Das Schweizer Fondshaus des Financiers Arpad Busson steckt in Schwierigkeiten. Doch die Risikosparte der Firma, Lum Risk, kann sich vor Nachfrage kaum retten, wie finews.ch erfahren hat.

Die jüngsten Anstrengungen von Lum Risk dürften Arpad Busson gefallen. Die Risikoanalyse-Sparte der von ihm präsidierten Fondsfirma Lum X in Nyon befasst sich nämlich gerade mit der Frage, wie sie mit ihrer Bewertungs-Plattform einen teuren Bordeaux bewerten kann; den schönen Dingen des Leben ist der als Partylöwe bekannte «Arki» Busson ebenfalls zugeneigt.

Aber auch so macht die von Alejandro Bonilla (Bild unten) geführte Einheit dem ungarisch-französischen Financier viel Freude. Im Gegensatz zum traditionellen Dachfonds-Geschäft, mit dem sich das Mutterhaus Lum X zurzeit im Turnaround befindet, kann Bonillas Bereich nämlich ein rasantes Wachstum vorweisen. Das sind gute Nachrichten, die Bussons Lum X dringend nötig hat.

Nur Verluste eingefahren

Wie auch finews.ch vergangenen Sommer berichtete, hat die an der Schweizer Börse SIX kotierte Firma in den letzten drei Jahren nur Verluste eingefahren. Grosse Aktionäre des Unternehmens würden nervös, hiess es damals. Die verwalteten Vermögen sind im ersten Halbjahr 2018 auf 7,1 Milliarden Dollar gesunken.

Die schwierige Situation kontrastiert stark mit dem, was Bonilla im Gespräch übers Geschäft von Lum Risk berichtet. Glaubt man den Worten des Risikoexperten, der in seiner Karriere schon für die amerikanische Grossbank Wells Fargo, für die Hedgefonds-Firma Man RMF in Pfäffikon SZ und für die Lum-X-Vorgängerin EIM tätig war, kann er sich vor Nachfrage kaum retten.

Bonilla 500

Mundpropaganda genügt

Gemäss eigenen Angaben schwören elf der grössten Investmentbanken auf die Plattform von Lum Risk. Die Umsätze der von einem 15-köpfigen Kernteam betriebenen Sparte sollen dieses Jahr rund 2,5 Millionen Dollar erreichen. Und fürs weitere Wachstum glaubt Bonilla, auf Marketing verzichten zu können. «Wir können uns auf Mundpropaganda verlassen – mittlerweile fordern manche institutionelle Investoren von Fondsanbietern Lum-Risk-Kompatibilität als Grundvoraussetzung für eine Geschäftsbeziehung.»

Dass der kleine Anbieter aus der Waadt mittlerweile einen solchen Klang in der weiten Finanzwelt hat, ergab sich nicht einfach so. Hinter der 2005 lancierten Lum Risk stehen mehr als zehn Jahre Entwicklungsarbeit. Mittlerweile lässt sich die Plattform via Web-Applikation auf den Geräten der Kunden öffnen, um Portfolios nach den unterschiedlichsten Gesichtspunkten zu durchforsten.

Wie GPS gegen Kartenlesen

Die Analyse Tausender Einzelpositionen und deren Darstellung in interaktiven Grafiken erfolgt in der Regel innerhalb von zehn Sekunden, sagt Bonilla. Ein Vorgang, der früher Tage und Dutzende Telefonate bei Wertschriftenhäusern in Anspruch genommen hat. «Der Fortschritt lässt sich vergleichen wie das Navigieren mittels GPS gegenüber manuellem Kartenlesen.»

Viel wird derzeit über den Wert von Daten geredet, doch Lum Risk erhält diese meist umsonst: von der Kundschaft. Zudem ist die Anwendung in der Lage, Informationen von anderen quantitativen Analysesystemen zu integrieren. Dem Vernehmen nach gilt dies auch für Aladdin, die als bahnbrechend geltende Risikoanalyse-Plattform des US-Vermögensverwalters Blackrock.

Von seiner Herkunft her ist Lum Risk auf die Analyse illiquider und teils obskurer Hedgefonds-Positionen spezialisiert. Inzwischen stösst die Firma aus Nyon in traditionelle Anlagen und in den Multi-Asset-Bereich vor. Damit versucht sie, mehr institutionelle Anleger wie Pensionskassen und Versicherungen zu gewinnen.

Nutzer auch in der Schweiz

Laut Bonilla setzen schon heute diverse Schweizer Banken, Vermögensverwalter und Vorsorgewerke die Plattform ein zur Bewertung von Risikoprämien in ihren Portfolios. Damit enden die Anwendungsmöglichkeiten nicht. Kunden nutzen die Technologie auch in der Compliance und fürs regulatorische Reporting. «Was das Angebot gegenüber der Konkurrenz abhebt, ist die grosse Geschwindigkeit und der Fokus auf die Bedürfnisse von Asset Managern und institutionellen Investoren», wirbt der Risikoexperte.

Doch reicht das, um die Pechsträhne von Präsident Busson zu beenden? Letzten September liess Lum X verlauten, die Gruppe wolle in naher Zukunft Eigenkapital in ihrer
Tochtergesellschaft Lum Risk aufnehmen, um die ehrgeizigen Wachstumspläne dort zu finanzieren. Zum Jahresresultat 2018 mag das Mutterhaus Lum X keinen Hinweis geben. Aber immerhin beruhigt das Unternehmen des Hedgefonds-Playboys: «Die Grossinvestoren tragen den eingeschlagenen Kurs der Firma voll und ganz.»

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