Die Bank Julius Bär kann zum Nutzniesser der Notrettung der Credit Suisse werden. CEO Philipp Rickenbacher macht jedenfalls aus seinen Ambitionen keinen Hehl.

Die negativen Schlagzeilen rund um das Debakel der Credit Suisse (CS) haben dem Schweizer Finanzplatz geschadet. Deshalb muss nun Gegensteuer gegeben werden. Davon ist auch Philipp Rickenbacher überzeugt.

In einem Interview mit der britischen Zeitung «Financial Times» (Artikel kostenpflichtig) bezeichnete der CEO der Privatbank Julius Bär am Montag den Schweizer Finanzplatz weiterhin als «herrvorragendes Ökosystem», das jetzt aber unter Druck auch der internationalen Presse stehe.

Im Gespräch mit CS-Angestellten

In der Schweiz beobachtet Rickenbacher eine Bewegung der Kunden hin zur Qualität. Vermögende Kontoinhaber von UBS und Credit Suisse (CS), deren Geschäftsmodelle auch riskantere Investmentbanking-Aktivitäten beinhalten, würden sich zurückziehen und zu traditionellen, konservativeren Schweizer Banken wechseln.

In diese Aussage schloss Rickenbacher seine Bank gleich ein. Das Institut führe «konstruktive Gespräche» mit Mitarbeitern der CS, die ihre Bank nach der Übernahme durch die UBS verlassen wollen.

Neue Hackordnung

Die 133 Jahre alte selbsternannte «Pure-play» Privatbank verwaltet 424 Milliarden Franken an Vermögen von reichen Privatpersonen weltweit. Mit dem Untergang der CS steigt das Institut nach der Genfer Privatbank Pictet zur Nummer drei der Schweizer Vermögensverwaltungsbanken auf.

Die Übernahme der CS, die von den Schweizer Behörden im letzten Monat eingefädelt wurde, bewertet Rickenbacher nun als eine Herkulesaufgabe. Sie werde in der Schweiz viele Ressourcen und Anstrengungen erfordern und sei sehr komplex.

Ausserdem müssten die Schweizer Regierung und die Aufsichtsbehörden besser mit besorgten internationalen Anlegern kommunizieren, so der Julius-Bär-Chef.

Mangelhafte Regulierung

Die Rettungsaktion hat nach Ansicht von Rickenbacher Fragen zum so genannten subjektiven Risiko (Moral hazard) aufgeworfen und erfordere eine Überprüfung der nach der Finanzkrise von 2008 eingeführten globalen Regulierungsstandards.

Die «Too Big to Fail»-Regelungen seien entwickelt worden, um ein Problem zu lösen, was in diesem Fall nicht geschehen sei. Ein privates Institut sollte aber scheitern können, findet der Privatbanken-CEO.

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