Der «Crypto Winter» sollte zum Anlass genommen werden, den Dialog zu fördern, wie Banken und Blockchain-Firmen zusammenarbeiten können, schreibt Michael Welti für finews.first.


Dieser Beitrag erscheint in der Rubrik finews.first. Darin nehmen Autorinnen und Autoren wöchentlich Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen. Die Texte erscheinen auf Deutsch und Englisch. Die Auswahl der Texte liegt bei finews.ch.


Wir stehen ganz am Anfang einer sehr spannenden Entwicklung. Verschiedene Staaten, Zentralbanken, NGO’s und private Organisationen arbeiten an Lösungen, um die Prozesse effizienter, kosteneffektiv und sicherer zu gestalten. Sie bringen damit sowohl neue Geschäftsmöglichkeiten als auch Unterstützungen in Regionen, wo sie dringend benötigt wird. Bis vor einigen Monaten war es noch in aller Munde, dass nur die Blockchain und deren dezentrale Lösungen die einzig Gangart für jede Art von Lösung von auf dieser Welt seien. Im Speziellen seien die zentral geführten Banken weltweit und deren Funktion als «trusted party» zu ersetzen.

Mittlerweile wissen wir nun, dass nicht für jede Lösung die Blockchain benötigt wird. Und frei nach dem Motto «Wo Blockchain draufsteht, ist nicht immer Blockchain drin» setzt der Crypto-Winter vielen Firmen zu. Gleichzeitig ist die Kompetenz beim Regulator gestiegen und die Unterstützung in der Politik gewachsten. Somit kommt es zu einer natürlichen Selektion, bei der sich echte Lösungen mit guter Governance durchsetzen werden.

«Die Schweiz wird wieder als «Land of Milk and Honey» wahrgenommen»

Die Regulierung nimmt Fahrt auf: Die Blockchain-Community darf dies durchaus als Erfolg verbuchen. Denn dies ist das unverkennbare Zeichen, dass diese Bewegung nun auf dem Weg ist, ein erfolgreiches Business-Modell zu werden. Die Vision wird langsam aber sicher zur Realität.

Inmitten des Crypto-Winters wird nun vielen bewusst, dass die angestrebte Revolution des Finanzmarktes vorübergehend ins Stocken geraten ist. Die Fintech-Entrepreneurs haben das Potenzial der Blockchain früh erkannt, sich positioniert und die aktive Entwicklung vorwärtsgetrieben. Dies geschah oftmals in der Schweiz: Die Immigration von Talenten, meistens in Zürich und Zug, fördert weiter den multikulturellen Ansatz unserer tollen Schweizer Heimat.

Wie einst in Forschung und Entwicklung sind wir nun in der Lage, die besten Talente in der Schweiz anzusiedeln. In Sachen Blockchain ist die Schweiz eine der Trendsetterinnen, erlangt globale Aufmerksamkeit und positioniert sich als Innovationsfördererin zum Beispiel für Business-Hubs. Die Schweiz wird wieder als «Land of Milk and Honey» wahrgenommen – dies dank des unerschütterlichen Glaubens und Tatendrangs der Blockchain-Innovatoren und Unternehmer.

«Die Neo-Banken zeigen, dass das Durchbrechen traditioneller Muster möglich ist»

Oftmals wird aber eines völlig ignoriert: Es ist nicht relevant, wer das Rennen um die Innovation gewinnt. Es ist nicht relevant, ob es die zentral organisierten Finanzinstitute oder die tausenden von Startups und etablierten Firmen sind, die mit Hochdruck an dezentralen Lösungen arbeiten. Es muss vor allem eine Lösung sein, die für Kunden entsprechende Vorteile bietet. Der «Crypto-Winter» sollte zum Anlass genommen werden, den Dialog zu fördern, wie Banken und Blockchain-Firmen zusammenarbeiten können, um beste Lösungen für die Kunden anzubieten.

Die Neo-Banken zeigen bereits, dass das Durchbrechen von traditionellen Mustern möglich ist. Das begann mit Angeboten, die in erster Linie auf Millennials abzielten. Nun kommen auch schon etablierte HNWI’s und UHNWI’s auf den Geschmack. Angefangen mit Kreditkartenlösungen, die lange überfällig waren, geht dies nun weiter mit effizienten Anlagevorschlägen, Robo-Advisor, Trading-Funktionen und vielem mehr.

«Bei etablierten Banken steht viel auf dem Spiel»

Die Innovatoren aus dem Fintech-Bereich halten die Banken auf Trab: Die etablierten Banken müssen nun selbst Innovationen vorantreiben. Sie sind aber nicht unter Zeitdruck und präsentieren daher nicht gleich die ersten Ideen. Denn bei den etablierten Banken steht viel auf dem Spiel: existierende Kunden und deren Vertrauen, die Banklizenzen, bewährte Prozesse, Investoren, Reputation sowie Arbeitsplätze.

Startups können hier agiler agieren und höhere Risiken eingehen. Daher sind die möglichen Erträge oft um ein Vielfaches höher. Das Risk-Reward-Ratio muss jede Organisation und deren Investoren selbst bestimmen und verantworten. Gut so, denn Konkurrenz belebt das Geschäft und soll dem Kunden am Ende einen Mehrwert bringen. Eigentlich geht es darum, bessere Lösungen für alle anzubieten. Es wird eine Brücke zwischen Banking und Blockchain gebaut werden. Die beiden Bereiche müssen zusammenfinden und wie so oft, das «Beste aus zwei Welten miteinander kombinieren».


Michael A. Welti ist Head Zürich und Managing Director im Wealth Management bei der Genfer Bankengruppe Reyl & Cie.


Bisherige Texte von: Rudi BogniOliver BergerRolf BanzWerner VogtWalter WittmannAlfred Mettler, Robert HolzachCraig MurrayDavid ZollingerArthur BolligerBeat KappelerChris RoweStefan GerlachMarc Lussy, Nuno FernandesRichard EggerDieter RuloffMarco BargelSteve HankeUrs Schoettli, Maurice PedergnanaStefan Kreuzkamp, Oliver BussmannMichael BenzAlbert Steck, Andreas BrittMartin DahindenThomas FedierAlfred MettlerBrigitte Strebel, Mirjam Staub-Bisang, Thorsten PolleitKim IskyanStephen DoverDenise Kenyon-RouvinezChristian DreyerKinan Khadam-Al-JameRobert HemmiAnton AffentrangerYves Mirabaud, Hans-Martin KrausGérard GuerdatDidier Saint-GeorgesMario BassiStephen ThariyanDan SteinbockRino BoriniBert FlossbachMichael HasenstabGuido SchillingWerner E. RutschDorte Bech VizardAdriano B. LucatelliKatharina BartMaya BhandariJean TiroleHans Jakob RothMarco MartinelliBeat WittmannThomas Sutter, Tom King, Werner PeyerThomas KupferPeter Kurer, Arturo Bris, Frédéric Papp, James Syme, Dennis Larsen, Bernd Kramer, Ralph Ebert, Marionna Wegenstein, Armin JansNicolas Roth, Hans Ulrich Jost, Patrick Hunger, Fabrizio QuirighettiClaire Shaw, Peter FanconiAlex Wolf, Dan Steinbock, Patrick Scheurle, Sandro Occhilupo, Will Ballard, Michael Bornhäusser, Nicholas Yeo, Claude-Alain Margelisch, Jean-François Hirschel, Jens Pongratz, Samuel Gerber, Philipp Weckherlin, Anne Richards, Antoni Trenchev, Benoit Barbereau, Pascal R. Bersier, Shaul Lifshitz, Ana Botín, Martin Gilbert, Jesper Koll, Ingo Rauser, Carlo Capaul, Claude Baumann, Markus Winkler, Konrad Hummler, Thomas Steinemann, Karin M. Klossek, Michael A. Welti, Christina Böck, Guillaume Compeyron, Miro Zivkovic, Alexander F. Wagner, Eric Heymann, Christoph Sax, Felix Brem, Jochen Möbert, Jacques-Aurélien Marcireau, Peter Hody, Ursula Finsterwald, Claudia Kraaz und Michel Longhini.

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