Die US-Grossbank Citigroup fordert ihre Kundschaft auf, freiwillig aufs Schweizer Bankgeheimnis zu verzichten. Schweiz-Chefin Kristine Braden sagt gegenüber finews.ch, welche Erfahrungen sie damit macht.

Unter Ex-Bundesrat Hans-Rudolf Merz galt das Bankgeheimnis noch als unverhandelbar. Im Steuerstreit kostetet es die Schweizer Banken dann Milliarden von Franken – und ist nun mit Blick auf den Automatischen Informations-Austausch (AIA) mit dem Ausland faktisch zur Makulatur geworden.

Dennoch dürfte das, was Kristine Braden jetzt von ihren schwerreichen Privatkunden verlangt, im Swiss Banking für einiges Aufsehen sorgen. Die Bankerin, die vor 18 Monaten als Länderchefin der amerikanischen Bank Citigroup in der Schweiz antrat, fordert die Klientel nämlich auf, ganz aufs Bankgeheimnis zu verzichten.

«No big deal»

Freiwillig natürlich, wie Braden im Gespräch mit finews.ch festhält. «Wir bieten unseren Kunden die Möglichkeit, der grenzüberschreitenden Freigabe von Daten zuzustimmen.» Dies, weil man weiterhin den Kunden sämtliche Dienste von der Schweiz aus anbieten möchte.

Was vor zwei Jahren wohl noch für Protestschreie gesorgt hätte, ist laut der Bankerin heute «no big deal» mehr. Die Reaktion der Kunden auf den Vorschlag sei im Grossen und Ganzen positiv ausgefallen.

Sowieso bringe die Klientel der Citigroup Privatbank ihr Vermögen wegen der Stabilität des Landes, dem Service und dem Produkteangebot in die Schweiz – und nicht etwa wegen der Geheimhaltung ihrer Daten, glaubt Braden.

Keine Kunden verloren

Entsprechend habe die Bank wegen der Aktion – die erste ihrer Art hierzulande – auch keine Kunden verloren. «Obwohl mich viele Kollegen genau das gefragt haben, als sie davon erfuhren», berichtet Braden.

Dies habe wohl auch damit zu tun, dass die Kunden das globale Netzwerk der Citigroup nutzen können. «Wenn wir eine reine Schweizer Bank wären, sähe das vielleicht anders aus», gibt die Bankerin zu bedenken.

Im Gegensatz zu zahlreichen Schweizer Konkurrenten kam Citigroup hierzulande auch nie ins Fadenkreuz des amerikanischen Justizdepartements (Department of Justice DoJ). Dies, weil die Ländergesellschaft bereits vor Jahren aus dem Geschäft mit US-Kunden ausgestiegen ist, wie Braden weiter berichtete.

Nicht im US-Programm dabei

So war Citigroup auch nicht Teil des Programms zur Beilegung des Steuerstreits mit den USA, an dem zahlreiche hiesige Institute teilnahmen.

Dabei mangelt es dem Institut nicht an Profil in der Schweiz. Citigroup verdiente im hiesigen Private Banking letztes Jahr rund 18 Millionen Franken und gehört damit zu den grösseren Auslands-Instituten im Geschäft. Gegenüber den 17,2 Milliarden Franken, welche der amerikanische Konzern 2015 insgesamt als Gewinn verbuchte, nimmt sich dies allerdings winzig aus.

Ein sehr coole Welt

Umso grösser sind die Kunden, die Brader anvisiert: Wer weniger als 25 Millionen Dollar zur Bank bringt, fällt durchs Raster.

Für jene Superreichen spielen Ländergrenzen keine grosse Rolle mehr, berichtet die Schweiz-Chefin weiter. Die Geschäftsbeziehungen reichen rund um den Globus, die Kinder und Enkel werden in Elite-Instituten in den USA oder Grossbritannien erzogen, und die eigene Nationalität verliere an Bedeutung.

«Eine derart globale Klasse hat es zuvor in der Geschichte wohl nie gegeben», urteilt Braden. «Das ist eine sehr coole Welt, in der wir gegenwärtig Leben».

Hinderliches Geheimnis

Doch damit das Leben der Superreichen cool und reibungslos abläuft, muss eine Bank auch in London oder in Saudiarabien jederzeit für sie da sein – mit den nötigen Informationen. Und da ist das tradierte Bankgeheimnis eher hinderlich. «Wenn ein Kunde der grenzüberschreitenden Datenfreigabe zustimmt, dann können wir ein Produkt ausarbeiten, das jederzeit und überall die gewünschten Informationen zur Verfügung stellt» sagt Braden.

Denn: «Zuvor konnten wir nur zeigen, was ausserhalb der Schweiz gespeichert wurde. Aber nicht, was im Land drin war.»

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