Der Lebensversicherer ist wie andere Schweizer Finanzkonzerne auch Nutzniesser von Zuwanderung und Expertise aus dem Ausland. Da dürften die neuen SVP-Positionen von Präsident Rolf Dörig für einiges Stirnrunzeln sorgen – auch bei Swiss Life selbst, findet finews.ch.

Rolf Dörig hat mit seiner SVP-Mitgliedschaft und einem Interview in der Zeitung «Sonntagsblick» für Aufsehen gesorgt. Dabei vertritt der Swiss-Life-Präsident die Parteilinie zur Zuwanderung und die These, dass nur eine Begrenzung derselben eine Überlastung der Schweiz verhindern kann.

In der Frage der Zuwanderung, fand der Finanzprofi, sei niemand so konsequent wie die rechtsbürgerliche Partei. Und diesbezüglich, sagte Dörig, sei auch er «in der Sache knallhart.»

Nicht-Schweizer im Verwaltungsrat

Nicht zuletzt bei einigen seiner Mitarbeitenden könnten solche knallharten Aussagen zu Irritationen führen. Der Lebensversicherungs-Konzern zählt nämlich zu den Profiteuren der Zuwanderung aus dem Ausland. Die Swiss Life ist mit rund 4'200 Mitarbeitenden nicht nur eine der grossen Arbeitgeberinnen der Schweiz – aufgrund der Branchenzugehörigkeit und wegen der internationalen Ausrichtung des Lebensversicherers dürfte auch der Anteil an Nicht-Schweizern überdurchschnittlich hoch liegen.

Doch wenn Neo-SVP-Mitglied Dörig mit seinen Kolleginnen und Kollegen im Verwaltungsrat zusammenkommt, hat er sozusagen immer auch gleich die Folgen der Zuwanderung in die Schweiz vor Augen. In dem zwölfköpfigen Gremium sind drei Nicht-Schweizer vertreten, und zwei Schweizer mit einer zweiten Staatsbürgerschaft.

In seinem Interview mit dem «Sonntagsblick» betont Dörig, dass in der Frage der Zuwanderung niemand so konsequent sei wie die SVP, was bei einigen der eigenen Mitarbeitenden für Irritationen sorgen dürfte. «Da bin auch ich in der Sache knallhart.»

Weltoffen und familienfreundlich?

Da drängt sich förmlich die Frage auf, wie die Personalgewinnung von Swiss Life aussähe, wenn man die Masstäbe der SVP anlegte. Wie attraktiv, weltoffen und familienfreundlich kann sich ein Arbeitgeber darstellen, wenn der eigene Verwaltungspräsident Saisonniersregelungen ohne Familiennachzug das Wort redet?

Natürlich würde das nicht den Bereich der von Swiss Life gesuchten gut ausgebildeten Fachkräfte betreffen. Diese «bereichern» nämlich im wahrsten Sinne des Wortes die Schweiz. Oft mit akademischem Abschluss und ohne zuvor das Schweizer Bildungssystem zu belasten, zahlen sie nicht nur Steuern und AHV-Beiträge. Auch ein ordentlicher Teil der Einzahlungen in die 2. Säule, immerhin ein Kerngeschäft von Swiss Life, dürfte aus den Gehältern stammen, die gut qualifizierte Einwanderer in der Schweiz verdienen.

Nutzniesser auch am Immbilienmarkt

Und noch ein anderes Geschäftsfeld des Konzerns wird von der Zuwanderung befeuert. Die Swiss Life ist Eigentümerin des grössten privaten Immobilienportfolios der Schweiz. Dass die Zuwanderung Mieten und Immobilienpreise hoch hält, ist eine Binsenweisheit. Wenn eine Fachkraft in die Schweiz einwandert ist klar, dass sie am Mietmarkt fast immer den Spitzenpreis zahlt. Während gleichaltrige Kolleginnen und Kollegen teilweise schon jahrelang in oft günstigeren Wohnungen leben, muss der Zuzügler das nehmen, was auf dem freien Markt verfügbar ist.

Die irreführenden Behauptungen um die Zuwanderung seit Einführung der Personenfreizügigkeit (PFZ) werden auch durch immerwährendes Wiederkäuen nicht wahrer. So lag laut den Daten des Bundesamtes für Statistik der Anteil der Beschäftigten mit Tertiärabschluss, also einer höheren Berufsbildung und Hochschule, bei den PFZ-Einwanderern von 2002 bis 2019 mit 55 Prozent. Das ist mehr als der Durchschnitt unter Schweizerinnen und Schweizern mit 42 Prozent.

Angesichts des oft beklagten Fachkräftemangels dürfte dieser Netto-Bildungsimport auch weiter bei den Unternehmen gefragt bleiben, nicht nur in der Finanzindustrie.

Anrecht auf persönliche Meinung

Eins ist sicher: Verwaltungspräsident Dörig, der dem Aufsichtsgremium bereits seit 2009 vorsteht, hat sich mit der klaren parteipolitischen Positionierung angreifbar gemacht. Alles eine persönliche Meinung des 65-jährigen, die mit dem Unternehmen nicht in Verbindung steht, wird das Argument lauten. Und ja, auch ein Manager hat ein Anrecht darauf, seine politischen Positionen zu vertreten.

Tatsächlich wird die Politik vom Assekuranz-Konzern grosszügig alimentiert. Laut Jahresbericht hat die Swiss Life 2021 in der Schweiz bürgerliche Parteien und einzelne Politikerinnen und Politiker mit rund 500'000 Franken finanziell unterstützt. Um welche Parteien und Personen es sich dabei handelt, wird nicht genannt. Anlässlich der eidgenössischen Wahlen 2023 kommt erstmals die Offenlegungspflicht zur Anwendung. Sehr gut möglich also, dass dort auch der Name Swiss Life auftauchen wird.

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