Während angelsächsische Medien selbst zehn Jahre nach der Finanzkrise unverbesserlich den Abgesang auf den Schweizer Finanzplatz anstimmen, ist die Realität eine andere, wie eine neue repräsentative Umfrage beweist.

Erst im vergangenen Dezember kam die britische «Financial Times» in ihrem Erzählstück «The Decline of the Swiss Private Bank» (Artikel bezahlpflichtig) wieder einmal zum Schluss, dass sich das hiesige Bankwesen auf dem Abstieg befinde.

Die Erkenntnis mag ja rührig sein und die Vorurteile mancher, vorwiegend ausländischer Beobachter bestätigen. Doch der Realität entspricht sie tatsächlich nicht, wie eine neue und repräsentative Umfrage des global tätigen Beratungsunternehmens EY beweist.

Höchste Werte seit langem

Zehn Jahre nach dem Ausbruch der Finanzkrise sind zwar zahlreiche Schweizer Banken vom Markt verschwunden – anderswo allerdings auch –, und die weltweit verschärfte Regulierung hat die Kosten massiv erhöht und die Ertragskraft parallel dazu enorm reduziert. Doch die Schweizer Banken gehen zuversichtlich in die Zukunft, wie der am Donnerstag präsentierte «EY Bankenbarometer» zum Ausdruck bringt.

Konkret: Nicht weniger als 82 Prozent der insgesamt 100 befragten Führungskräfte bei hiesigen Finanzinstituten, gehen in diesem Jahr von steigenden operativen Ergebnissen aus. Das ist der höchste Wert seit langem. Im Vorjahr waren es lediglich 68 Prozent gewesen.

Hohe Widerstandsfähigkeit

«Dieses Ergebnis mag erstaunen, aber es gibt durchaus gute Argumente für die Zuversicht», sagte Patrick Schwaller, Managing Partner, Audit Financial Services, bei EY in der Schweiz, am Donnerstag an einer Präsentation in Zürich. «Viele Banken haben in den vergangenen anspruchsvollen Jahren eine hohe Widerstandsfähigkeit an den Tag gelegt und daraus ein neues Selbstbewusstsein entwickelt.»

In den vergangenen Jahren waren die Banken stark mit der Umsetzung neuer Regulierungsvorschriften beschäftigt. Entsprechend richtete sich ihr Fokus auf die dadurch entstehenden Kosten und die rückläufigen Margen.

Mit der von Bankenseite zunehmend erwarteten Normalisierung der regulatorischen Rahmenbedingungen findet nun aber eine Neupositionierung statt: 43 Prozent (Vorjahr 27 Prozent) der befragten Institute wollen im laufenden Jahr ihren strategischen Fokus wieder vermehrt auf Innovation und Wachstum legen.

Potenzial der Digitalisierung

Neben Investitionen in neue Vertriebskanäle sowie neue Technologien stehen dabei vermehrt auch Partnerschaften mit Nicht-Banken, beispielsweise Fintech-Unternehmen, im Vordergrund, wie es im EY Bankenbarometer weiter heisst.

Damit erkennen die Schweizer Banken zunehmend das Potenzial der Digitalisierung: 53 Prozent (Vorjahr: 26 Prozent) der befragten Institute rechnen damit, dass die technologische Entwicklung auch in ihrer Branche eine fundamentale Auswirkung auf Strategien, Geschäftsmodelle und Geschäftsprozesse haben wird.

Veritabler Meinungsumschwung

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
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  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
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  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.06%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    8.98%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
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