Am Begriff «Robo Advisor» störe sie vor allem das Wort «Advisor», weil viele dieser digitalen Angebote herzlich wenig mit Beratung zu tun hätten», erklärt Delia Steiner im Interview mit finews.tv.

Oftmals seien Robo Advisors nur digital unterstützte Vermögensverwaltungs-Mandate oder vielleicht noch ein wenig ketzerischer gesagt, bloss sophistizierte Fondsinvestment-Produkte, sagt Delia Steiner, Schweizer Länderchefin der internationalen Softwarefirma Aixigo.

Mittlerweile gebe es durchaus Angebote, bei denen gewisse Beratungsaspekte inbegriffen seien, trotzdem bleibe der fahle Beigeschmack, dass irgendwie alles, was mit digitalem Investieren zu tun habe, als Robo Advisor bezeichnet werde. «Das macht es für die Kundinnen und Kunden besonders schwierig, die verschiedenen Angebote zu differenzieren», sagt Steiner weiter.

Für Steiner gibt es gute Gründe, weshalb Robo Advisors nicht krisentauglich sind. Gerade der fehlende menschliche Aspekt für dazu, dass manche Kundinnen und Kunden bei einem Börsencrash in Panik geraten und alles verkaufen würden. «Das ist der Anfängerfehler Nummer eins – seiner Strategie nicht treu zu bleiben», sagt die Beraterin. Ausserdem würden viele Robo Advisors, die auf ETFs aufbauen würden, in Krisenzeiten schlechter arbeiten.

Krisentaugliche Robo Advisors?

Es gebe aber durchaus auch Argumente dafür, dass Robo Advisors krisentauglich seien. «Eine Maschine reagiert schneller auf Marktbewegungen als der Mensch, und ein Robo Advisor kann breiteres Datenwerk beiziehen, um Schwankungen früher zu erkennen oder abzufedern», erklärt Steiner.

Grundsätzlich bedauert Steiner, dass viele Kundinnen und Kunden Robo Advisors einfach in eine Schublade stecken und sich sagen, in ETFs investieren kann ich selbst und ein paar Einzelaktien kaufen auch.

Günstiger Zeitpunkt

«Dabei ist Robo Advisor nicht gleich Robo Advisor», betont die Aixigo-Kaderfrau. Insofern hätten manche Tools unverdient einen schlechten Ruf. «Dem entgegenzuwirken und den Robo Advisors Beratung einzubauen, ist unsere Aufgabe.

Für Steiner ist der Zeitpunkt dafür günstig. Gemäss dem Research-Unternehmen Gartner befindet sich das Phänomen des Robo Advisors derzeit im «Tal der Ernüchterung». Das ergebe sich, wenn eine Innovation nach dem initialen Hype und in eine neue Phase gelange, weil man dann feststelle, dass das Tool nicht alle Erwartungen erfülle, die man in die jeweilige Innovation gesetzt habe.

In ständigem Austausch

«Aber diese Phase hat den Vorteil, dass man erkennt, was in der Vergangenheit nicht funktioniert hat, und was zukunftsweisend ist», unterstreicht Steiner.

Hier habe sich die Notwendigkeit des menschlichen Begleiters respektive Beraters klar gezeigt. «Wir sprechen schon seit Jahren vom hybriden Modell. Damit ist nicht nur gemeint, dass ich meinen Berater oder meine Beraterin anrufen kann, sondern dass ich über die digitalen Tools in ständigem Austausch mit ihm oder ihr stehe», sagt Steiner.

Nächster Schritt: Hyper-Personalisierung

Und mit der erwarteten Hyper-Personalisierung werde man den Kundinnen und Kunden gezielt auf ihr Profil abgestimmte Investmentprodukte und -strategien anbieten können – mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz, Natural Language Processing und automatisierten Tools, die als Ergänzung zum menschlichen Berater fungieren», erklärt die Aixigo-Managerin gegenüber finews.tv.

 

 

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