Auf dem drittgrössten Finanzplatz der Schweiz hat die neue Führungscrew der UBS ihre Arbeit diese Woche offiziell aufgenommen. Damit ist nun auch klar, was mit dem bisherigen Credit-Suisse-Chef im Tessin geschieht.

Wie finews.ch bereits Ende September 2023 exklusiv meldete, wurde zunächst der langjährige UBS-Tessin-Chef Luca Pedrotti zum neuen Hauptverantwortlichen im Südschweizer Markt ernannt – was er allerdings für die grösste Schweizer Bank bereits zuvor war.

Insgesamt ist er seit bald 35 Jahren für die UBS tätig und gleichzeitig ein enger Weggefährte von UBS-Chef Sergio Ermotti, was im kleinräumigen Tessin nicht ganz verwunderlich ist. Eine Leidenschaft verbindet die beiden besonders: der Fussball.

Karriere als Profifussballer

Während Ermotti bis heute mit seinem Jugendverein ob Lugano, dem FC Collina d'Oro, eng verbunden ist, kann Pedrotti sogar eine Karriere als einstiger Profifussballer vorweisen, die ihn vom FC Lugano über den FC Chiasso bis zu den Zürcher Grasshoppers führte, bevor er seine Laufbahn beim FC Locarno beendete.

Mittlerweile hat er dem aktiven Fussball abgesagt und läuft stattdessen Marathone, wie er in einem Gespräch mit finews.ch im vergangenen Jahr verriet. «An einem bestimmten Punkt meiner Karriere habe ich gemerkt, dass mir der Fussball nicht mehr genügt. Ich hatte meinen Traum verwirklicht und wollte nun meine Zukunft abseits des Spielfelds gestalten», sagte er damals. So wechselte er 1996 vollständig zur UBS.

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Luca Pedrotti (Bild: UBS)

Seine Chefs erkannten früh, dass sie es da mit einem Talent zu tun hatten und ernannten ihn mit 37 Jahren zu einem der jüngsten Managing Directors im Konzern. Und sie gaben ihm die Möglichkeit, sich im In- und Ausland in verschiedenen Funktionen zu bewähren, nicht zuletzt im Nahen Osten sowie in Afrika.

Stelle wegrationalisiert

«Das waren einzigartige Erfahrungen, die ich nie missen möchte», betont Pedrotti. Doch er musste auch Rückschläge hinnehmen; etwa als sein Posten aufgrund einer Reorganisation wegrationalisiert wurde. So kehrte er in die Heimat zurück. Obschon er Angebote von anderen Finanzinstituten erhielt, wäre es ihm nie in den Sinn gekommen, die UBS zu verlassen, sagt er: «Die UBS ist meine Bank.»

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Marzio Grassi (Bild: CS)

Als Umkehrschluss lässt sich daraus auch ableiten: Pedrotti ist im südschweizerischen Banking der unbestrittene «Mr. Ticino». Umso mehr durfte man gespannt sein, was aus Marzio Grassi (Bild oben) werden würde, der fast 40 Jahre im Sold der Credit Suisse (CS) stand  und seit 2018 die CS im Tessin leitete. Wie diese Woche nun offiziell bekannt wurde, übernimmt er den Bereich Corporate & Real Estate Business bei der neuen UBS. 

Wichtiges Kapital in der Geschichte der UBS

Die beiden anderen wichtigen Führungsfunktionen innerhalb der Organisation gingen an zwei gestandene UBS-Banker: Claudio Scarfone, der bereits seit 23 Jahren für die UBS arbeitet und davor für den Schweizerischen Bankverein bei SBC Warburg tätig war, übernimmt die Verantwortung für die Financial Intermediaries im Tessin. Remo Crameri, ebenfalls schon seit bald 14 Jahren im Sold der UBS, leitet das Personal Banking.

Tessin-Chef Pedrotti sprach nach diesen personellen Ankündigungen von einem neuen, wichtigen Kapitel in der Geschichte der UBS. Bislang stand er für den Schweizer Teil der UBS im Tessin rund 400 Mitarbeitenden vor, während CS-Tessin-Chef Grassi vor der Übernahme knapp 290 Personen (für den Schweizer Teil der CS im Tessin) führte.

Viele Doppelspurigkeiten zu beheben

Die UBS unterhält aktuell 15 Filialen in der Südschweiz, während es bei der CS deren acht sind. In der jüngeren Vergangenheit kam es bereits zu diversen Standortschliessungen, was sich nun, mit der sich vollziehenden Integration der CS in die UBS noch akzentuieren dürfte.

Um die Doppelspurigkeit zu beheben, dürfte es zwangsläufig auch noch zu einem signifikaten Stellenabbau kommen. Auf Anfrage von finews.ch wollte die UBS Schweiz dazu jedoch keine Stellung nehmen. 

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