Die grossen Veränderungen in der Branche der unabhängigen Vermögensverwalter zwingen auch die Depotbanken, sich zu bewegen. Ansonsten entgeht ihnen ein wichtiges Geschäft, das zu den zentralen Pfeilern im Swiss Banking zählt, wie aus einer Studie hervorgeht, die finews.ch vorliegt.

Die unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz müssen ihre Geschäftsmodelle grundlegend überdenken, zum einen aufgrund der ab 2023 geltenden Auflagen der Finma, zum anderen aus Kostensicht. Der damit verbundene strukturelle Wandel hat auch Auswirkungen auf die nachgelagerten Stufen der Wertschöpfungskette.

Dabei werden insbesondere Depotbanken unter Druck geraten, die das Intermediärgeschäft mit den unabhängigen Vermögensverwaltern bloss als Nebenprodukt zum Direktgeschäft mit vermögenden Privatkunden betrachten. Zu dieser Erkenntnis kommt eine finews.ch exklusiv vorliegende Studie der Zuger Beratungs-Boutique Advea Entrepreneurial Advisory (Advea).   

Digitale Angebote eröffnen neue Möglichkeiten

Fehlende Dienstleistungsorientierung, wenig flexible Preismodelle und die teils vorhandene Wahrnehmung, vor allem als Absatzkanal für bankeigene Produkte zu dienen, würden zu einer latenten Unzufriedenheit unter den unabhänggen Vermögensverwaltern, heisst es darin weiter.

Allerdings scheuten sich bisher viele Akteure vor einen Wechsel ihrer Depotbank(en). Denn ein solcher Schritt, war bislang mit hohen und vielfach manuellen Aufwänden verbunden. «Immer bessere digitale Lösungen für den Dokumentenaustausch, Identifikation und APIs sowie dedizierte Wechselservice-Teams können unabhängigen Vermögensverwaltern den Wechsel der Depotbank künftig aber wesentlich erleichtern und gleichzeitig ihre Attraktivität für die digital-affine Erbengeneration steigern», sagt Thomas Sontheimer, Co-Gründer und Teilhaber von Advea.

Drei Szenarien für Depotbanken

Aus der vorliegenden Analyse der Veränderungstreiber lassen sich für Schweizer Depotbanken drei Szenarien ableiten.

1. Stillstand

Depotbanken begegnen der wachsenden Unzufriedenheit der unabhängigen Vermögesnverwalter bloss mit «taktischen» Massnahmen zur Kundenbindung. Durch kurzfristige «Wohlfühlmassnahmen» werden strukturelle Marktveränderungen verhindert respektive verlangsamt. Eine echte Weiterentwicklung eines kundenzentrierten Leistungsangebots im B2B-Geschäft findet indessen nicht statt

2. Adaption

Die Wechsel der Depotbank nehmen aufgrund besserer digitaler Angebote spürbar zu. Wenige Depotbanken nutzen diese Chance. Sie bauen kundenzentrierte Leistungsangebote aus und profitieren systematisch von Marktanteilsverschiebungen

3. Disruption

Der zunehmende Margendruck unter den unabhängigen Vermögensverwaltern sowie eine eingetrübte Makro-Perspektive und eine abnehmende Kostentoleranz der Endkunden treffen auf die fehlende Beweglichkeit der Depotbanken. Als Folge davon lancieren unternehmerisch getriebene Vermögensverwalter – allenfalls mithilfe von Partnern – eine unabhängige Depotbank und konsolidieren mittelfristige so ein beträchtliches Anlagevolumen

«Die Entwicklung des Marktes für Depotbankleistungen im B2B-Kontext wird in Zukunft sicherlich dynamischer und kundenorientierter verlaufen. Neue Angebote, die unabhängigen Vermögensverwaltern helfen, ihre strategischen Ziele zu erreichen, ist überfällig», folgert Adrian Weber, Co-Gründer und CEO von Advea.

Zentraler Pfeiler im Swiss Banking

Die aktuellen strukturellen Veränderungen im Schweizer Geschäft wie auch die Reaktionen der Depotbanken bieten unternehmerische Opportunitäten und ermöglichen innovative Kooperationsmodelle. Vor diesem Hintergrund sind Weber und Sontheimer überzeugt, dass das Intermediärgeschäft auch in Zukunft ein zentraler Pfeiler des Swiss Banking sei wird.