In der Schweizer Altersvorsorge herrscht dringender Reformbedarf. Experten tappen allerdings im Dunkeln, wenn es um die Beurteilung von Massnahmen geht, wie sich am Finance Circle in Zürich zeigte. 

Christine Schmid, bei der Credit Suisse Schweiz als Head of Investment Solutions tätig, sagte es deutlich: «Die Tragbarkeit ist auf diese Art und Weise, wie wir sie heute haben, nicht mehr gewährleistet.» 

Die Rede war von der Vorsorge in der Schweiz, welche das Thema des Finance Circle gestern Montag war. Diese Veranstaltung wird durch die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Zusammenarbeit mit dem Zürcher Bankenverband (ZBV) organisiert. 

Nichtraucher sparen mehr

Neben den bekannten Herausforderungen wie der Demografie und dem unrealistischen Umwandlungssatz der zweiten Säule drehte sich die Diskussion dort auch um Anreizstrukturen. Diese gibt es in der Schweiz etwa in Form der Steuererleichterung im überobligatorischen Bereich. Ob sie allerdings wirken, weiss niemand. 

Die Wissenschaft – am gestrigen Anlass vertreten durch Roland Hofmann, Leiter eines Studiengangs in Financial Consulting an der ZHAW – kann sehr genau nachzeichnen, welche Bevölkerungsgruppen über Investitionen in der Säule 3a sparen. So zeigt sich zum Beispiel die überdurchschnittliche «Gegenwartspräferenz» von Rauchern auch daran, dass Nichtraucher mit einer 53 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit von dieser Möglichkeit Gebrauch machen. 

Bittere Pillen

Ob sich die Steueranreize allerdings so auswirken, wie dies die Absicht des Gesetzgebers ist, lässt sich nicht feststellen. Hofmann verglich diese mit einem Medikament, dessen Wirkungen und Nebenwirkungen nicht ganz klar sind.

Deshalb ist es nicht erstaunlich, dass sich die Teilnehmer der Podiumsdiskussion über die richtige Art der Förderung nicht ganz einig waren. Einstimmigkeit herrschte lediglich dazu, dass die Bevölkerung in den kommenden Jahren einige bittere Pillen werde schlucken müssen, wie zum Beispiel die Erhöhung des Rentenalters oder die Senkung des Umwandlungssatzes. 

Hohe Beratungskosten 

Daniel Peter, CEO und Mitgründer des Säule-3a-Fintechs Viac, sprach sich zum Beispiel gegen eine Aufhebung der jährlichen Begrenzung der steuerfreien Einzahlung aus. Die resultierende Begünstigung derjenigen mit einem hohen Lohn würde erneute Regulierung nach sich ziehen und das System damit weiter verkomplizieren, so sein Argument. 

Stattdessen kritisierte er die hohen Kosten der Beratung. Hätte Viac für jeden der gut 10'000 Kunden, welche das Startup in den letzten 15 Monaten gewonnen hat, eine Stunde aufgewendet, hätte das 1,5 Millionen Franken gekostet. Dieses Geld müsste die Firma über höhere Gebühren wieder hereinholen – welche dann, so Peter, wiederum die Ersparnisse im Alter schmälern würden. 

Junge wollen nicht zahlen

Mit dem Minimum an Beratung und Zusatzinformationen spricht Viac denn auch eher eine junge Kundschaft an. Wie der vierte Teilnehmer der Diskussionsrunde, Vermögenszentrum-CEO Giulio Vitarelli, sagte, richtet sich die Dienstleistung seines Unternehmens eher an Leute, die schon näher am Ende des Arbeitslebens sind. 

«Die Jungen sind nicht – noch nicht – bereit, unsere Beratung zu bezahlen», sagte er. 

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