Die Überwachung der Bankangestellten ist auf dem Vormarsch. Eine neue Technologie unterscheidet gute von schlechten Händler. Eine Grossbank hat einen Lügendetektor bereits im Testeinsatz.

Fehlverhalten von Mitarbeitern kommen die Banken in der Regel teuer zu stehen. Die grösste Schweizer Bank kann davon ein Liedchen singen. So verspekulierte der einstige UBS-Händler Kweku Adoboli vor rund fünf Jahren 2,25 Milliarden Dollar und zwang damit den ehemaligen Konzernchef Oswald Grübel zum Rücktritt.

Seither sind die Finanzinstitute noch stärker bemüht, Bewerber und Mitarbeiter auf Herz und Nieren zu überprüfen, und zwar mit reichlich technologischen Mitteln.

Stimme als Spiegel der Ehrlichkeit

Die britisch-chinesische Grossbank HSBC hat nun kürzlich Versuche gestartet, mittels Stimmenanalyse die Ehrlichkeit und Integrität der Mitarbeiter zu ermitteln, wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» kürzlich berichtete.

Sie nimmt dabei die Hilfe von Amplify in Anspruch, ein in London ansässiges Technologie- und Beratungsunternehmen, das sich auf psychometrische Analysen spezialisiert hat.

Die Software registriert auch Ausdrücke, die auf eine potenzielle Missachtung von Compliance-Regeln hindeuten. Besonders jene Händler werden laut Bericht als Risiko eingestuft, die in Kundengesprächen regelmässig das Wort «garantieren» verwenden. Sie verpflichten sich damit zu Vereinbarungen, welche die Bank womöglich nicht einhalten kann, wird befürchtet.

Die Perle unter den Händlern finden

Auch in der Suche nach neuen Talenten kommt die Stimmanalyse zum Einsatz. Psychometrische Auswertungen wie sie Amplify anbietet gäben Hinweise auf die künftige Performance von Bewerbern, sagte Parul Shukla, Talentsucher bei der HSBC, gegenüber «Bloomberg».

Anhand von Stimmenanalysen wird ein Persönlichkeitsprofil des Händlers erstellt. Dieses wiederum soll künftige Starhändler vom Durchschnittstypen unterscheiden. Dabei lasse sich zum Beispiel aus der Stimmlage erkennen, ob ein Händler oft erregt oder frustriert sei, hiess es weiter.

Topf findet seinen Deckel

Banken können mit Hilfe dieser Technologie Bewerber nach speziellen Charakterzügen durchleuchten und auch, ob das Verhaltensprofil zur Risikostrategie der Bank passt. Denn oft sei es so, dass erfolgreiche Händler bei einem Wechsel zu einem neuen Arbeitgeber nicht mehr an ihr gewohntes Leistungsniveau anknüpfen können, erklärt Steven Goldstein, Lehrbeauftragter für Behavioral Finance an der London School of Economics.

Auch über das Einsatzgebiet gibt die psychometrische Analyse Aufschluss. So sollen wenig emotionale und rational agierende Händler laut Goldstein Derivate-Portfolios mit langfristiger Ausrichtung verwalten. Risikoaverse und reizbare Händler hingegen seien im Fremdwährungs-Handel besser aufgehoben.

Neben der HSBC sucht auch die Credit Suisse (CS) nach potentiell «toxischen» Mitarbeitern, wie auch finews.ch berichtete. Und die UBS hat gar ehemalige Abhör-Spezialisten der US-Armee eingestellt, die Händler auf Schritt und Tritt verfolgen – nicht physisch, aber virtuell.

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