Die harte Arbeit bei der Integration der Credit Suisse steht der UBS noch bevor. Längerfristig kann sie aber ein beträchtliches Wachstumspotenzial realisieren, stellt ein US-Investmenthaus in Aussicht.

Die beiden Schweizer Grossbanken haben diese Woche ihren Zusammenschluss juristisch vollzogen. Die harte Arbeit, neue Strukturen und Prozesse zu implementieren oder Synergien und Kosteneinsparungen zu realisieren, ist aber noch lange nicht abgeschlossen. Nach Einschätzung des US-Analysehauses Morningstar wird die Integration der Credit Suisse (CS) in die neue Muttergesellschaft UBS die Erträge in den nächsten drei bis vier Jahren stark verzerren.

Aktienanalyst Johann Scholtz ist aber überzeugt, dass die Übernahme Chancen für die Zukunft eröffnet. Denn die UBS habe talentierte Mitarbeitende, gute Kundenbeziehungen und eine bedeutende Vermögensbasis zu einem Spottpreis erworben. Zudem sei das Wealth und Asset Management der CS in der Vergangenheit ein profitables und qualitativ hochstehendes Geschäft gewesen.

Schätzung nach oben revidiert

Diese Zuversicht spiegelt sich in seiner Bewertung der UBS-Aktie wider. Scholtz setzt den fairen Wert neu bei 27.50 Franken pro Aktie an – und damit 22 Prozent über seiner bisherigen Schätzung. Aktuell pendeln die UBS-Aktien um 18.50 Franken. Die neue Schätzung von Morningstar impliziert einen Wert von rund 19 Milliarden Franken für das übernommene CS-Geschäft.

Die Hauptaufgabe der UBS sei es nicht, die Erträge zu steigern, meint der Morningstar-Analyst. Sie müsse die Kosten senken. Die UBS müsse nun das verlustreiche, volatile und kapitalintensive Investmentbanking drastisch reduzieren und die Rentabilität des Vermögensverwaltungsgeschäft der CS wiederherstellen.

Beträchtliches Potenzial

Für die nächsten fünf Jahre rechnet der Experte mit einem bescheidenen Ertragswachstum von 1 Prozent pro Jahr für das fusionierte Unternehmen und einem Rückgang der Betriebskosten um 2 Prozent pro Jahr für das konsolidierte Geschäft. Der grösste Teil davon stammt aus der Reduktion der Kostenbasis der ehemaligen CS. Dies führt bis 2027 zu einem geschätzten Gewinn pro Aktie von 3.92 Dollar, verglichen mit 2.25 Dollar pro Aktie, die die UBS im Jahr 2022 ausgewiesen hat.

Zunächst, so schätzt er, wird der Ertrag der bisherigen CS in den nächsten fünf Jahren kumuliert um 16 Prozent schrumpfen. Er geht davon aus, dass die UBS das Investmentbanking-Geschäft der CS aggressiv abbauen wird. Der Grossteil der angestrebten Kosteneinsparungen von 8 Milliarden Dollar werde aus diesem Prozess stammen.

Zunächst abwärts

Für das Wealth Management-Geschäft der CS prognostiziert er einen anfänglichen Ertragsrückgang von 16 Prozent im Jahr 2023, der durch Kundenabflüsse ausgelöst wird. Ab 2024 rechnet Scholtz mit einer Rückkehr zum langfristigen Trend bei Kundenzuflüssen.

Unter Ausklammerung der Integration sieht der Morningstar-Analyst ein solides Ertragswachstum von jährlich 4 Prozent über die nächsten fünf Jahre, wobei das Wealth Management-Geschäft von UBS weiterhin von stabilen Kundenzuflüssen profitieren wird, während die Erträge im Investment Banking aufgrund der erwarteten Marktvolatilität nachlassen.

Noch dominanter

Wenn die Integration bis 2027 abgeschlossen ist, wird das konsolidierte Wealth- und Asset-Management-Geschäft mit einem Gewinnanteil von 63 Prozent noch dominanter sein als bei der früheren UBS als eigenständiges Unternehmen.

Bei erfolgreichem Verlauf könnte die Grossbank auch die Dividendenausschüttung sukzessive erhöhen. Für 2023 stellt er eine Dividende von 0.61 Dollar in Aussicht. Bis 2027 sieht Morningstar zudem Spielraum für eine Wiederaufnahme des Aktienrückkaufprogramms im Umfang von 15 Milliarden Dollar.

 

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