Wenn es an den Finanzmärkten so richtig kracht, zieht man dem Robo-Advisor besser den Stecker, meint der Verhaltensökonom Thorsten Hens von der Uni Zürich.

Hierzulande können sich bislang nur wenige Anleger für Robo-Advisor erwärmen. In der Finanzgemeinde ist die Hoffnung allerdings gross, dass die Retailkunden endlich das vollautomatisierte Anlegen entdecken – nicht zuletzt der deutlich tieferen Kosten wegen.

In diesem Kontext sind hierzulande in den letzten Jahren diverse Robo-Advisor aus der Taufe gehoben worden. Jüngstes Beispiel ist die Allianz-Suisse-Tochter Elvia eInvest, wie auch finews.ch berichtete.

Die Vermögensverwaltung durch einen Roboter hat den Vorteil, dass Anleger nicht in «Psychofallen» tappen. «Viele Menschen überschätzen sich und schichten ihre Portfolios zu oft um. Oder man schätzt seine Risikotoleranz nicht richtig ein: In Boomphasen überlädt man sich mit Risiken, und wenn es runtergeht, kriegt man kalte Füsse», erklärt Thorsten Hens, Spezialist für Verhaltensökonomie an der Universität Zürich, auf dem Netzwerk-Portal Linkedin.

Robo-Advisor schützen nicht vor Dummheit

Allerdings sind Robo-Advisor laut Hens nur sinnvoll, wenn die Märkte ihren normalen Gang gehen. «Bei wichtigen Entscheidungen, wenns wirklich kracht, schaltet man die Maschine am besten aus», empfiehlt der Finanzprofessor.

Hens legt damit den Finger auf einen wunden Punkt bei den allermeisten Robo-Advisor. Denn diese schützen den Kunden nicht vor dem klassischen Fehler, bei Börsengewittern den Vermögensverwaltungs-Vertrag mit dem Robo-Advisor aufzulösen oder sein persönliches Risikoprofil deutlich konservativer zu gestalten – in beiden Fällen realisiert der Anleger Verluste.

Besser wäre in solchen Situationen ein Berater aus Fleisch und Blut. Banking sei ein «handhelding business», so Hens. Untersuchungen hätten gezeigt, dass «maschinenbetreute» Anleger in Krisen schneller abspringen als bei persönlichen Beratern. Das kostet die Anleger im Schnitt 4 bis 6 Prozent ihres Anlagevermögens.

Robo-Advisor vs. Warren Buffett

Investoren sind laut Hens gut beraten, sich an folgende Anlagerichtlinien zu halten: Diversifiziert investieren, kontrazyklisch agieren, Fokus auf Langfristigkeit legen, Volatilität als Chance betrachten und die Risikofähigkeit in Krisen bewahren, sprich nie voll investiert sein. «Wer diese Grundregeln befolgt, ist erfolgreich. Egal, ob man nun in Aktien, Währungen oder Rohstoffe investiert», sagt Hens.

Nach diesen Kriterien legen auch Starinvestoren wie Warren Buffett & Co. an. Sie erkennen Situationen, in denen Menschen in Panik verfallen und alles verkaufen. Kontrazyklisch agierende Anleger kaufen dann zu und erzielen so teilweise beachtliche Überrenditen. 

Für den kleinen Mann der Strasse, der in alle Psychofallen tappt, seien Robo-Advisor sicher nicht die schlechteste Lösung, so Hens. Allerdings: «Relativ zu den grossartigen Investoren wie Buffet, George Soros oder dem US-Rohstoffguru Jim Rogers sind Robo-Advisor Schrott».