Die Credit Suisse in der Wachstumsregion Asien-Pazifik im Jahr 2016 gut gearbeitet. Doch waren Ermüdungserscheinungen nicht zu übersehen, wie auch Asien-Chef Helman Sitohang gegenüber finews.ch einräumte.

Asien-Pazifik-Chef Helman Sitohang konnte am Dienstag relativ gute Zahlen für sein Marktgebiet präsentieren. Und dies selbst vor dem Hintergrund, dass zahlreiche Kunden im vergangenen Jahr Geld abgezogen haben, um es zu versteuern oder entsprechende Abgeltungen zu bezahlen. So flossen insgesamt 2,5 Milliarden Franken ab.

Trotzdem gelang es der Credit Suisse (CS) unter dem Strich 14,6 Milliarden Franken an Neugeld anzuziehen. Allerdings darf dieser Wert nicht darüber hinwegtäuschen, dass im Vorjahr (2015) noch 17,8 Milliarden Franken akquiriert worden waren, und im vierten Quartal 2016 lediglich noch 700 Millionen Franken neu hinzukamen.

Verunsicherte Kunden

Sitohang macht denn im Gespräch mit finews.ch auch keinen Hehl daraus, dass sich das Umfeld erheblich verschlechtert hat. Die hohe Volatilität an den Finanzmärkten verunsichere viele Anleger, und viele vermögende Kunden, namentlich aus China, würden sich mit Neuengagements zurückhalten, sagte er.

Insgesamt verwaltete die CS in der Marktregion Asien-Pazifik (Apac) Ende 2016 rund 168 Milliarden Franken, was einem Plus von 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. «Mit unseren Wachstumsraten können wir durchaus zufrieden sein», betonte Sitohang, «denn manche Konkurrenten legten im vergangenen Jahr überhaupt nicht mehr zu.»

Teure Mitarbeiter

Apac Tabelle 500

Allerdings hat diese Entwicklung auch ihren Preis, wie vor allem die Zahlen im vierten Quartal 2016 dokumentieren. Zwischen Oktober und Dezember 2016 erhöhte sich das Kosten-/Vertragsverhältnis in Asien auf hohe 85 Prozent – nach 77 Prozent im dritten Quartal, und dies erst noch vor dem Hintergrund dass sich die Zahl der Kundenberater (Relationship Managers, RMs) zwischen Ende September und Ende Dezember 2016 von 650 auf 640 verringerte. Übers ganze Jahr nahm die Zahl der Kundenberater von 590 auf 640 zu, was ebenfalls die hohe Cost-/Income-Ratio erklärt.

Zwar will die CS weiterhin talentierte Kundenleute engagieren, aber gleichzeitig sagte Sitohang klar, dass Kostensparmassnahmen vorgesehen seien und «Effizienz-Opportunitäten» ausgenutzt würden, was eine verklausulierte Beschreibung eines Stellenabbaus ist.

Und eine glückliche Fügung

Ebenso, dass «die Ressourcen in den Regionen neu verteilt» würden. Gemäss bereits früher angekündigten Plänen will die CS insgesamt bis zu 6'500 Stellen streichen, und davon wird Asien-Pazifik nicht ausgenommen, wie Sitohang im Gespräch etwas zögerlich einräumte. Konkrete Zahlen waren vom Asien-Chef der CS allerdings nicht herauszulocken. 

Als glückliche Fügung in Asien-Pazfik erwies sich 2016 der Umstand, dass die CS in ihrem Investmentbanking sehr gut arbeitete, namentlich im Bereich der Beratung bei Fusionen und Firmenübernahmen (Mergers & Acquisitions, M&A); und da die Region Apac im Gegensatz zu den übrigen Divisionen nicht thematisch, sondern geographisch organisiert ist, liess sich die zeitweilige Schwäche in der Vermögensverwaltung so elegant kompensieren.

Tanz auf dem hohen Seil

Unter diesem Prämissen dürfte die weitere Geschäftsentwicklung der CS in Asien ein Tanz auf dem hohen Seil werden. Denn die Bank hat in den vergangenen 18 Monaten enorme Ressourcen in der Region aufgebaut, vor allem in China sowie durch namhafte, entsprechend teure Abwerbungen bei der UBS.

Und andererseits ist momentan die Stimmung unter den Kunden und Anlegern alles andere als euphorisch. «Wir müssen noch die richtige Balance finden», sagte Sitohang und relativierte so auch bis auf weiteres jegliche Pläne, in Asien onshore weiter zu wachsen, wie dies in Thailand jüngst der Fall war – auch in China bestanden bisher solche Absichten. Doch am Dienstag sagte der Asien-Chef klar: «Wir sind nicht in Eile.»

 

 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.55%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.9%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.99%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.02%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.54%
pixel