Prinz Max von Liechtenstein, CEO der LGT, sieht in der Umweltproblematik aber auch in der Konzentration von Einkommen und Vermögen gefährliche Trends, wie er im Interview mit finews.ch erklärt.


Prinz Max, der verstorbene Wirtschaftsnobelpreisträger Milton Friedman, ein klassischer Liberaler, sagte einmal: «Die soziale Verantwortung eines Unternehmens besteht darin, die Gewinne zu erhöhen.» Von unternehmerischem Engagement für die Umwelt oder Gesellschaft hielt er wenig. Wie sehen Sie das?

Natürlich hat ein Unternehmen als Hauptaufgabe, sich in seinen Kernbereichen gut zu entwickeln und Gewinne zu erzielen. Um dieses Ziel zu erreichen, wäre es aber falsch, sich nur auf die Gewinnmaximierung zu fixieren.

Warum?

Dies führt oft dazu, dass der Blick zu eng und kurzfristig wird. Langfristig können Unternehmen nur in einer gesunden Gesellschaft florieren, und sie sind auf ein positives Verhältnis zur Gesellschaft angewiesen.

«Wir können nicht einfach nur nehmen»

Deshalb können wir nicht einfach nur nehmen – ohne auf soziale und ökologische Aspekte zu achten – und unsere kurzfristigen Gewinne maximieren. Wir müssen der Gesellschaft auch etwas zurückgeben und dazu beitragen, unsere Umwelt zu erhalten.

Abgesehen von wirtschaftlichen Überlegungen: Ist Ihnen die Nachhaltigkeit der LGT auch ein persönliches Anliegen?

Die Nachhaltigkeit und Langfristigkeit sind Werte und Verhaltensweisen, die in unserer Familie immer eine grosse Rolle gespielt haben. Ich bin davon überzeugt, dass diese Werte wesentlich dazu beigetragen haben, dass die Familie über Jahrhunderte hinweg einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft leisten konnte.

«Das sind gefährliche Trends, die zur politischen Polarisierung führen»

Auch ich möchte sowohl als Privatperson als auch als Unternehmer in sozialen und ökologischen Fragen Positives bewirken.

Welches sind in diesem Zusammenhang die für Sie drängendsten Probleme?

Wir sind sowohl im Umweltbereich als auch in sozialen Fragen mit sehr grossen Herausforderungen konfrontiert. Beispiele sind die zunehmende Umweltverschmutzung und der Klimawandel. Auch die in vielen Weltregionen zunehmende Konzentration von Einkommen und Vermögen und die verstärkte gesellschaftliche Segregation sind gefährliche Trends, die zur politischen Polarisierung führen.

Statt Populismus und Protektionismus brauchen wir eine Hinwendung zu einer intelligenten, inklusiven und ökologisch nachhaltigen Verhaltensweise – auf Personenebene, auf Unternehmensebene und auf nationaler und internationaler Ebene.

Wie trägt die LGT zur Lösung solcher sozialen und ökologischen Probleme bei?

Wir sind der Meinung, dass Investment- und Firmenentscheidungen nicht nur auf Basis von Finanzkennzahlen getroffen werden sollten, sondern dass auch die sozialen und ökologischen Auswirkungen in unsere Entscheidungen miteinbezogen werden müssen.

Als Investor und als Investmentberater versuchen wir uns entsprechend zu verhalten. Wir geben unseren Kunden eine Einschätzung über die ESG-Charakteristika der verschiedenen Anlagemöglichkeiten bzw. der zugrunde liegenden Organisationen.

«Wichtig ist, dass wir auch unsere Lieferanten in dieses Engagement einbeziehen»

Das Kürzel ESG kommt aus dem englischen Sprachraum und steht für die Initialen der drei Begriffe: Environment, Social und Governance. In den Bereichen, in denen wir als Berater oder Investor genug Einfluss haben, setzen wir uns sehr gezielt dafür ein, dass Unternehmen und Organisationen sinnvolle soziale und ökologische Zielsetzungen definieren, um ihre nachhaltige Positionierung und Wirkung zu verbessern.

Ausserdem haben wir mit LGT Impact und LGT Venture Philanthropy zwei Strukturen gegründet, die sich auf Investments in Sozialunternehmen und Organisationen spezialisiert haben, die eine besonders starke positive soziale und/oder ökologische Wirkung haben.

Wichtig ist aber auch, dass wir im eigenen Unternehmen unsere soziale und ökologische Verantwortung wahrnehmen, beispielsweise in Bezug auf unseren eigenen CO2-Fussabdruck, und dass wir unsere Lieferanten konsequent in dieses Engagement einbeziehen.

Viele Firmen im Besitz von Familienstiftungen, wie Bosch oder Bertelsmann, engagieren sich wie die LGT ganz bewusst für Nachhaltigkeit. Welche Rolle spielen dabei die Eigentümerverhältnisse?

Bei börsenkotierten Firmen braucht es mehr Führungsstärke, um den Fokus auf Nachhaltigkeit zu legen. Gewisse Marktteilnehmer sind erstaunlicherweise noch immer der Ansicht, dass die Integration sozialer und ökologischer Ziele in die Unternehmensführung eine negative Wirkung auf den Gewinn ausübt – das Gegenteil ist der Fall.

«Für uns ist es sehr viel leichter, nachhaltig und ganzheitlich zu denken und zu handeln»

Ausserdem ist der Druck, kurzfristig gute Resultate zu erzielen, bei börsenkotierten Unternehmen sehr hoch und führt oft zu langfristig negativen Entscheidungen. Da die LGT nur einen Eigentümer hat, der sehr langfristig und gesellschaftsorientiert denkt, ist es für uns sehr viel leichter, nachhaltig und ganzheitlich zu denken und zu handeln.

Haben Sie selber eine Vision, wo die LGT in zehn Jahren bezüglich Nachhaltigkeit stehen soll?

Ich hoffe, dass es im Markt einmal heisst: Wenn Du Geld anlegen willst, dann gehe zur LGT. Service und Betreuung sind erstklassig, die Performance ist ausgezeichnet und das Unternehmen mit seiner Kultur und Wirkung in der Gesellschaft inspirierend.


Prinz Max von und zu Liechtenstein ist seit Oktober 2006 der CEO der liechtensteinischen Fürstenbank LGT. Er studierte Betriebswirtschaftslehre an der European Business School und machte einen MBA an der Harvard Business School. Berufliche Erfahrung sammelte er zunächst in diversen Praktika bevor er 1993 als Investmentanalyst zum US-Finanzinstitut J.P. Morgan Partners stiess, wo er in der Folge in New York, London, Hamburg und München tätig war – zuletzt als Leiter des deutschen Büros. Im April 2006 wechselte er zur LGT Group.