Sie alle haben in diesem Jahr einen, wenn nicht den wichtigsten Karriereschritt in ihrem Leben gemacht. Fachleute aus der Schweizer Finanzbranche, von denen man auch 2017 einiges hören wird.


Axel Lehmann: Neuer Karriereschritt

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Er hätte auch Profi-Verwaltungsrat werden können. Im entsprechenden Gremium der UBS sass er bereits, und als Senior Manager bei einem internationalen Versicherungskonzern wie die Zurich standen ihm zahlreiche Türen für weitere Mandate offen. Aber Axel Lehmann nahm mit 56 Jahren nochmals einen Karriereanlauf.

Bei der UBS wechselte der Schweizer Anfang 2016 als Chief Operating Officer (COO) in die Konzernleitung. In dieser Position ist Lehmann sicherlich einer der wichtigsten Banker der Schweiz. Dass er als COO im Schatten von CEO Sergio Ermotti steht, muss kein Nachteil sein.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich Lehmann in dieser Position für noch höhere Weihen empfiehlt, beispielsweise als Nachfolger Ermottis.

Thomas Gottstein: Der härteste Job

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Dem Zürcher Banker eilt der Ruf voraus, einen, wenn nicht den derzeit härtesten Job auf dem Schweizer Finanzplatz gefasst zu haben. Denn Thomas Gottstein soll die Schweizer Einheit der Credit Suisse (CS) an die Börse bringen – genauer gesagt bis zu 30 Prozent davon. Im derzeitigen Umfeld des Wandels und der Reorganisation im eigenen Hause ist das kein Sonntagsspaziergang.

Doch Gottstein, ein gestandener Investmentbanker, der auch schon bei der UBS gedient hat und bislang eher hinter den Kulissen agierte, ist eine glaubwürdige Galionsfigur für dieses Grossprojekt, das im nächsten Jahr auch europaweit für Furore sorgen wird.

Im zweiten Halbjahr 2017, wenn der Börsengang über die Bühne gehen soll, dürfte Gottstein eine neue Dimension an Popularität erlangen. Wichtig auch, dass er in den nächsten Monaten seine Belegschaft für diese Herkules-Aufgabe motivieren kann.

Martin Blessing: Die Latte liegt hoch

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Die Überraschung war gross, als die UBS im Mai mit Martin Blessing einen Deutschen zum Chef ihrer Schweizer Einheit ernannte – und keinen Schweizer. Der frühere CEO der Commerzbank wird seitdem neben Axel Lehmann auch als potenzieller Nachfolger von Konzernchef Sergio Ermotti gehandelt.

Vorerst muss Blessing sein Können aber unter Beweis stellen – die Latte liegt hoch, denn der bisherige Schweiz-Chef Lukas Gähwiler hat in seiner sechsjährigen Amtszeit seinem Nachfolger einen perfekt funktionierenden «Laden» hinterlassen.

Mario Greco: Der Fitmacher

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Der Italiener Mario Greco leitete einige Jahre lang das Lebens- und später das Sachversicherungs-Geschäft des Zurich-Konzerns. Danach übernahm er als Retter in der Not den CEO-Posten beim italienischen Traditionsversicherer Generali und trimmte das Unternehmen mit rigorosen Sparmassnahmen fit.

Eine solche Diät hat er nun auch der Zurich Insurance Group verschrieben. Denn im Mai ist er als CEO zu seinem früheren Arbeitgeber zurückgekehrt – seine Villa am Zürichsee hatte Greco zwischenzeitlich ohnehin behalten. Rund 8'000 Stellen von den konzernweit 55'000 will er in den nächsten Jahren streichen.

Dagmar Kamber: Erfahren und selbstkritisch genug

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Nach 18 Jahren bei der UBS wechselte die Baslerin Dagmar Maria Kamber Borens in diesem Jahr zur Credit Suisse, wo sie seither Chief Operating Officer (COO) der Schweizer Rechtseinheit ist. Mit anderen Worten, sie wird als rechte Hand von Schweiz-Chef Thomas Gottstein agieren und dabei ganz nah an den «Truppen» sein, die ausschlaggebend dafür sind, dass die CS-Schweiz-Story ein voller Erfolg wird.

Die 44-jährige Kamber ist erfahren und selbstkritisch genug, um zu wissen, dass sie da eine ganz grosse Herausforderung angenommen hat. Bereits hat sie ihr Führungsteam bestellt und dabei auf keinerlei Pfründen Rücksicht genommen, sondern ganz einfach jene Leute befördert, die ihrer Meinung nach den besten Job machen. Von Thomas Gottstein mit weitreichenden Kompetenzen ausgestattet, dürfte Kamber im nächsten Jahr einige Zeichen setzen.

John Häfelfinger: Grossbanker auf dem Land

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Gut 20 Jahre lang stand John Häfelfinger im Sold der Credit Suisse. Zuletzt leitete er die lukrative Sparte Corporate & Speciality Lending unter Iqbal Khan, dem Leiter International Wealth Management. Doch offenbar behagte ihm das neue Umfeld nach der grossen Reorganisation unter Tidjane Thiam nicht mehr.

Anfang 2017 wird der Mittvierziger Chef der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB) und ersetzt dabei den langjährigen Patron Beat Oberlin, der in Pension geht.

Mit eigenen Initiativen und einer Beteiligung am Robo-Advisor TrueWealth hat die Bank bereits unmissverständlich klar gemacht, dass sie in Sachen Fintech und Digitalisierung an der Spitze mitmischen will. Für Häfelfinger ist das sicherlich eine von vielen spannenden Herausforderungen.

Walter Berchtold: Alle Hände voll zu tun

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Im Verwaltungsrat der Falcon Private Bank sass er bereits seit März 2015. Doch im vergangenen September wurde Walter Berchtold zum CEO und Nachfolger des unter Druck abtretenden Eduardo Leemann ernannt. Die Freude an der neuen Aufgabe war ihm durchaus anzumerken, erhielt der 54-jährige Zürcher doch wieder eine operative Aufgabe, nachdem er 2012 die Leitung der Privatbank der Credit Suisse abgegeben hatte.

In seinem neuen Job hat «Wädi» Berchtold allerdings alle Hände voll zu tun. Wegen ihrer Verwicklung in den Betrugsskandal rund um den malaysischen Staatsfonds 1MDB erhielt die Falcon Private Bank ein Geschäftsverbot in Singapur und musste hierzulande eine Millionenbusse zahlen.

Und der Fall ist noch lange nicht ausgestanden: Zwei ehemalige Funktionsträger sowie zwei Ex-Manager der Bank sind von Verfahren der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) betroffen.

Brady Dougan: Einsatz in Manhattan

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Da kann es einer nicht lassen: Nachdem er als langjähriger und zuletzt glückloser CEO der Credit Suisse (CS) im Sommer 2015 den Hut genommen hatte, meldete sich der Amerikaner Brady Dougan im vergangenen November überraschend im Banking zurück. Und er hat Grosses vor.

Der Vollblut-Investmentbanker will Anfang 2017 mit einer Handelsbank an den Start gehen. Dabei macht er der CS durchaus Konkurrenz, und zwar nicht nur geschäftlich, sondern auch von den Besitzverhältnissen her. Denn hinter Dougans Unternehmen steht die Firma Scepter Partners, ein Syndikat ultrareicher Familien und Staatsfonds aus den arabischen Emiraten; also zum Teil die selben Leute, die auch bei der CS das Sagen haben. Aus den Nahost-Quellen sollen bereits drei Milliarden Dollar in Dougans Venture geflossen sein.

Das Gelingen des Vorhabens steht trotzdem in den Sternen. Investmentbanken operieren seit geraumer Zeit in einem rauen Umfeld. Dougans Rückkehr an den «Tatort» von einst scheint zumindest zyklisch etwas sportlich programmiert zu sein.

Anke Bridge: Neue digitale Chefin

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Für einiges Aufsehen sorgte Anfang Dezember die Ernennung von Anke Bridge. Die Bankerin übernimmt per Anfang 2017 bei der Credit Suisse (CS) den Bereich Digital Solutions & Delivery als Nachfolgerin von Marco Abele. Er hat dem Vernehmen nach beschlossen, sich einer neuen Herausforderung zu stellen.

Die 38-jährige Bridge studierte in St. Gallen sowie in Mailand und schloss mit einem Master in Finance and Economics ab. Später machte sie auch einen Master an der Harvard Business School. Ihre Bankkarriere startete sie 1997 bei der Thurgauer Kantonalbank und wechselte 1999 zur CS, zwischendurch war sie für die UBS (2005 bis 2011) tätig.

Sie gilt als ausgewiesene Produktspezialistin und Expertin für Banklösungen. Die schweizerisch-deutsche Doppelbürgerin soll künftig sicherstellen, dass die CS ihre «digitale Roadmap» implementiert und weiterentwickelt.

Laurent Gagnebin: Grosse Namen

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Nach zehn Jahren im Amt übergab Veit de Maddalena per Mitte 2016 die Leitung der Rothschild Bank in neue Hände. Sein Nachfolger heisst Laurent Gagnebin, ein ehemaliger Goldman-Sachs-Banker, der an der leistungsorientierten Kultur des amerikanischen Bankhauses nicht nur positive Seiten abgewinnen konnte.

Vor diesem Hintergrund wechselte er im November 2011 zur Rothschild Bank, zunächst in Genf, wo er das Geschäft neu ordnete. Dem Vernehmen nach in einer Art und Weise, dass intern offenbar rasch fest stand: Wenn jemand dereinst die Nachfolge von de Maddalena würde, dann könne dies nur Gagnebin sein. Der Romand überzeugt durch seine unaufgeregte und doch zielsichere Art.

Sein Vater ist der langjährige Swiss Banker George Gagnebin. Mit ihm unterhält der Sohn bis heute einen exzellenten Kontakt und kann mit seinem Leistungsausweis bereits selber einiges vorweisen.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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