Die Credit Suisse steckt in grossen Schwierigkeiten. Daran dürfte auch der jüngste Investorentag in London nichts ändern. An dem Anlass nehmen das Risikomanagement und die Compliance breiten Raum ein. Das alleine dürfte der Schweizer Grossbanken allerdings nicht zu neuer Dynamik gereichen. 

Neben der Vergangenheitsbewältigung in Sachen Risikomanagement und Compliance hat die Credit Suisse (CS) an ihrem Investorentag am Dienstag in London auch weitere Angaben zu ihren Ambitionen in der Vermögensverwaltung (Wealth Management) gemacht.

Die Kernsparte steht seit diesem Jahr unter Leitung von Francesco De Ferrari, der schon früher einmal für die Schweizer Grossbank tätig war und später nach vielen Jahren in Asien und Australien unlängst zu seiner früheren Arbeitgeberin zurückkehrte.

Erstaunlich hohe Wachstumsannahmen

Ein besonders grosser Wurf ist es nicht geworden, was De Ferrari am Dienstag präsentierte (vgl. Grafik unten). Auffallend sind die vergleichsweise hohen Wachstumsannahmen in den jeweiligen Marktregionen. Eingedenk der aktuellen, weltwirtschaftlichen und geopolitischen Situation dürfte es wohl schwierig werden, auf die angestrebten Werte zu kommen.

Insbesondere im einstigen Wachstumsmarkt Asien sind viele Kundinnen und Kunden nach wie vor daran, ihre Engagements zu reduzieren, was den Geschäftsgang beeinträchtigen dürfte. Unter diesen Prämissen ist es auch fraglich, ob die gebotenen Kreditmöglichkeiten (Lombard-Kredite) von der Klientel wirklich in Anspruch genommen werden – ebenso dürfte sich aufgrund der abgeschwächten Wachstumsdynamik in vielen Regionen der Welt das Interesse für nachhaltige Anlagen (ESG) eher etwas abkühlen.

Hohe Ambitionen

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(Zum Vergrössern, Grafik anklicken)

Die gesamte Präsentation für das Wealth Management erweckt den Eindruck, als ob die Bank zuvor alles falsch gemacht haben würde. Denn so lapidare Feststellungen wie «Create a global wealth manager that delivers value for clients» oder «Optimize footprint with a focus on priority markets» oder die geradezu banale Erkenntnis «Simplify organization» sind kaum ein Ausbund an innovativem Denken. Abgesehen vom angestrebten Zusammenspiel der einzelnen Divisionen lässt sich aus der Präsentation wenig Neues herauslesen. 

Bisher fragmentiertes Set-up

Auffallend ist indessen, dass die CS sich bisher ein «fragmentiertes Set-up» attestierte und das nun vereinfachen und vereinheitlichen will, wie am Dienstag weiter zu erfahren war. So soll beispielsweise die Kundenberatung, die bisher in 9 Einheiten über drei Divisionen verteilt war, in sechs Einheiten reorganisiert werden, die allesamt im Wealth Management angesiedelt sind.

Die drei divisionalen Einheiten, welche die unabhängigen Vermögensverwalter (External Asset Managers, EAMs) betreuen, werden in eine einzige globale Einheit umverteilt. Insgesamt werden noch weitere Einheiten (Investment-Lösungen, Kreditvergabungen sowie Plattform-Verantwortung), die bisher eher fragmentiert und aus unterschiedlichen Sparten heraus arbeiteten in eigenständige, globale Einheiten umfunktioniert werden. Damit findet die CS immer mehr vom regionalen Fokus der Ära von Ex-CEO Tidjane Thiam zur Zentralisierung zurück.

Wie weit diese Massnahmen mit Stelleneinsparungen verbunden sein werden, war am Dienstagmorgen zunächst nicht ersichtlich.

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