Seit Hongkong sowohl von der Coronakrise als auch vom anhaltenden politischen Druck aus Peking heimgesucht wird, mehren sich die Anfragen von ausländischen Bankern für Umzüge und Arbeitsplatzwechsel, wie Recherchen von finews.asia ergaben.

«Das nationale Sicherheitsgesetz hat wirklich eine Menge Leute völlig überrascht», sagte ein in Hongkong tätiger Kaderstellenvermittler gegenüber finews.asia. Obschon sich die meisten Beschäftigten noch immer in einer Evaluationsphase befänden, habe er noch nie so viele besorgte Anrufe erhalten.

Die neue Gesetzgebung, die offiziell auf subversive und terroristische Verstösse abzielt, wird in breiten Kreisen der Bevölkerung als Unterdrückung der Meinungsfreiheit interpretiert. Entsprechend äussern viele ausländische Arbeitskräfte die Befürchtung, dass sie sich aufgrund der anhaltenden Unruhen in der Stadt auch bei ihrer täglichen Arbeit nicht mehr frei und offen gegenüber Kolleginnen oder Kollegen äussern könnten. 

Bitter für viele Hongkonger

«Das ist sehr unangenehme für alle, aber besonders für jene Menschen, die noch ein anderes Hongkong erlebt haben», so der Kaderstellenvermittler weiter. Neben den Anfragen von ausländischen Bankern habe er allerdings auch schon solche von einheimischen Angestellten erhalten. «Alles hängt davon ab, welche Optionen man in seinem Job hat, den Arbeitsort zu wechseln.»

Aus naheliegenden Gründen ist das Interesse an Singapur am grössten. Denn der Stadtstaat in nur knapp vierstündiger Flugdistanz zu Hongkong profiliert sich bereits seit einigen Jahrzehnten höchst erfolgreich als Finanzplatz – insbesondere im Wealth Management.

Früher undenkbar

Selbst wenn Singapur in der Vergangenheit für viele in Hongkong ansässige Expats nie eine Option war, so zieht man nun diese Alternative durchaus in Erwägung. «[Ohne die gegenwärtige Situation] wäre das eher ungewöhnlich, da die Hongkonger sich historisch gesehen stets damit brüsteten, dass «ihre» Stadt vom Lebenstil her gesehen attraktiver sei. Früher wäre es niemandem in den Sinn gekommen, nach Singapur zu ziehen», sagt der Headhunter.

Neben Singapur gelten jedoch auch Sydney, Seoul Tokio und sogar Taipeh als Alternativen für einen künftigen Job im Banking. Viele Briten erwägen auch eine Rückkehr nach London. Gleichzeitig haben verschiedene ausländische Standorförderungen damit begonnen, Finanzleute aus Hongkong abzuwerben.

Taiwan geht auf Konfrontation

Kurz nach der Verabschiedung der neuen Sicherheitsgesetze in H0ngkong eröffnete Taiwans Regierung ein Büro, das sich der Migration von Einzelpersonen und Unternehmen nach Taiwan annimmt. «Wir hoffen, Kapital und Fachleute von Hongkong nach Taiwan zu locken», räumte unlängst der taiwanesische Minister Chen Ming-ton unumwunden zu und ging damit klar auf Konfrontationskurs mit China. 

Aber selbst Japans Premierminister Shinzo Abe erklärte kürzlich, er würde mehr Finanzfachleute aus Hongkong in Tokio begrüssen, um das eigene Finanzzentrum weiter zu internationalisieren. 

Auch Festland-Exodus?

Doch es sind nicht nur Hongkonger und Expats, die sich inzwischen nach Alternativen umsehen. Auch chinesische Banker vom Festland, die bislang eine Stelle in Hongkong hatten, evaluieren ihre Optionen, seit Peking ein neues Einkommenssteuer-System eingeführt hat.

Das neue Regelwerk gleicht die Einkommenssteuer in Hongkong derjenigen auf dem Festland an. Unter diesen Prämissen müssen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vom Festland in Hongkong künftig nicht mehr 15 Prozent, sondern 45 Prozent bezahlen.

Nicht von Dauer

«Kurz gesagt, mein Gehalt unterliegt jetzt dem hohen Steuersatz auf dem Festland, obschon ich für die ungleich höheren Lebenshaltungskosten in Hongkong aufkommen», gab ein Banker unlängst gegenüber der Nachrichtenagentur «Bloomberg» zu Protokoll.

Vor diesem Hintergrund haben einige Hongkonger Kreditinstitute begonnen, betroffenen Bankern zinsfreihe Darlehen zu gewähren. Doch länger als ein Jahr dürfte diese Praxis kaum anhalten. Insofern wird die Rückkehr für viele Festland-Chinesen, die bislang in Hongkong gearbeitet haben,  

 

 

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