Immer mehr Anlegerinnen und  Anleger beschäftigen sich mit Kryptowährungen als Investmentmöglichkeit. Dies machten auch Desirée Velleuer und Alain Kunz im Zoom-Talk von schweizeraktien.net deutlich.

Seit Wochenbeginn verzeichneten alle Kryptowährungen Kursverluste im hohen zweistelligen Prozentbereich. Auslöser waren kritische Tweets von Elon Musk zum hohen Energieverbrauch von Bitcoin und das Verbot für chinesische Finanzdienstleister, mit Bitcoin & Co. zu handeln.

Gerade professionelle Anleger seien derzeit auf der Suche nach Alternativen zu Aktien, Immobilien und Private Equity, sagte Desirée Velleuer im Zoom-Talk von schweizeraktien.net. Sie verwaltet einen Crypto-Fund, der nur qualifizierten Anlegern vorbehalten ist. Vor allem Family Offices sähen die Kryptowährungen als Portfoliobeimischung, betonte die Co-Gründerin und CEO von Crypto Consulting.

Alain Kunz, Head Digital Assets bei der Bank Cler, berichtete sogar von Kapitalabflüssen, die aufgrund fehlender Angebote zu beobachten sind. Deshalb arbeitet er mit seinem Team daran, für die Bank Cler und deren Muttergesellschaft entsprechende Anlagemöglichkeiten zu lancieren.

Dazu gehören Handel und Verwahrung von Bitcoin und Ethereum sowie Fondsprodukte und Zertifikate, wie sie auch Velleuer anbietet. Ziel der Bank Cler sei es am Ende aber, dass sie ihren Kunden den Kauf und die Verwaltung digitaler Vermögenswerte in der Form anbieten könne, wie dies heute für andere Wertschriften üblich ist. «Unser Kunde soll in seinem Depot neben Aktien und Fondsanteilen auch Cryptos halten können, ohne dass er sich um Handel und Aufbewahrung kümmern muss», skizzierte Kunz das Ziel der Bank.

Cryptos als Portfolio-Beimischung

Auf die Risiken angesprochen, verwies Kunz auf die Portfoliotheorie. Kryptowährungen sollten als Beimischung einen Platz in einem ausgewogenen Portfolio haben. Und Velleuer fügte hinzu: «Es ist angesichts der Chancen wohl das geringere Risiko, mit 2 Prozent des Portfolios in Cryptos investiert zu sein, als nicht dabei zu sein».

Dabei erwähnte sie auch die asymmetrische Risikoverteilung. «Das Verlustrisiko liegt bei maximal 100 Prozent. Die Gewinnchancen können hingegen auch 10’000 Prozent betragen.» Die Portfoliomanagerin erklärte zudem auch die Unterschiede zwischen den Kryptowährungen, die ihr Unternehmen Crypto Consulting in die drei Kategorien «Wertaufbewahrungsmittel», «Währungen» und «Wertschriften» einteilt.

Vollautomatisierte Kryptowährungsbörse

Zu den Wertaufbewahrungsmitteln zählt sie den Bitcoin. Und zu den Wertschriften gehören Token von Unternehmen aus dem Bereich «dezentralisierten Finanzmärkte», auch unter dem Kürzel «DeFi» bekannt.

Als Beispiel nannte Velleuer Uniswap, eine dezentrale, vollautomatisierte Kryptowährungsbörse. Diese Kategorie Cryptos könne man bewerten wie ein klassisches Aktieninvestment. Denn sie erzielen Gewinne und schütten diesen auch an die Tokenbesitzer aus.

Diskussion um Energieverbrauch bei Bitcoin

Die jüngsten Kursverwerfungen machen weder Kunz noch Velleuer Sorgen. Angesprochen auf den Energieverbrauch von Bitcoin verweist Alain Kunz auf die Produktion von Gold, die ebenfalls sehr ressourcenintensiv sei, die Umwelt zerstöre und prekäre Arbeitsbedingungen fördere. Beim Schürfen von Bitcoin ist die Energie der grösste Kostenblock.

«Daher wird jeder Miner allein schon aus Kostengründen interessiert daran sein, diese Kosten zu reduzieren.» In zehn Jahren rückblickend könnten wir feststellen, dass Bitcoin-Mining ein Katalysator für die Energiewende gewesen sein könnte. Ein anderes wichtiges Thema ist die Regulierung von Kryptowährungen. Velleuer hob in diesem Zusammenhang die liberale Rolle der Schweiz hervor.

Zudem gebe es derzeit viele Staaten, die an eigenen digitalen Währungen arbeiten würden. Kunz erwähnte die vielen Fortschritte in Sachen Regulierung in der Vergangenheit. Er plädierte für mehr Klarheit in regulatorischen Fragen.

Extrem disruptive Entwicklung für die Finanzindustrie

Beide Gesprächspartner gehen dennoch davon aus, dass insbesondere das dezentralisierte Finanzwesen die Banken und die Finanzindustrie völlig verändern wird. Die Schweizer Banken seien dabei, diese Entwicklung zu verschlafen, so Velleuer. Dabei sei gerade die Schweiz bei den digitalen Vermögenswerten ein Vorbild.

Mittlerweile gebe es mit Sygnum und der Seba Bank zwei regulierte Finanzinstitute für Kryptoassets. Die Entwicklung werde extrem disruptiv. Kunz fügte auch noch hinzu: «Hört auf eure Kunden. Wenn sie in Krypto-Assets investieren wollen, sollte eine Bank ein solches Angebot zur Verfügung stellen.» Grund genug für die traditionellen Schweizer Banken, sich unbedingt mit dem Thema zu beschäftigen.


  • Am 8. Juni 2021 diskutieren wir am Branchentalk Bank im Restaurant Metropol in Zürich mit Andrea M. Maechler (Schweizerische Nationalbank), Mariateresa Vaccali (Bank Cler) und Mathias Imbach (Sygnum) über die Bedeutung von digitalen Vermögenswerten für das Finanzsystem. finews.ch ist Medienpartner der Veranstaltung. Weitere Informationen und Online-Anmeldung.
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