Nachhaltige Anlagen erfreuen sich einer regen Nachfrage. Eine Studie der LGT zeigt indessen, dass das Thema bei vermögenden Privatkunden wohl angekommen ist – aber gleichzeitig eine gewisse Skepsis vorherrscht.

«Die weltweite Umweltzerstörung, der Klimawandel und die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich bereiten den Anlegern Sorgen», stellt Julia Bertsch (Bild unten), die bei der liechtensteinischen LGT für Marktforschungsprojekte zuständig ist, aufgrund der Ergebnisse des diesjährigen LGT Private Banking Reports fest.

Die Mehrheit der befragten Privatanleger möchte sich engagieren und glaubt daran, mit nachhaltigen Anlagen einen positiven Beitrag für eine lebenswerte Zukunft leisten zu können (vgl. Abbildung 1).

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Gender Gap beim Anlegen

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Allerdings muss man differenzieren – auch bei nachhaltigen Anlagen gibt es nämlich einen Gender Gap: «Die Resultate zeigen, dass Frauen dem Thema deutlich positiver gegenüberstehen als Männer», sagt Bertsch (vgl. Abbildung 2).

«Sie finden die Thematik wichtiger und glauben stärker daran, mit entsprechenden Investitionen etwas Positives für Umwelt und Gesellschaft bewirken zu können.» Im Gegensatz dazu betrachten männliche Anleger Nachhaltigkeit signifikant häufiger als Modethema, das zu viel Aufmerksamkeit erhält.

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Nachhaltige Anlageentscheidungen

Doch der reine Glaube an die Wirkung von nachhaltigen Anlagen genügt natürlich nicht. Auf Worte müssen auch Taten folgen – und das geschieht auch, wie Bertsch weiter feststellt: «Über 75 Prozent der befragten Anleger setzen ihre Überzeugung um und berücksichtigen ökologische Aspekte wie beispielsweise den Umwelt- und Klimaschutz, soziale Aspekte wie die Beachtung von Menschenrechten, oder auch ethische Aspekte wie den Verzicht auf Waffen bei ihren Anlageentscheidungen» (vgl. Abbildung 3).

Letztere – die ethischen Aspekte – hätten dabei den grössten Einfluss, gefolgt von sozialen und ökologischen Kriterien.

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Skepsis vorhanden

Die Verantwortung, sich für die Umwelt, die Gesellschaft und unser aller Zukunft einzusetzen, sieht eine Mehrheit der Befragten jedoch nicht nur bei sich selbst, sondern auch bei Banken und Unternehmen. Doch genau hier gibt es auch einen gewissen Kritikpunkt, nämlich bei der Umsetzung von nachhaltigen Investments. 64 Prozent der befragten Anleger vermuten, dass Banken und Unternehmen Nachhaltigkeit oft nur als Etikett verwenden, um ihr Image zu polieren (vgl. Abbildung 1).

«Viele Anleger stellen die Beweggründe für das nachhaltige Engagement von Banken und Unternehmen in Frage, wünschen sich aber gleichzeitig, dass diese noch mehr Initiative zeigen» stellt Bertsch fest.

Bessere Zukunft

Banken und Berater sind also gefragt: Sie müssen den vermögenden Privatanlegern entsprechende Lösungen und Angebote bieten, um nachhaltige Investitionen zu ermöglichen. Denn der LGT Private Banking Report zeigt, dass nachhaltiges Anlegen nicht nur ein Modethema ist. Anleger setzen sich mit der Thematik ernsthaft auseinander und wollen damit einen Beitrag für eine bessere Zukunft leisten.


Julia Bertsch studierte «Strategisches Management» an der Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck, Österreich. Nach einem Auslandsaufenthalt in London absolvierte sie das Graduate Programm der LGT im Bereich Marketing und Kommunikation. Dort ist sie für die Durchführung und Betreuung verschiedenster Marktforschungsprojekte zuständig.

Der LGT Private Banking Report 2018 ist im Juni erschienen. Die Erhebung wird seit 2010 alle zwei Jahre durchgeführt. Ziel der Studie ist es, Erkenntnisse über das Anlageverhalten und die Einstellungen von Private-Banking-Kunden zu erhalten. Befragt werden dabei 360 vermögende Personen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz mit einem freien Anlagevermögen von mehr als 900'000 Franken. Autor dieser Studie ist der Schweizer Finanzprofessor Teodoro Cocca von der Universität Linz.