Die UBS ist der Vermögensverwalter mit den meisten superreichen und milliardenschweren Kunden der Welt. Doch das zahlt sich für die Grossbank immer weniger aus. Superreiche machen ihre Investmentdeals lieber selber.

Die UBS konzentriert sich seit der Fusion ihrer beiden Vermögensverwaltungseinheiten zum Global Wealth Management noch stärker auf die exklusive Klientel der Superreichen, der sogenannten ultra-high net-worth individuals (UHNWI) mit mindestens 50 Millionen Dollar Vermögen.

Doch diese Strategie fördert immer mehr Fragezeichen zu Tage: Die Ertragsentwicklung ist flach, die Profitabilität in der Einheit lässt zu wünschen übrig, wie finews.ch kürzlich analysierte.

Das gebührenreiche Geschäft läuft an der UBS vorbei

Ein Problem sind die superreichen Kunden selber: Sie nutzen die Services der UBS zu wenig und nutzen die Grossbank vielfach bloss als sicheren Hort für ihre Vermögen. Investitionen und Transaktionen, welche Gebühren einbringen würden, vollziehen sie zunehmend in ihren eigenen Netzwerken von Family Offices und Hedgefonds, ohne die Bank in Anspruch zu nehmen.

Dieser Entwicklung am stärksten exponiert ist Josef «Joe» Stadler (Bild unten), langjähriger Chef der UHNW-Einheit der UBS. «Wir beobachten diesen Trend seit Jahren und er beschleunigt sich», sagte Stadler gegenüber der Nachrichtenagentur «Bloomberg».

Joe Stadler

«Für das Banking könnte dies zu dem werden, was die Digitalisierung für Kodak bedeutete, wenn wir uns nicht vorbereiten.»

Kodak ging bankrott

Eastman Kodak, der einst traditionsreiche und erfolgreiche Foto-Konzern, wurde eines der ersten Opfer der Digitalisierung und ging bankrott, weil er den Trend zu Digital-Kameras und -Bildern zu lange ignoriert hatte.

Die UBS, wie auch andere Privatbanken, ist mit zwei grossen Herausforderungen konfrontiert. Erstens wollen Superreiche ihre Vermögen zunehmend in Eigenverantwortung verwalten und gründen dafür Family Offices. Zweitens wollen sie renditestarke Anlagemöglichkeiten abseits des Mainstreams, also im Bereich Privatmarkt, Venture Capital oder Private Equity.

Hochprofessionelle Investmentfirmen

Gemäss einer Studie der UBS und dem Researchunternehmen Campden Wealth steckte im vergangenen rund ein Drittel der Vermögen von Superreichen wie Michael Dell oder Bill Gates in privaten Deals.

Family Offices haben in den vergangenen Jahren enorm an Expertise gewonnen und in Know-how investiert. Es sind inzwischen hochprofessionelle Investmentfirmen, die entweder allein oder in Kooperation mit anderen Firmen oder Immobilien kaufen und verkaufen oder in Startups investieren.

Regulatorische Auflagen ein Hindernis

Die Vorteile gegenüber den Anlage-Services einer Bank überwiegen klar: Es sind die Superreichen und ihre Familien, welche die Kontrolle über die Vermögen und Investments ausüben. Sie können ihre Investments eigenständig wählen, Gebühren und Kosten tief halten und beispielsweise Mitgliedern der Familie eine Position in der Firma oder im Startup verschaffen.

Den Banken wie der UBS stehen dabei einmal mehr auch die Regulatoren im Weg. Kunden müssen einen umfangreichen «Test» durchlaufen, ob sie für Direkt- und Privatdeals überhaupt das entsprechende Finanz-Know-how besitzen und sich der Risiken bewusst sind. Die Banken müssen diese Tests durchführen, obwohl sie in den wenigsten Fällen notwendig wären, wie Stadler sagte.

Investieren, um relevant zu bleiben

Die Kunden wiederum schrecke der Papierkram ab. «Und plötzlich hat man kein Geschäft mehr», so der UHNW-Chef der UBS. Banken müssten darum ihre eigenen Deal-Plattformen aufbauen und Anlagerichtlinien erstellen, um für die anspruchsvolle Klientel relevant zu bleiben.

Diese Anstrengungen unternimmt auch die UBS. Die Grossbank organisiert für ihre superreichen Kunden Netzwerk-Veranstaltungen. Die französische Grossbank BNP Paribas bietet ihren UHNW-Kunden eine Plattform für Co-Investments an. Die Banken müssten ihre Fähigkeiten in diesem Bereich schärfen, so Stadler. Die UBS sei in der Position, Käufer und Verkäufer solcher Privatdeals an einen Tisch zu bringen.

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