Der im 1MDB-Korruptionsskandal vielzitierte Schweizer Banker Hanspeter Brunner ist wieder aktiv, wie Recherchen von finews.ch zeigen. Der frühere BSI-Asien-Chef betätigt sich als Berater – im Auftrag seines Sohns.

Gut zwei Jahre war der Schweizer Bankmanager Hanspeter Brunner von der Bildfläche verschwunden, nachdem er 2016 als Asien-Chef der Banca della Svizzera Italiana (BSI) in Pension gegangen war, wie auch finews.ch berichtete.

Den Zeitpunkt hatte Brunner ausgesprochen gut gewählt, denn im selben Jahr sorgte der riesige Korruptions- und Geldwäschereiskandal rund um den malaysischen Staatsfonds 1MDB für anhaltende Schlagzeilen. Besonders betroffen von diesem Fall war die BSI, da enorme Geldsummen über entsprechende Konten entweder umgeleitet oder gar gewaschen worden waren.

Zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt

Obschon noch andere vorwiegend schweizerische Banken in den Skandal verwickelt waren, traf es kein anderes Institut stärker als die BSI. Die Aufsichtsbehörden von Singapur und der Schweiz entzogen der Bank die Lizenz und eine ganze Reihe von Kaderleuten wurde in der Folge zu teilweise mehrjährigen Haftstrafen verurteilt, wie auch finews.ch berichtete. Die BSI selber wurde 2017 von der Schweizer Privatbank EFG International übernommen.

Im Gegensatz dazu wurde gegen Brunner erstaunlicherweise nie Anklage erhoben – immerhin der langjährige Asien-Chef der BSI. Er musste zwar zeitweilig seinen Reisepass abgeben, so dass er Singapur nicht verlassen konnte, und sich den Behörden zur Verfügung stellen. Unter anderem kooperierte er auch mit dem Singapurer Commercial Affairs Department (CAD).

Berater einer Ermittlungsfirma

Doch bis heute ist von keinerlei Sanktionierung etwas bekannt – und seinen Reisepass hat er – unter bestimmten Auflagen – auch wieder, wie finews.ch vor gut einem Monat exklusiv meldete. Wie weitere Recherchen nun ergaben, ist der 66-jährige auch beruflich wieder aktiv.

So figuriert er seit kurzem als Berater der in Rapperswil SG ansässigen Firma Swiss Due Diligence. Dabei handelt es sich gemäss eigenen Angaben um eine als GmbH organisierte Ermittlungsfirma, die darauf spezialisiert ist, Untersuchungen in den Bereichen der Sorgfaltspflicht (Englisch: Due Diligence) und Hintergrundrecherchen über Kunden, Mitarbeiter und Geschäftspartner auszuführen.

Sohn als Firmengründer

«Unsere Dienstleistungen kreieren Klarheit und Zusammenhang und trennen dabei Objektives vom Subjektivem», schreibt die vor knapp drei Monaten gegründete Firma. Dies erleichtere es, bessere Entscheidungen zu treffen; sei es bei der Akquisition von Kunden, bei strategischen Geschäftserweiterungen, bei der Anstellung von neuen Mitarbeitern oder bei der Optimierung von Richtlinien und Verfahren.

Gabriel Brunner 135Gründer und Geschäftsleiter von Swiss Due Diligence ist Gabriel Brunner (Bild links) – der Sohn von Hanspeter Brunner. Er bezeichnet sich als internationaler Experte und Spezialist in vertiefter Sorgfaltspflicht, Know Your Customer (KYC), Know Your Employee (KYE), Geldwäschereibekämpfung, Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und Bekämpfung von Terrorismusfinanzierungen.

Wie weiter zu erfahren war, ist er in der Vergangenheit als Angestellter oder externer Berater direkt involviert gewesen in prominenten Untersuchungen in den Bereichen Geldwäschereibekämpfung, Betrug, Steuerhinterziehung. Dabei habe er tausende von Bankkunden mit Fokus auf vertiefte Sorgfaltspflicht und KYC analysiert. Er arbeitete zuletzt bei der Saxo Bank sowie zuvor bei der Beratungsfirma PwC. Praktika absolvierte er unter anderem bei der BSI sowie bei Coutts.

Langjährige Erfahrung

«Hanspeter Brunner und alle anderen Mitglieder des Beraterstabs sind nicht fest angestellt und erbringen keine Leistungen im Zusammenhang mit den Themen Geldwäscherei-Bekämpfung, Compliance und Due Diligence oder anderen regulatorischen Fragen», sagte Brunner gegenüber finews.ch. «Sie beraten mich dank ihrer umfangreichen Berufserfahrung vor allem hinsichtlich Branchen und Märkte», sagte er weiter.

«Sämtliche Analysen und Research-Berichte stammen ausschliesslich von mir. Es besteht kein Einfluss von den erwähnten Beratern», so Brunner.

In bester Gesellschaft

Im erwähnten Beraterstab ist der frühere BSI-Banker Hanspeter Brunner in bester Gesellschaft: In dem Gremium figuriert auch der frühere BSI-Private-Banker und Osteuropa-Spezialist Andreas Schüpbach, der bereits früher, bei Coutts International, mit Brunner zusammen arbeitete, und wo letzterer CEO für das internationale Private-Banking-Geschäft war.

Mit von der Partie ist zudem Stephan Züger – viele Jahre im Sold der Credit Suisse und später der Migros Bank. Seit Juni 2006 führt er bei der liechtensteinischen LGT Bank den Bereich Private Banking Zürich/Ostschweiz und ist dabei zuständig für die Akquisition und die Betreuung von Privatkunden der Region Zürich, Ostschweiz und Graubünden.

Erster Schweizer Banker in China

Insgesamt setzt sich der Beraterstab von Swiss Due Diligence aus vielseitigen Spezialisten zusammen, etwa aus den Bereichen Öl- und Gasindustrie, der Kommunikationsbranche, dem Family-Office-Wesen und dem Handel mit hochwertigen Waren aller Art.

Es mag löblich sein, dass der frühere BSI-Banker Brunner nun – und erst noch in Zusammenarbeit mit seinem Sohn – eine neue Herausforderung gefunden hat und sich so im Wirtschaftsleben zurückmeldet – immerhin wurde er in der Vergangenheit auch verschiedentlich als «hervorragender Private Banker in Asien-Pazifik» und «als Asiatischer Private Banker des Jahres» ausgezeichnet. Und im Gespräch bezeichnet er sich gerne auch als «der erste Schweizer Banker in China», als er 1985 noch im Sold der Credit Suisse stand.

Beratender Ermittler

Dennoch entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet der ehemalige Regionen-Chef eines Instituts, das in der jüngeren Vergangenheit mit allergröbsten Verfehlungen und Verstössen in Sachen Geldwäscherei, Sorgfaltsabklärungen (Due Diligence), Know-Your-Customer-Regeln und Steuerbetrug auffiel, sich nun als beratender Ermittler betätigt.

Selbstverständlich gilt für Brunner die Unschuldsvermutung. Zur BSI lässt sich nichts mehr sagen, da es sie nicht mehr gibt.

 

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