Wichtige Entscheidung in seiner Berufskarriere hat Christian Gast bereits während seines Studiums gefällt, wie er im Interview verrät. Mit zunehmendem Interesse für die Kapitalmärkte kam dann auch schnell der Wunsch, die Anlegerseite besser zu verstehen.


Christian Gast, was ist für Sie Erfolg?

Wenn es gelingt, eine Idee oder ein Projekt – im kleinen wie auch im grösseren Unternehmenskontext – nachhaltig umzusetzen. Dies erfordert zum einen, permanent den Status quo zu hinterfragen, denn ohne dies entstehen keine neuen Ideen.

Zum anderen benötigt es dann in einem zweiten Schritt der Umsetzung Fokus, Beharrlichkeit und oftmals starken Durchsetzungswillen gegenüber tradierten Meinungen und Konzepten. Am Anfang steht jedoch immer die scheinbar offensichtliche Frage: Liefere ich in dieser Tätigkeit direkt oder indirekt einen realen Kundennutzen? Solange ich diese Frage mit einem klaren Ja beantworten kann, ist die Motivation gegeben, und es lohnt sich jeder Aufwand.

Was war die beste Entscheidung in Ihrer beruflichen Laufbahn?

Ob es ex-post die beste «Entscheidung» war, lässt sich mangels Kenntnis, wie sich alternative Laufbahnen entwickelt hätten, schwerlich beurteilen. In jedem Fall waren meine Praktika während des Studiums beim damaligen Schweizerischen Bankverein – zunächst im Portfolio Management in Bern, dann in der Finanzanalyse in Basel wegbestimmend für meine weitere Laufbahn.

Was treibt Sie an?

Der Wunsch, permanent zu lernen, um damit die hoffentlich beste Ausgangsbasis zu haben, um im Team neue Lösungen zu erarbeiten, welche Kunden einen Mehrwert liefern.

Welcher Mensch kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie das Wort erfolgreich hören?

Wenn mit Erfolg in erster Linie ökonomischer Erfolg angesprochen ist, kommt mir spontan – wie vermutlich vielen – Elon Musk als ein visionärer Unternehmer in den Sinn, wobei die Betonung auf Vision liegt und vielleicht weniger auf beispielhafter unternehmerischer Führung.

Dann kommt mir aber auch Thomas Middelhoff in den Sinn, der exemplarisch für die schnelle Vergänglichkeit wirtschaftlichen Erfolges steht – aber nicht notwendigerweise ausschliesslich zum persönlichen Schaden, wie er es in seiner Autobiografie faszinierend beschreibt.

Was hat Sie dazu bewegt, das zu tun, was Sie heute tun?

Ganz am Anfang stand das Interesse an der Börse, beziehungsweise konkreter an Investitionen in Einzelaktien, sprich die im wahrsten Sinne des Wortes spekulative Hoffnung, dass die eigene Einschätzung des «wahren» Aktienwertes die richtige ist. Diese wird oftmals recht bald einem ernüchternden Realitäts-Check unterzogen, aber die Faszination für die Börse bleibt in der Regel erhalten.

Mit zunehmendem Interesse für die Kapitalmärkte allgemein, kam schnell der Wunsch auf, tiefer die Anlegerseite und damit Portfolio-Konstruktion zu verstehen. Damit wären wir im Kern schon bei der fundamentalen treuhänderischen Aufgabe eines jeden Asset Managers respektive Verwalters eines diskretionären Mandats.

Welchen Stellenwert haben Soziale Medien bei Ihnen?

Vermutlich einen geringeren als beim durchschnittlichen Nutzer. Ich verwende einige berufliche Netzwerke recht stark, versuche mich aber ansonsten dazu zu zwingen, dass Soziale Medien einen überschaubaren Stellenwert behalten. Entweder weil ich den direkten persönlichen Austausch bevorzuge, oder weil ich mich von manchen Sozialen Medien zunehmend bevormundet fühle respektive schlicht denke, dass ich meine Zeit sinnvoller nutzen kann.

Auf was könnten Sie in Ihrem Leben nicht verzichten?

Auf Musik kann ich ganz eindeutig nicht verzichten. Obwohl ich eine Vorliebe für klassische Musik habe, höre ich grundsätzlich alle Richtungen und halte es einfach mit Duke Ellington: «There are simply two kinds of music, good music and the other kind». Daneben darf zumindest über längere Zeit kein Klavier in meiner Nähe fehlen.

Mit wem würden Sie sich gerne zum Lunch oder Dinner verabreden?

Da kommen mir viele in den Sinn – leider durchwegs mit beschränkter Aussicht auf Realisierung: Daniel Barenboim, Yuja Wang, Noam Chomsky, Hans Küng, Yanis Varoufakis, Ray Dalio, Ken Robinson usw.

Welches Buch lesen Sie gerade?

Zum einen Robert Shillers «Finance and the Good Society», zum anderen Erich Fromms «Haben oder Sein». Bei ersterem muss ich mir leider immer wieder Bill Gates in Erinnerung rufen: «I don’t let myself start a book that I am not going to finish».


Christian Gast ist CEO der Systematic Investment Management (SIMAG), einem Joint Venture der Credit Suisse Asset Management und der Eidgenössisch Technischen Hochschule (ETH). Zuvor war er in der Geschäftsleitung von Blackrock (Schweiz) als Leiter iShares und Index Investing tätig.

Dieser Beitrag erscheint in Zusammenarbeit mit der Asset Management Platform.

 

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