Die HSBC Private Bank in der Schweiz steckte tief im Schlamassel, als Franco Morra 2012 antrat, um das Image wieder auf Vordermann zu bringen. Nun tritt der Manager im Zuge weiterer Veränderungen überraschend ab.

Franco Morra verlässt die HSBC Private Bank (Suisse) noch diesen Monat. Der CEO der Schweizer Privatbankentochter der britischen Grossbank hat seinen Austritt in einem internen Schreiben an die Mitarbeiter am Montag mitgeteilt. HSBC meldete seine Demission in einem separaten Email an die Medien. 

Er werde die Bank am 27. April 2018 verlassen und sich einer neuen Herausforderung widmen, schrieb Morra. «Ich habe den mir von der Gruppe übertragenen Auftrag erfüllt, die Risiken zu reduzieren und die Privatbank strategisch neu zu positionieren», erklärt er in dem Schreiben. Sein Nachfolger werde demnächst ernannt, so HSBC. Interimistisch übernimmt Finanzchef Christophe Guillemot die Geschäfte.

HSBC bündelt das Private Banking

Morras Abgang ist aber vor allem im Zusammenhang mit der Neuordnung des Private-Banking-Geschäftes der HSBC zu sehen. Demnach werden die einzelnen Einheiten in Grossbritannien, auf den Kanalinseln, in Frankreich, Deutschland, Luxemburg und in der Schweiz in eine einzige Struktur überführt.

Diese wird HSBC Global Private Banking EMEA benannt und ist ab sofort aktiv. Chef dieser Einheit ist Chris Allen, der bislang das britische Private Banking verantwortete.

Einst grösste Auslandbank der Schweiz

Vor seiner Tätigkeit beim britischen Konzern leitete Morra das UBS Wealth Management Schweiz, bevor er 2010 zur HSBC Schweiz stiess und zwei Jahre später CEO wurde. Die einst grösste Auslandbank der Schweiz, die in ihren besten Zeiten rund 215 Milliarden Franken verwaltete, steckte damals in einer tiefen Krise.

Doch vor über zehn Jahren nahm das Unheil seinen Lauf: Ein IT-Mitarbeiter namens Hervé Falciani stahl vertrauliche Kundendaten und bot sie ab 2009 diversen Amtsbehörden an. Tausende von HSBC-Kunden mit unversteuerten Vermögen gerieten so in die Mühlen der Justiz ihrer jeweiligen Heimatländern. Der Datendiebstahl sorgte während Jahren unter dem Namen «Swiss Leaks» für Schlagzeilen.

Fokussierung und Schrumpfung

Das Datenmaterial offenbarte zudem, dass sich die HSBC selbst davor nicht gescheut hatte, mit Diktatoren und anderen Potentaten Bankbeziehungen zu unterhalten. Damit rutschte die Reputation des Instituts vollends in den Keller.

Im Jahr 2010 verabschiedete die HSBC eine neue Strategie. Die Privatbank fokussiert sich seither auf 29 Schlüsselmärkte und richtet die Geschäftstätigkeit auf Kunden mit mindestens fünf Millionen Fanken aus dem Nahen Osten, Europa sowie auf die Schweiz aus. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen an seinen Standorten in Genf und Zürich mehr als 1'300 Leute.

Kritiker Lügen gestraft

Die Restrukturierung ging zu einem Teil auf Morras Konto. Viele Branchenkenner hielten es damals kaum für möglich, dass der frühere UBS-Manager der Aufgabe gewachsen sein würde. Aber Morra scheute sich auch vor unpopulären Massnahmen nicht zurück, indem er Geschäftsbereiche schloss oder verkaufte und mehrere Hundert Stellen abbaute.

 

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