Eine Umfrage bringt es ans Licht: Schweizer interessieren sich unterdurchschnittlich für die Innovationen der Finanzbranche. Das sind die wichtigsten Erkenntnisse für hiesige Fintech-Macher.

Eigentlich müssten Schweizer Fintech-Aficionados ob den neuesten Erkenntnissen von EY frohlocken: Der Anteil der aktiven Fintech-Nutzer an der «Onlinebevölkerung» hat sich innerhalb von 18 Monaten weltweit verdoppelt. Das hat die Befragung «Fintech Index» von 22’000 Konsumenten aus 20 Ländern ergeben, wie das Beratungsunternehmen am Mittwoch mitteilte.

Doch leider: Die Auswertung zeigt ebenfalls, dass die neuen digitalen Technologien für Finanz- und Versicherungsdienstleistungen hierzulande bei Privatkunden noch wenig verbreitet sind. Erst 30 Prozent aller Schweizer Internetnutzer verwenden regelmässig Fintech-Produkte wie Bezahl-Apps, Online-Bezahldienste, Kreditplattformen oder Prämienvergleichsdienste.

Das Land liegt damit unter dem weltweiten Durchschnitt von 33 Prozent, so EY. Doch der Report gibt auch Anlass zur Hoffnung, dass sich die Schweizer Fintech-Muffel allenfalls doch aufrütteln lassen.

1. Die Einstiegshürde ist genommen

Am offensten stehen Schweizer etwa Geldtransfers und dem Bezahlen mithilfe von Fintech-Produkten gegenüber. Gut die Hälfte der befragten Personen, die auch regelmässig das Internet nutzen, haben entsprechende Dienste bereits heruntergeladen und wenden diese an.

Rund 28 Prozent der Befragten haben bereits Versicherungsdienstleistungen wie Online-Prämienvergleiche in Anspruch genommen oder geben mit dem Smartphone ermittelte Gesundheitsdaten an ihre Krankenkasse weiter. Damit ist die Einstiegshürde genommen: Über die Mobildienste, die «nahe» beim Kunden sind, kann die Finanzbranche Affinität für komplexere digitalen Angeboten schaffen.

2. 24/7 zieht

Schweizer Befragte gaben als Hauptgrund für die Verwendung von Fintech-Diensten an, dass diese rund um die Uhr verfügbar sind. Für Nutzer aus anderen Ländern ist es hingegen wichtiger, dass die Anwendung einfach ist. Dass die 24/7-Verfügbarkeit so gut abschneidet, mag der Schweizer Arbeitsmoral geschuldet sein. Der Befund zeigt aber auch, dass Finanzinstitute im Grunde richtig liegen, wenn sie kaum frequentierte Filialen schliessen und Dienste wie die virtuelle Kontoeröffnung forcieren.

3. Marketing ist keine Verschwendung

Laut EY wissen 12 Prozent der Schweizer Onlinenutzer nichts von entsprechenden Angeboten. 13 Prozent geben an, sie hätten bislang nicht das Bedürfnis gehabt, sie zu verwenden. Das tut also noch Aufklärung not.

4. Der Generationenwechsel hilft – und hindert

Global gesehen sind die Nutzer von Fintech-Angeboten in der Regel jung, gut ausgebildet und gut verdienend. Sie arbeiten in urbanen Zentren und sind neuen Trends gegenüber sehr aufgeschlossen, weiss EY. Kommen diese Jahrgänge zu Vermögen, wird das Fintechlösungen hierzulande einen tüchtigen Schub verleihen.

Derzeit ein Problem haben die Privatbanken: Ihre wichtigsten Kunden sind in der Schweiz Rentner und Senioren – und haben von Twint oder Truewealth meist noch nie gehört. «Der Einsatz von Fintech-Anwendungen fällt einzig bei den über 75-Jährigen und bei Einkommen von über 150’000 Franken klar geringer aus», stellt EY fest.

5. Wenn alles nichts hilft – ab nach China

Die von EY Befragten in China haben gegenüber Finanzinnovationen mit Abstand am wenigsten Berührungsängste. Mit 69 Prozent nutzen dort sieben von zehn Befragten bereits Fintech-Produkte. Auf China folgen Indien (52 Prozent), Grossbritannien (42 Prozent) und Brasilien (40 Prozent).

Entsprechend bietet der Export von Schweizer Fintech-Knowhow in Schwellenländer Potenzial. «Das macht diese Märkte zu idealen Zielen für Fintech-Anbieter, auch aus der Schweiz.»

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