Das Geschäft mit Online-Games steckt noch in den Kinderschuhen. Doch der Übergang von vielen konventionellen Spielen in die digitale Welt eröffnet für Anleger enorme Chancen, sagt Gérard Guerdat.


Dieser Beitrag erscheint in der Rubrik finews.first. Darin nehmen Autorinnen und Autoren wöchentlich Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen. Die Texte erscheinen auf Deutsch und Englisch. Die Auswahl der Texte liegt bei finews.ch.


Der Markt für Online-Spiele ist seit 2007 jedes Jahr um 12 Prozent gewachsen. Dabei macht dieses Segment nur knapp 10 Prozent des Bruttojahresumsatzes im weltweiten 400-Milliarden-Dollar schweren Spiele-Markt aus.

Angetrieben durch den beschleunigten Übergang vom konventionellen Glücksspielgeschäft zum digitalen Glücksspiel wird das Wachstum in den nächsten drei bis vier Jahren voraussichtlich im hohen einstelligen Bereich liegen und sich im Bereich Mobile Gaming sogar noch mehr beschleunigen.

Die Spiele-Branche lässt sich in drei Hauptakteure einteilen: die Betreiber, wie Paddy Power Betfair, William Hill oder Betsson; die Lieferanten, wie NetEnt, Evolution Gaming oder Kambi; und die Partner (Affiliates), wie XLMedia oder Catena Media

«Ihre Namen prangen auf den Trikots vieler prominenter Fussballclubs»

Entscheidend für Anleger ist, wie man von diesem Markt profitieren kann. Die Betreiber haben einen hohen Bekanntheitsgrad. Ihre Werbekampagnen sind überall präsent: im TV, auf Social-Media-Plattformen, und ihre Namen prangen auf den Trikots prominenter Fussballclubs.

Der Markt für Betreiber von konventionellen Spielgeschäften weist einen recht hohen Konsolidierungsgrad auf, während der Online-Markt stark fragmentiert ist. Angesichts der niedrigen Markteintrittsbarrieren für das Online-Segment ist die Anzahl der Betreiber in den vergangenen zwei Jahren in die Höhe geschossen. Hinzu kommt, dass ihre Angebote nur sehr wenig diversifiziert sind; sie müssen also ständig hohe Kapitalbeträge für das Marketing ausgeben, um Kunden zu gewinnen und zu halten. Lieferanten haben indes den Vorteil, mit zahlreichen Betreibern zusammenarbeiten zu können.

«Oft bleibt den Unternehmen ein Wettbewerbsvorteil nur wenige Monate erhalten»

Aber auch die Lieferanten unterscheiden sich nur wenig voneinander. Die Unternehmen können zwar neue Ideen zur Markteinführung bringen, um sich ihren Vorsprung vor der Konkurrenz zu erhalten. Doch oft bleibt ihnen dieser Wettbewerbsvorteil nur wenige Monate erhalten. Dann nämlich holen die anderen Akteure mit einem ähnlichen Produkt zum Gegenschlag aus. Hinzu kommt, dass die attraktivsten Unternehmen in diesem Branchensegment sehr bekannt sind und bereits hohe Bewertungen aufweisen.

Damit bleiben die Affiliates. Diese Firmen generieren Besucherverkehr für ihre Kunden, die Glücksspielbetreiber – oft durch ein Netz aus eigenen Websites, die als Portale fungieren, über die sich die Kunden Zugang verschaffen. Affiliates haben einen bedeutenden Vorteil: Sie können betreiberunabhängig sein. Dadurch bieten sie ein breites und effizientes Exposure im Markt für digitale Spiele.

Sehr wenige dieser Unternehmen sind börsennotiert. In der Regel sind sie viel kleiner als die anderen Akteure in der Branche. Ein wichtiger Grund dafür ist die nach wie vor enorm starke Fragmentierung des Affiliate-Marktes. Ein weiterer Grund ist das im Allgemeinen schlechte Verständnis für das Geschäftsmodell der Affiliates.

«Dieses Segment könnte ein hohes Wachstumspotenzial haben»

Diese wenden performancebasierte Verträge an. Ihre Kunden müssen also nicht einen einzigen Rappen ausgeben, bevor die neuen Kunden profitabel werden. Am gängigsten ist ein Vertragsmodell mit Umsatzbeteiligung auf Lebenszeit, bei dem sich der Affiliate den vom Benutzer generierten Netto-Spielumsatz im Verhältnis 50/50 mit dem Betreiber teilt. Ein solches Geschäft ist natürlich mit den ihm eigenen Risiken verbunden. Allerdings bieten die günstigen Bewertungen und die Betreiberunabhängigkeit die attraktivsten Möglichkeiten, um vom wachsenden Markt für digitale Spiele zu profitieren.

Interessante Möglichkeiten unter den Affiliates bietet die Firma XL Media. Die Performance-Marketing-Kampagnen des Unternehmens führen den Spiele-Betreibern mit sehr grossem Erfolg Akteure zu. Darüber hinaus weitet das Unternehmen seine Präsenz rasant auf den Bereich Online Social Gaming aus. Dies ist eine Diversifizierung weg vom reinen Glücksspielgeschäft.

Im Zuge der Expansion der digitalen Welt könnte dieses Segment ein hohes Wachstumspotenzial haben. Gegenwind in der Spiele-Branche wird potenziell wohl immer durch Regulierung und die Aufrechterhaltung der Margen kommen. Allerdings ist die im Zyklus gezeigte Widerstandsfähigkeit der Branche ein gutes Argument für eine Investition.


Gérard Guerdat ist Portfolio-Analyst bei Syz Asset Management.


Bisherige Texte von: Rudi Bogni, Oliver Berger, Rolf Banz, Samuel Gerber, Werner Vogt, Walter Wittmann, Alfred Mettler, Robert Holzach, Craig Murray, David Zollinger, Arthur Bolliger, Beat Kappeler, Chris Rowe, Stefan Gerlach, Marc Lussy, Samuel Gerber, Nuno Fernandes, Beat Wittmann, Richard Egger, Didier Saint-Georges, Dieter Ruloff, Marco Bargel, Steve Hanke, Urs Schoettli, Maurice Pedergnana, Stefan Kreuzkamp, Oliver Bussmann, Michael Benz, Albert Steck, Andreas Britt, Martin Dahinden, Thomas Fedier, Alfred Mettler, Brigitte Strebel, Peter Hody, Mirjam Staub-Bisang, Guido Schilling, Adriano B. Lucatelli, Nicolas Roth, Thorsten Polleit, Kim Iskyan, Dan Steinbock, Stephen Dover, Denise Kenyon-Rouvinez, Christian Dreyer, Peter Kurer, Kinan Khadam-Al-Jame, Werner E. Rutsch, Robert Hemmi, Claude Baumann, Anton Affentranger, Yves Mirabaud, Katharina Bart, Frédéric Papp und Hans-Martin Kraus.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.51%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.54%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.21%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.11%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.63%
pixel