hinter dem viel beachteten Projekt stand der einstige UBS-Manager Jürg Zeltner, den Kamber Borens noch von ihrer Zeit bei der Schweizer Marktführerin kannte.

Zeltner hatte von den Eigentümern der Luxemburger KBL den Auftrag gefasst, das Banken-Konglomerat in eine Privatbanken-Boutique unter der Marke Quintet umzubauen. Doch Zeltner verstarb im März 2020 überraschend, und die Schweiz-Chefin verliess das Projekt abrupt.

Grossbanken-Methoden mitgenommen

Quintet Schweiz sollte als Privatbank nie richtig abheben; Ende 2021 übernahm die Tessiner Konkurrentin PKB die Kunden. Schon im Sommer jenes Jahres hatte Kamber Borens als Länderchefin von State Street angfangen.

Anfang 2021 hatte derweil Schnydrig Moser den Führungsposten bei der ZKB angetreten. Als Leiterin der Private Banking vetritt sie dort die nächste Generation in der Generaldirektion rund um den Bankchef Urs Baumann, der per Herbst 2022 den langjährigen Vorgänger Martin Scholl ablöste.

Aus ihrer Zeit bei der CS (und der UBS) brachte die ausgebildete Mathematikerin dabei neuen Methoden mit zur Staatsbank – etwa die Betreuung von Kunden durch Teams statt einzelnen Beratern sowie die Zentralisierung der Führung. Ebenfalls hat sie dort bereits Frauenkarrieren befördert – so etwa Ende vergangenen Jahres mit der Ernennung von Judith Albrecht zur Leiterin des Marktgebiets Zürichsee.

«Agenda selbst gestalten»

«Wer Karriere macht und beruflich aufsteigt, hat damit auch mehr Freiheit hat, seine Agenda selbst zu gestalten», sagte die 51-jährige Neo-Kantonalbankerin einst im Gespräch mit finews.ch.

Tatsächlich hat dies nicht nur Schnydrig Moser konsequent getan, sondern auch ihre einstigen Mitstreiterinnen aus CS-Zeiten. Anstatt eine Portfolio-Karriere als Verwaltungsrätinnen anzutreten, haben sie seither die höchsten Stufen in der operativen Führung erklommen. Nimmt man vergangene Karriereschritte zum Mass, wird man am Schweizer Bankenplatz von Bridge-Haux, Kamber Borens und Schnydrig Moser noch hören. Aber wohl eher nicht bei der CS.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.05%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.69%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.44%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.48%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.33%
pixel