Die UBS erhebt einen Strafzins auf grosse Eurobestände europäischer Kunden, wie Recherchen von finews.ch ergaben. Die Massnahme ist eine Reaktion auf die von der EZB eingeführten Negativzinsen.

Der Damm ist gebrochen – zumindest bei der UBS: Beim grössten Schweizer Finanzinstitut müssen europäische Privatkunden für grössere Eurobestände künftig eine Gebühr bezahlen, wie zwei voneinander unabhängige Quellen gegenüber finews.ch erklärten.

Ein UBS-Sprecher bestätigte am Dienstagabend auf Anfrage diese Informationen und ergänzte: «Wir sind bestrebt, Lösungen zu finden und arbeiten eng mit allen betroffenen Kunden zusammen, um solche Gebühren zu vermeiden.»

Erstmals kommen Privatkunden an die Kasse

Es ist das erste Mal, dass im anhaltenden Negativzinsumfeld Privatkunden eine Gebühr bezahlen müssen. Bislang waren nur institutionelle Kunden wie Pensionskassen und andere Vorsorgeeinrichtungen davon tangiert gewesen.

Wie weitere Recherchen ergaben, beläuft sich die Gebühr auf 0,60 Prozent und wird auf alle Euro-Barbestände von über einer Milllion Euro erhoben. Sie wird dem weiteren Vernehmen nach am 1. Mai 2017 eingeführt.

Kunden horten Bargeld

Rekordtiefe Zinsen in der Eurozone und anderswo sowie zahlreiche Kunden, die hohe Barbestände in ihren Vermögen halten – anstatt sie zu investieren –, haben die UBS nun offenbar dazu bewogen, die Negativzinsen, die sie den Zentralbanken – darunter auch der Schweizerischen Nationalbank (SNB) – bezahlen müssen, auf ihre Klientel abzuwälzen.

Ob diese Massnahmen die Kundschaft dazu bewegen wird, ihre Barbestände wieder vermehrt in Wertschriften und andere Anlagen zu investieren, bleibt abzuwarten. Nach wie vor herrscht unter vielen Kunden und trotz der jüngsten Börsenhausse, die der Wahlsieg von Donald Trump in den USA ausgelöst hat, eine grosse Verunsicherung.

Vielschichtige Ängste

Zum einen erachten es viele Anleger im Moment als höchst riskant, in bereits hoch bewertete Aktien zu investieren, und zum andern wächst die Vermutung, dass sich der von US-Präsident Trump angekündigte Protektionismus negativ auf die Weltwirtschaft auswirken könnte.

Die EZB führte ihre Negativzinsen vor mehr als zwei Jahren ein, in der Hoffnung, so die Investitionstätigkeit in der stagnierenden Eurozone anzuheizen.

Zusätzliche Massnahmen?

Die UBS informierte die betroffene Klientel bereits. Laut weiteren Stimmen will die Bank die weitere Entwicklung sowie allfällige Veränderungen im Markt genau beobachten und evaluieren, ob zusätzliche Massnahmen notwendig werden.

Schweizer Retailkunden sind von derlei Massnahmen vorläufig nicht betroffen. Ein entsprechender Schritt käme aber zweifelsohne einem Tabubruch gleich und liess sich angesichts der zu erwartenden Reaktionen vermutlich nur im Verbund mit anderen Banken orchestrieren.

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