Gold besitzt in Asien einen grossen Stellenwert als «Notgroschen». Darum realisieren Anleger nun einen Teil ihrer Gewinne. Andere steigen ein, um die Hausse-Welle mitzureiten. Gold im Wert von mehreren Hundert Millionen «wandert» nun auch von Hongkong nach Singapur.

«Reiche Asiaten, die ihre physischen Goldreserven in Hongkong aufbewahren, überdenken zunehmend ihre Optionen», sagte Joshua Rotbart (Bild unten) im Gespräch mit finews.asia. Er befasse sich aktuell mit mehreren Notfallplänen, so der Gründer von J. Rotbart & Co., einer Hongkonger Finanzboutique, die Anleger bei Goldinvestitionen berät. 

Angesichts der anhaltenden Eskalation in Hongkong entwickelt sich Singapur dabei zur wichtigsten Alternative. Gemäss Rotbart sind bereits Goldbestände im Wert von «mehreren Hundert Millionen Dollar» in den südostasiatischen Stadtstaat verlagert worden.

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Interessant ist noch eine weitere Feststellung Rotbarts: Aufgrund der derzeit hohen Goldpreise – die Unze kostet mittlerweile mehr als 1'500 Dollar – würden langjährige Investoren ihre Bestände reduzieren und Gewinne realisieren. Aktuell notiert das gelbe Edelmetall auf dem höchsten Stand seit sechs Jahren und verzeichnete allein seit Jahresanfang eine Wertsteigerung von rund zwölf Prozent. Der Preis des gelben Edelmetalls liegt bloss noch 26 Prozent unter dem Allzeithoch von 1'896 im Jahr 2011.

Sicherheit für Kredite

Für neue Investoren wiederum sei ein Einstieg gegenwärtig ebenfalls attraktiv, um die erwartete Hausse bis möglicherweise 2'000 Dollar pro Unze noch eine Weile zu reiten, so Rotbart weiter. «Insgesamt scheinen sich diese beiden Trends (Verkauf/Kauf) auszubalancieren», erklärte der Experte.

Er beobachte auch, dass eine wachsende Anzahl von Kunden ihre physischen Edelmetallbestände – augrund der Kursavancen – nun als Sicherheit für Kredite verwendeten, um Aktienanlagen «zu hebeln».  

Starke Entwicklung in unsicheren Zeiten

«Die vergangenen Monaten haben wieder einmal gezeigt, wie stark sich Gold in unsicheren Zeiten entwickelt», sagte Rotbart und ergänzte: «Ich glaube auch, dass die Zentralbanken weiterhin Gold horten oder sogar noch zukaufen werden, was die Nachfrage zusätzlich beeinflussen wird.»

Im ersten Halbjahr 2019 kauften die Notenbank insgesamt 374 Tonnen (im Wert von 15,7 Milliarden Dollar), wie die in diesem Monat publizierten Zahlen des World Gold Council illustrieren.