In den USA ernten reiche Familien nicht nur die Früchte ihres Unternehmertums. Sie sichern sich ihren Reichtum auch durch anderweitige Quellen, wie ein neuer Report zeigt. Banken spielen dabei eine untergeordnete Rolle.

«Tax me if you can» – besteuert mich, wenn ihr’s schafft: Plakate mit dem Slogan und dem Konterfei von Jeff Bezos hängen derzeit unmittelbar beim Kapitol in der amerikanischen Bundeshauptstadt Washington. Sie senden ein weiteres Signal in der hitzigen Debatte um eine neue Reichensteuer, welche die USA derzeit erfasst hat.

Die Gemüter gehen besonders hoch, seit das Enthüllung-Netzwerk Propublica offenlegte, wie wenig Steuern amerikanische Superreiche effektiv zahlen – Amazon-Gründer Bezos zum Beispiel. Sein Vermögen ist vor allem aufgrund der Wertsteigerung seiner Amazon-Aktien zwischen 2014 bis 2018 um 99 Milliarden Dollar gestiegen. Steuern zahlte der reichste Mann der Welt in dieser Zeit allerdings nur 973 Millionen Dollar. Das entspricht einem durchschnittlichen Satz von 0,98 Prozent.

Der Bericht wartete auch mit Daten zu anderen Selfmade-Milliardären auf – etwa Tesla-Gründer Elon Musk oder Börsen-Guru Warren Buffett – und goss damit weiteres Öl ins Feuer.

Altes Geld arbeitet im Stillen

Allerdings sind es in den USA nicht nur die Neureichen, die von einem für sie höchst vorteilhaft ausgelegten Steuersystem profitieren. Wie der Thinktank Institute for Policy Studies (IPS), der linken politischen Kreisen zuzuordnen ist, in einem Bericht feststellte, finden sich unter den obersten Zehntausend Amerikanern auch viele Unternehmer-Dynastien. 13 der 20 allerreichsten Familien in den Staaten waren schon im Jahr 1983 unter den Top-20 der Superreichen.

Während der Corona-Pandemie sind nun die Vermögen der zehn reichsten US-Familien nochmals im Mittel um 25 Prozent gestiegen. Den Trend beobachtete eine Studie der Beratungsfirma Boston Consulting Group (BCG) jüngst auch weltweit.

Wie haben die Clans das nur geschafft? Mit Verweis auf den IPS-Bericht hat das Wirtschafts-Portal «Business Insider» mehrere Kniffe zusammengetragen – wobei sinnigerweise die aktive Vermögensverwaltung bei den Banken fehlt. Das sind sie:

1. Beharrliche Lobby-Arbeit

Wer seine Steuerlast senken will, setzt am besten dort an, wo die Abgaben erhoben werden: beim Staat. Dank ihrer Wirtschaftsmacht haben die US-Industrieclans direkten Zugang zu den höchsten staatlichen Stellen. Und als Spender für die Präsidentschafts-Kampagnen (PACs) können sie sich weiteren Einfluss sichern und Kandidaten unterstützen, die eine lockere Fiskalpolitik befürworten.

Laut IPS hat die beharrliche Lobby-Arbeit der Superreichen dafür gesorgt, dass der für sie relevanten Steuersatz nur einen Sechstel dessen beträgt, was in den 1950er-Jahren einmal galt.

2. Spenden – aber nicht zu viel

Unter amerikanischen Superreichen finden sich besonders viele Philanthropen. Doch es geht dabei nicht nur um gute Werke, sondern auch um gutes Rechnen: Das US-Steuersystem ist so ausgelegt, dass Spender mit erklecklichen Abzügen rechnen dürfen. Laut IPS können diese Erleichterungen dazu beitragen, reiche Philanthropen noch reicher zu machen, wenn sie sorgfältig austariert sind. Das heisst dann auch, genug, aber nicht zu viel zu spenden.

Laut dem Bericht haben haben sich nur vier der dem Magazin «Forbes» zufolge reichsten 50 Familien dem Bündnis «Givingpledge» angeschlossen, bei dem auch Buffett und Microsoft-Gründer Bill Gates mittun. Mitglieder verpflichten sich dort, entweder zu Lebzeiten oder im Nachlass die Hälfte ihres Vermögens zu spenden.

3. Das Geld selber verwalten

Wer reich genug ist, kann sich seine eigene Vermögensverwaltung, also ein so genanntes Family Office, leisten. Diese Firmen geniessen zumindest in den USA eine sehr lockere Regulierung und operieren weitgehend unter dem Radar von Öffentlichkeit und Aufsicht. Dies hat sich schmerzlich gezeigt im Fall der New Yorker Finanzfirma Archegos, die von der Form her als Family Office geschäftete und mit hochriskanten Wetten letzten März einen Schaden von über 10 Milliarden Dollar anrichtete. Rund 5 Milliarden Dollar davon entfielen auf die Grossbank Credit Suisse.

Wie IPS nachrechnete, ist die Hälfte der rund 10’000 Family Offices weltweit in den letzten fünfzehn Jahren gegründet worden.

Schon viel länger gibt es Trusts, in denen Superreiche das Familienvermögen langfristig verwalten lassen. Je nach Jurisdiktion erweisen sich diese Konstrukte als höchst verschwiegen und steuergünstig. Nicht zuletzt in den USA: Dort sind Geldbezüge aus Trusts für die Begünstigten steuerfrei.

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