Die Credit Suisse blieb am Investorentreffen besonders zum künftigen Risikomanagement und der Compliance vage. Schuldig blieb die Bankführung auch die Antwort auf eine der drängendsten Fragen.

Das Investorentreffen der Credit Suisse (CS) bot am Dienstag die Gelegenheit, eine Frage zu beantworten, welche die Gemüter in der Branche bewegt: Kann sich ein Debakel in der Grössenordnung von Greensill oder Archegos jemals wiederholen?

Die Bankführung begann ihren Auftritt indessen mit Aussagen, die wenig geeignet waren, den emotionalen und finanziellen Ballast abzutragen. Die Hauptbotschaft schien zu lauten: «Wir haben noch viel zu tun.»

Genügt das Reinemachen?

In diesem Stil des Reinemachens ging es weiter: Das Geldhaus habe seine Risikoorganisation gestärkt, die Erwartungen an die erste Verteidigungslinie seien festgelegt, und die Risikokultur sei besser verankert. Eine solche Neuausrichtung ist nicht nur angesichts der jüngsten Verfehlungen unausweichlich. Solches Geschäftsgebaren gilt inzwischen auch in der internationalen Bankenwelt als selbstverständlich.

Diese Art von Lob findet man normalerweise in einem Jahresbericht eines hochprofitablen globalen Instituts, das nur geringfügige Retuschen an seinem Haus nötig hat. Bei der CS wirken solche Aussagen im jetzigen Zeitpunkt dagegen ziemlich beschönigend. Die zweigrösste Bank der Schweiz steht kurz davor, den zweiten Quartalsverlust in Folge zu melden. Und ihr Aktienkurs dümpelt in der Nähe des Allzeittiefs.

Unspektakuläre Arbeit am Kleinen

Wenig konkret blieb die CS-Führung hinsichtlich Unternehmenskultur und Eskalation: Genannt wurden etwa eine stärkere Verantwortlichkeit zwischen der ersten und der zweiten Linie, strengere Eskalationsprotokolle, risikosensitive Scorecards sowie «verstärkte Schulung, Kommunikation und Erwartungsbildung».

Diese Massnahmen sind durchaus sinnvoll. Doch der Ton ist eher üblich an einer jährlichen Überprüfungssitzung mit einer wichtigen Aufsichtsbehörde. Er wird einer grossen internationalen Bank nicht vollauf gerecht, welche das Schiff nach einer Reihe schwerer Havarien wieder aufrichten will.

Antwort schuldig geblieben

Hinsichtlich der Überprüfung der Kunden waren zwar Verbesserungen erkennbar. Doch auch hier klang vieles nach Feinabstimmung: Neue Abteilungs- und Gruppenausschüsse für Kundenrisiken mit klaren Kriterien, mehr Strenge bei der Aufnahme und Abwicklung von Kunden, mehr Verantwortlichkeit durch das Unternehmen oder «aktive Herausforderung» von der zweiten zur ersten Verteidigungslinie.

Insgesamt hinterliess die Bank einen Eindruck, dass sie ihr Geschäft gut führt. Keine direkte Antwort gab es indessen auf die Frage, die alle umtrieb: Können sich Greensill oder Archegos jemals wiederholen?

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.7%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.37%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    15.55%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    45.72%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.66%
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