Die Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse betreuen künftig reiche Europäer und wolhabende Kunden aus Schwellenländern aus einer Hand. Das ist der definitive Abgesang auf das Swiss Banking. 

Diesen Fusionsplan kündigte die UBS nicht offiziell an – er sickerte vielmehr am Dienstagnachmittag via Nachrichtenagentur «Reuters» durch. Und das Vorhaben hat es in sich: Die grösste Schweizer Bank legt ihr europäisches Wealth-Management-Geschäft mit jenem der Schwellenländer zusammen, wie auch finews.ch berichtete. So will die Bank laut eigenen Angaben Hunderte Millionen Franken sparen.

Leiter dieser neuen Einheit ist denn auch nicht Jakob Stott, der bisherige Chef der Sparte Wealth Management Europe, sondern Paul Raphael, seines Zeichens Wealth-Management-Verantwortlicher für die Schwellenländer. Die neue Organisation tritt dem weiteren Vernehmen nach am 1. Juli 2016 in Kraft.

Die UBS folgt der Credit Suisse

Mit diesem Entscheid ist es für einmal umgekehrt. Da folgt die UBS ihrer Rivalin Credit Suisse (CS), die bereits im vergangenen Oktober unter der Leitung von Konzernchef Tidjane Thiam die Organisationsstruktur im Private Banking radikal umgebaut hatte.

Thiam reorganisierte die zuvor eher fragmentierten Vermögensverwaltungs-Einheiten in drei Sparten/Regionen: Schweiz, Asien und internationales Wealth Management. In letzterer Einheit werden – analog zur geplanten UBS-Struktur – schwerreiche Europäer und wohlhabende Kunden aus Schwellenländern gemeinsam betreut – Leiter ist der frühere EY-Unternehmensberater und -Bankenexperte Iqbal Khan.

Auch Privatbanken gefordert

Dass die UBS nun nachzieht, lässt aufhorchen. Denn beide Grossbanken geben auf dem hiesigen Finanzplatz unbestrittenermassen den Ton an. Mit anderen Worten: Wenn diese beiden Schwergewichte ihre Strategie bezüglich Europa-Klientel verändern, müssen sich alle Schweizer Banken mit internationaler Ausrichtung überlegen, wie sich sich künftig positionieren wollen, zumal Europa noch immer ein, wenn nicht ihr wichtigster Markt ist.

Doch es ist auch eine Tatsache, dass seit dem faktischen Untergang des Bankgeheimnisses viel Geld europäischer Kunden aus der Schweiz abfliesst, was wiederum strategische Anpassungen erforderlich macht.

Von der Goldgrube zum Mienenfeld

Dass es die Schweizer Grossbanken inzwischen für angezeigt halten, Grossbritannien und Ghana über den selben Leisten zu schlagen, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Denn jahrzehntelang war Europa eine wahre Goldgrube für das Swiss Banking. Mehr noch: Kunden aus Deutschland oder Italien standen bisweilen regelrecht Schlange, um ein Konto in der Schweiz zu eröffnen.

Erst mit dem «Steuerstreit» wurde aus diesem Business ein Minenfeld. Als Folge davon gerieten Vermögen und Margen unter Druck – als Ausweg daraus bietet sich nun offenbar bloss noch die gnadenlose Optimierung.

Alte Probleme an neuen Orten

Ein Blick in die Schwellenländer zeigt, dass die Probleme der «Alten Welt» – namentlich der Steuerthematik – dort (noch) nicht ins Gewicht fallen. Vielmehr ist das Wachstum gross, wenn auch zuweilen sprunghaft. Und die Schweizer Privatbanken können urschweizerische Werte wie Stabilität, Erfahrung und Rechtssicherheit ausspielen. Allerdings müssen sie dafür auch kräftig investieren. 

Auf das bekannte Marketing-Instrument der BCG-Matrix übertragen machen die Grossbanken nun nichts anderes, als «question marks» und «dogs» in einen Topf zu werfen. Und darauf zu hoffen, dass die oft gegensätzlichen Merkmale jener Marktgebiete einander ausgleichen, wenn nicht gar beflügeln. Das ist allerdings eine riskante Strategie, da beide Felder hohe Risiken bergen – und alte Probleme plötzlich an neuen Orten auftauchen könnten.

Skandale als Indikatoren

Das zeigte zuletzt die Verwicklung von Schweizer Banken in die Petrobras-Affäre in Brasilien, in den 1MDB-Skandal in Malaysia oder in die «Panama Papers». Mit einem Schlag wird klar: Die Geschichte droht dort, die jüngsten Massnahmen der CS und UBS einzuholen. Inskünftig wäre im schlimmsten Fall dann nicht mehr nur eine lokale Einheit (zum Beispiel Brasilien oder Malaysia) von einem Skandal betroffen, sondern die gesamte Private-Banking-Divison würde in Mitleidenschaft gezogen. Risikodiversifikation sieht anders aus. 

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