Die UBS hat ihre amerikanischen Investmentbanker mit einer Leseliste in den Sommer geschickt. Die enthält zwar keine Horrorromane – jagt den Angestellten der Grossbank aber trotzdem einen Schauer über den Rücken.

Angesichts des hektischen Arbeitsalltags ist es fraglich, wie Investmentbanker überhaupt Zeit zum Lesen finden sollen. Doch bei den Firmenberatern und Tradern der UBS in Amerika ist ein gewisses Bücherwissen offenbar gerne gesehen. Dazu wird auch jedes Jahr auf den Sommer hin eine Liste mit den Empfehlungen der Grossbank an die Belegschaft ausgegeben.

Traditionell folgt die Leseliste dabei einem Oberthema. Die diesjährige Wahl lässt nun allerdings aufmerken und hat dafür gesorgt, dass sich das US-Wirtschaftsportal «Business Insider» (Artikel bezahlpflichtig) der eigentlich harmlosen Bücherliste widmete. Es geht nämlich bei diversen der Bände darum, wie man mit Veränderungen umgeht und das Beste aus einer Situation macht – «wachsen durch Wandel», wie es die Schweizer Grossbank gegenüber ihren US-Investmentbankern auf den Punkt brachte.

Hunderte Stellen in Gefahr?

Wer zwischen den Zeilen zu lesen vermag, dem muss die Themenwahl allerdings ominös vorkommen. Vor wenigen Tagen berichtete auch finews.ch vom möglichen Abbau Hunderter Stellen bei der UBS-Investmentbank. Damit, so wurde kolportiert, wolle das Institut den Fokus auf die Vermögensverwaltung weiter schärfen und dem zuletzt verhaltenen Geschäft neue Impulse verleihen.

Besonders betroffen soll demnach das «klassische» Business mit der Beratung von Firmenkunden sein; von der Grossbank wird im September ein Update zur Strategie erwartet.

Charles Darwin lässt grüssen

In der Anfangs August verschickten Leseliste zitierte Sam Kendall, Leiter Corporate Client Solutions für die UBS in Amerika, ausgerechnet den Evolutionstheoretiker Charles Darwin: Überleben würden nicht etwa die Stärksten oder Intelligentesten, sondern jene, die sich am besten Veränderungen anpassen können.

Der auf die Lehren Darwins zurückgehende Glauben ans Überleben der Stärksten hat gerade im kompetitiven Investmentbanking zahlreiche Anhänger. Insofern bekamen hier wohl nicht wenige Banker ihre eigene Ideologie vorgesetzt.

Unter den empfohlenen Werken befindet sich mit «Breathe In, Cash Out» von Madeleine Henry die Geschichte einer Investmentbankerin (Bild unten), die ausgerechnet auf den Bonus-Stichtag hin die Bank verliess, um Yogalehrerin zu werden.

Buecher 500

Von Seesternen und Warburg-Gründern

Weiter gelistet ist mit «The Zero Marginal Cost Society» von Jeremy Rifkin ein Band über die Auswirkungen der Digitalisierung, während sich «The Starfish and the Spider» des Autorenduos Ori Brafman und Rod Beckstrom neuen Hierarchiemodellen widmet. Und schliesslich soll die Biografie von Niall Ferguson über Siegmund Warburg an die Geschichte des Banking erinnern: Das von Warburg gegründete gleichnamige US-Traditionshaus wurde 1995 Teil der heutigen UBS.

Aber vielleicht sind es doch die begleitenden Zeilen von Manager Kendall, die in den Köpfe der UBS-Investmentbankern am längsten nachhallen. «Über diese Leseliste hinaus empfehle ich euch allen, weiter zu erkunden, wie Veränderungen am besten zu begegnen ist (...) und euch für die Zukunft zu wappnen – wie immer diese auch aussehen mag.»

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