Die UBS und die Credit Suisse erkunden den wachsenden Graben zwischen Reich und Arm. Werden die Grossbanker bald zu modernen Robin Hoods?

Josef Stadler bewegt sich von Berufs wegen in den höchsten Sphären. Von dort her ist der Verantwortliche für das Geschäft der UBS mit superreichen Kunden jüngst herabgestiegen, um der Öffentlichkeit den jährlichen «Billionaires Report» zu präsentieren.

Der Report liest sich wie gewohnt als Manifest der Superlative. Recht überraschend klingt zwischen den Zeilen aber eine nachdenkliche Note an: Gemäss den Erhebungen konzentriert sich nämlich immer mehr Reichtum bei einer kleinen Anzahl von Individuen. Die Studie lässt sich damit als Ausdruck des zunehmenden Ungleichgewichts zwischen Armen und Reichen auf der Welt interpretieren – ein unerwarteter Fingerzeig vonseiten der grössten Privatbank der Welt.

Gewinne fürs oberste Prozent

Mindestens so unerwartet hat am (gestrigen) Dienstag die UBS-Erzrivalin Credit Suisse (CS) in die gleiche Kerbe gehauen. In ihrem eigenen «Global Wealth Report» schreibt die zweitgrösste Schweizer Bank ganz explizit, dass die Ungleichheit zwischen den Vermögen seit der Finanzkrise von 2008 zugenommen hat.

Das «oberste 1 Prozent» der Weltbevölkerung habe überproportional viel Reichtum angesammelt, während der Median (lies: Mittelschicht) stagnierte, so die CS-Experten. Reiche hätten dabei besonders von ihren Finanzinvestments profitiert.

Wachsende Kluft

An jenen Anlagegewinnen haben Banken wie die CS und die UBS wohl einigen Anteil. Schliesslich vertrauen Superreiche den Instituten just ihr Vermögen an, damit die Geldhäuser dieses an den Börsen mehren. Dennoch muss erstaunen, wie die Banken nun die externen Kosten dieser Dienste – die zunehmende finanzielle Ungleichheit – ans Tageslicht tragen.

Hinweise auf die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich kommen sonst eher aus der Ecke von aufmüpfigen Wirtschaftswissenschaftern wie Thomas Piketty oder Gabriel Zucman, von Linkspolitikern, Bloggern und Occupy-Bewegten. Kann es ein, dass nun auch die Grossbanken einen Robin-Hood-Moment erleben?

Fehlanzeige, findet finews.ch. Vielmehr macht es den Anschein, als hätten die Banken etwas zu verkaufen.

Die Banking-Lösung fürs Problem

In diese Richtung weisen jedenfalls die Ausführungen zum CS-Report. Die Analysten der Bank hätten die Ungleichheit als Trend erkannt und ihre Schlüsse an die Produkteentwicklung weitergereicht, hiess es an einer Medienveranstaltung der Grossbank. Die Produkteleute machten sich anschliessend daran, das Problem für die Kunden der CS zu lösen.

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