Der Korruptionsskandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB hat die Falcon Private Bank in ihren Grundfesten erschüttert. Nun will sie mit neuen Verwaltungsräten einen Neustart versuchen.

Ihre Verwicklung in den Skandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB hat der Falcon Private Bank 2016 einen Verlust von 128 Millionen Franken eingebrockt. Nun habe sie Risiken aus ihrem Kundenbuch entfernt und Wertberichtigungen vorgenommen, teilte die Falcon Private Bank am Donnerstag mit. Zudem habe die Schliessung der Niederlassung in Singapur Kosten verursacht.

Was sich als betriebswirtschaftliche Rechnung präsentiert, ist der Beginn der internen Aufarbeitung eines der grössten Skandale in der jüngeren Schweizer Bankgeschichte. Der Jahresverlust ist Ausdruck des tiefen Absturzes der in Zürich domizilierten Privatbank, die von einem Staatsfonds von Abu Dhabi kontrolliert wird.

Verwaltungsräte als Strippenzieher

Im vergangenen Herbst war bekannt geworden, dass die Bank Milliarden von Dollar transferiert hatte, die mutmasslich aus dem malaysischen Staatsfonds 1MDB veruntreut worden waren. Strippenzieher waren die Falcon-Verwaltungsräte Khadem al-Qubaisi sowie Mohamed Badawy al-Husseiny.

Die Schweizer Bundesanwaltschaft wirft den beiden vor, sich zusammen mit Geschäftsleuten im Umfeld des malaysischen Staatsfonds 1MDB an den rund 3,5-Milliarden-Dollar-schweren Erlösen einer 1MDB-Anleihe bedient zu haben.

Gewinn eingezogen, Lizenz in Singapur verloren

Die beiden Falcon-Verwaltungsräte, Qubaisi war sogar Präsident, übten zudem Druck auf Bankmitarbeiter aus, die Transaktionen über Falcon-Konten gutzuheissen.

Die Finma schlug im Oktober 2016 zu: Weil Falcon gegen Geldwäschereibestimmungen verstossen hatte, zog die Schweizer Finanzaufsichtsbehörde einen Gewinn von 2,5 Millionen Franken ein und verbot der Bank, die nächsten drei Jahre Geschäfte mit politisch exponierten Personen aus dem Ausland zu machen.

Milliarden Kundengelder verloren

Härter traf es Falcon in Singapur: Die dortige Finanzaufsichtsbehörde MAS entzog Falcon die Banklizenz. Ihr Niederlassungsleiter Jens Sturzenegger ist inzwischen zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden.

Der CEO der gesamten Bank, Eduardo Leemann, musste den Hut nehmen, und Walter Berchtold, der seit 2015 im Verwaltungsrat der Bank sass, übernahm die Aufgabe, die Bank durch diese Krise zu führen.

Diese Krise liest sich indessen nicht nur an dem horrenden Verlust ab. Falcon-Kunden zogen auch massiv Geld ab. Die Bank verwaltete Ende 2016 noch 11,6 Milliarden Franken nach 14,1 Milliarden Franken im Vorjahr.

Eigenkapital gestärkt

Wie nun zu erfahren ist, sprang die Hauptaktionärin, die Firma Aabar Investments, ein. Sie stopfte das durch den Jahresverlust entstandene Finanzloch und stärkte zudem das Eigenkapital mit frischen Mitteln. Damit sei die finanzielle Restrukturierung der Bank vollzogen, hiess es am Donnerstag.

Ausserdem seien weitere Massnahmen getroffen worden, die von der Finma verlangten Verbesserungen in der Compliance und im Risikomanagement einzuführen.

Fintech-Experte neu im VR

Der Neuanfang der Privatbank spiegelt sich auch in der Zusammensetzung des Verwaltungsrates (VR). Neu ist Christian Wenger Präsident des Gremiums. Der Wirtschaftsanwalt, der seit 2005 im Falcon-VR sitzt, löst Murtadha Al Hashmi ab, der nun das Vizepräsidium übernimmt. Wieder gewählt wurde Khaled Balama AlTameemi. Lennart Blecher ist hingegen aus dem VR ausgetreten.

Hinzugewählt wurden drei neue Mitglieder: Der Fintech-Investor Marc P. Bernegger, Martin Keller von Aquila Capital und ehemaliger Leiter der Region EMEA im Asset Management der Credit Suisse, sowie Dominik Schärer, der bis vergangenes Jahr Chairman von Merrill Lynch Capital Markets in Zürich war.

Mit diesen Massnahmen sei er zuversichtlich, dass Falcon sich wieder positiv in Richtung langfristiges Wachstum entwickeln werde, sagte VR-Präsident Wenger am Donnerstag. Aabar Investments werde die Bank als Hauptaktionär weiterhin unterstützen.

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