Die UBS versucht seit Jahren, sich als Marktführerin im Bereich philanthropische Anlagen zu positionieren. Doch der Weg ist gepflastert mit Rückschlägen. Nun ist auch die globale Chefin weg.

Als Caroline Anstey im September 2014 zur UBS stiess, nahm dies die Grossbank zum Anlass, etwas für ihre Reputation zu tun. Anstey, die in der Weltbank Karriere gemacht und dort zuletzt den Rang eines Managing Directors bekleidet hatte, wurde der Titel Global Head of UBS and Society verliehen. Das Programm, das die Bank ins Leben rief, hiess ebenso: UBS and Society.

Doch Anstey ist bereits wieder weg, wie Recherchen von finews.ch ergeben haben. Sie hat die UBS schon Ende 2016 nach einem knapp zweieinhalbjährigen Engagement verlassen. Es sollen persönliche Gründe gewesen sein, welche sie dazu bewogen haben.

Neupositionierung in Richtung Philanthropie

Die Grossbank, die in den vergangenen 15 Jahren praktisch in jeden globalen Finanzskandal (LTCM Hedgefonds, Beihilfe zur Steuerhinterziehung, faule Hypothekenpapiere, Libor-Manipulation, Devisenkurs-Manipulation) verwickelt gewesen ist und nur mit Staatshilfe überlebt hat, nahm nach der Finanzkrise ihre Strategieänderung mit Fokus auf das Wealth Management zum Anlass, sich als Finanzinstitut grundsätzlich neu zu positionieren.

Die UBS möchte für ihre wohlhabenden Kunden nicht nur ein sicherer Hort für Vermögen sein und für sie an den Finanzmärkten Profite erzielen. Sie will dabei auch Gutes tun, also philanthropisch tätig sein und der Gesellschaft zu einer positiven und nachhaltigen Entwicklung verhelfen.

Eine Kapazität im Entwicklungsbereich

Die Bank verfolgt nun seit mehreren Jahren den Anspruch, Marktführerin im Bereich philanthropischer Investments zu werden. Das Engagement von Anstey war ein Coup. Die promovierte Historikerin, Tochter eines Oscar-preisgekrönten Dokumentarfilmers, gilt als globale Kapazität im Bereich Entwicklung und ist überzeugt, dass der Finanzsektor eine wichtige Rolle bei der Lösung globaler Probleme wie mangelnde Gesundheit, Bildungsmöglichkeiten oder fehlende Infrastruktur spielen kann.

Nun sollte das ehemalige Geschäftsführungsmitglied der Weltbank der UBS das nötige Rüstzeug verleihen, damit die Schweizer Grossbank ihrer globalen UHNWI-Kundschaft philanthropische Produkte und Aktivitäten anbieten kann.

Antreiber war Alex Friedman

Schwerpunkt ihres Programms UBS and Society würden nachhaltige Anlagen, Philanthropie sowie Unternehmertum und Bildung sein, hatte es 2014 geheissen. Anstey war sogleich weit oben in der UBS-Hierarchie angesiedelt und direkt Jürg Zeltner, CEO von UBS Wealth Management, unterstellt.

Die UBS hatte bereits vor Anstey erste Gehversuche im Bereich Philanthropie unternommen. Der Antreiber war neben Zeltner insbesondere der damalige Anlagechef Alex Friedman gewesen. Der Amerikaner, der für die Stiftung von Bill Gates gearbeitet hatte, sorgte dafür, dass nachhaltige Investments in der Grossbank mehr und mehr den Weg in die Kundenportfolios fanden.

Der erste Philanthropie-Chef scheiterte

Unter Mario Marconi baute die UBS ein Philanthropie-Team auf, das zeitweise an die 50 Spezialisten und Kundenberater beschäftigte. Doch Marconi scheiterte. In seinem Team gab es Unruhe und gehäufte Abgänge.

Mit dem Weggang von Friedman zum Asset Manager GAM fehlte im alles bestimmenden CIO-Office auch ein wichtiger Verfechter der Nachhaltigkeits-Anlagestrategie. Ende 2015 setzte die UBS Marconi ab und stellte den gesamten Philanthropie-Bereich neu auf, wie finews.ch berichtet hatte.

Abgänge setzten sich fort

Die UBS gründete dabei eine neue Einheit namens Great Wealth Solutions, eine Art Kompetenzzentrum im Bereich Philanthropie. Das eigentliche philanthropische Investieren war fortan im Bereich Investment Products and Services angesiedelt.

Doch die Abgänge hielten an. Mit Alfred Ernst verliess im Frühling 2016 ein ausgewiesener Fachmann die UBS. Ernst war der Leiter Impact Investing gewesen und hatte Philanthropie-Fonds entwickelt. Diese waren teilweise innerhalb der UBS schlecht vermarktet worden und fanden den Weg nur sehr zögerlich in die Kundenportfolios.

Rendite, wenn Kinder zur Schule gehen

Anstey wirkte unter anderem in der UBS Optimus Foundation, die sich der Verbesserung der Lebensumstände von Kindern verschrieben hat. Die Handschrift Ansteys trägt der laut UBS weltweit erste Development Impact Bond. Dieses Produkt lässt sich am besten in den Worten Ansteys beschreiben: «Anleihenhalter erzielen eine Rendite, wenn Kinder in die Schule gehen, sie besser lesen, schreiben und rechnen lernen», hatte sie im Sommer 2016 zu finews.ch gesagt.

Mit dieser Anleihe will die UBS Mädchen in der indischen Provinz Rajasthan fördern, da diese dort nur unregelmässig zur Schule gehen. Je mehr Lernziele die Mädchen innerhalb der dreijährigen Laufzeit erreichen, desto höher der Coupon für die Anleger. Bestenfalls kann der sagenhafte 15 Prozent betragen.

Umstrittenes Konzept

Das Konzept dieses Bonds ist nicht unumstritten, wie finews.ch berichtet hat. Erstens wird der Coupon aus der Stiftung des für aggressive Methoden bekannten Hedgefonds-Managers Chris Hohn bezahlt, der selber auch Philanthrop ist. Zweitens ist diese Anleihe ein Instrument, welches zwar den Ärmsten der Welt helfen mag, gleichzeitig aber nur den Reichsten der Welt zugänglich ist und sie noch reicher macht.

Mit Anstey hat die UBS nun auch ihre glaubwürdigste Verfechterin dieser Art philanthropischer Investments verloren. Die Grossbank kommentierte ihren Abgang gegenüber finews.ch bislang nicht.

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