Die hiesige Bankbranche müsse der übermächtigen US-Tech-Konkurrenz Paroli bieten, sagt Kristine Braden im Interview mit finews.ch-TV. Die Chefin der Citibank in der Schweiz sagt wie.

An sich ist Kristine Braden die höchstrangige Managerin im Swiss Banking, aber ausserhalb der Branche kaum bekannt. Und dies, obschon sie seit drei Jahren Chefin des amerikanischen Finanzgiganten Citi in der Schweiz ist. Doch in Berufskreisen ist sie dank ihrer beharrlichen Lobby-Arbeit für den Schweizer Finanzplatz mittlerweile eine angesehene und überaus geschätzte Person. 

Ihr Ratschlag für die Schweiz? Sich anpassen an die digitale Realität von heute und zwar vor allem in Bezug auf das, was der Kunden will und erwartet. Oder wie es Braden im Interview mit finews.ch-TV formuliert: «Die Schweiz profitierte früher von einer Menge Bankkunden, die ins Land kamen. Nun muss die Schweiz selber raus.» 

Braden, die ganze elf Jahre für die Citibank in Asien arbeitete, ermahnt die Schweizer Finanzbranche, sich zu rüsten gegen die Invasion der Techgiganten wie Google, Apple und Facebook. Denn es sei nurmehr eine Frage der Zeit, bis sich diese auch der hiesigen Finanzbranche bemächtigten.

In einflussreichen Organisationen

«Die Schweizer Finanzbranche sollte alles daran setzen, sich zu verteidigen und neue Kooperationsmöglichkeiten zu entwickeln», sagt die Bankerin. «Früher ging es in der Branche nur um Wettbewerb. Heute, in einem sich rasch verändernden Umfeld, geht es um Zusammenarbeit in unterschiedlichsten Formen.»

Braden war im vergangenen Jahr die erste Frau im Verwaltungsrat der Schweizerischen Bankiervereinigung. Parallel dazu ist sie Vizepräsidentin des Verbands der Auslandsbanken in der Schweiz, einer einflussreichen Organisation, der namhafte Institute wie HSBC, Deutsche Bank, J. Safra Sarasin und eben auch die Citi angehören.

In der Schweiz verwaltet das US-Institut fast 30 Milliarden Franken an Kundengeldern und zählt damit zu den grösseren Auslandsinstituten.

Nicht mehr relevant

Die Amerikanerin ist auch die lokale Chefin von Advance, einer Vereinigung, die darauf bedacht ist, Frauen in Management-Positionen zu fördern. In der Schweiz besteht diesbezüglich einiger Nachholbedarf, rangiert doch unser Land weit hinter den USA oder Grossbritannien, wie der «Glass Ceiling Index» der britischen Wochenzeitschrift «The Economist» illustriert.

«Wenn etwas ändern sollte, damit die Schweizer Wirtschaft kompetitiv bleibt, dann ist es die Geschlechter-Diversität in den Kaderpositionen», betont Braden, denn gerade die Wirtschaft benötige ein vielschichtiges Denken und Agieren. «So, wie man früher geschäftet hat, ist heute nicht mehr relevant», sagt Braden.

Informelle Quoten

In der Schweizer Bankbranche ist der Anteil an Frauen in Kaderpositionen tatsächlich noch immer sehr klein. Vor diesem Hintergrund sind die grossen Institute auch dazu übergegangen, informelle Quoten und Karriereförderungs-Programme einzuführen, wie finews.ch verschiedentlich berichtete.

 

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