Die Lage bei AMP eskaliert: Dem 171 Jahre alten australischen Vermögensverwalter droht die Zerschlagung. Was heisst das für den Chef und einstigen Credit-Suisse-Manager Francesco De Ferrari?

Die vergangenen August neu angetretene Präsidentin Debra Hazelton fackelt nicht lange. Sie unterzieht die verschiedenen Geschäftssparten und Tochterfirmen von AMP einer vertieften Analyse, wie unter anderem die heimische Zeitung «Financial Review» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete. Verkäufe und Devestitionen beim australischen Vermögensverwalter sind damit auf dem Tisch – die Traditionsmarke könnte auch gleich ganz verschwinden.

Für CEO Francesco De Ferrari muss dies ein schwerer Schlag sein. Er war erst 2018 aus dem asiatischen Private Banking der Credit Suisse (CS) zu AMP gewechselt, um das Unternehmen nach einem riesigen Finanzskandal wieder auf die Beine zu bringen. Dazu musste er schon viel Schutt beiseite Räumen. Nun steht er erneut vor einem Scherbenhaufen.

Manager in die Wüste geschickt

So ist eine Affäre um Übergriffe bei der Finanzfirma maximal eskaliert – eine deutliche Warnung an die Branche, dass eine problematische Firmenkultur heutzutage ein Unternehmen zu Fall bringen kann. Die Entwicklung weist gewisse Parallelen zum «Spygate»-Skandal bei De Ferraris alter Arbeitgeberin CS auf, die in der Schweiz deswegen Ziel eines aufsichtsrechtlichen Verfahrens geworden ist.

Wie auch finew.ch berichtete, befasst sich inzwischen sogar das australische Parlament mit AMP. Zwei Verwaltungsräte, darunter der Ex-UBS-Fondschef John Fraser, wurden seither ausgewechselt und zwei Manager in die Wüste geschickt. De Ferrari, der einen wegen sexuellen Übergriffen gebüssten Kader befördert hatte, konnte sich bisher halten. Doch nun tickt auf für den schweizerisch-italienischen Doppelbürger die Uhr.

Nur noch polieren?

Sinnigerweise könnten die Kollegen von einst das Ende seiner Karriere bei AMP beschleunigen. Präsidentin Hazelton hat nämlich Investmentbanker von der CS und der amerikanischen Konkurrentin Goldman Sachs ins Haus geholt, um das Geschäft zu bewerten und Kontakt zu Interessenten aufzunehmen. Insbesondere das Fondsgeschäft der Firmentochter AMP Capital gilt als «Filetstück» im Konzern.

Der Turnaround, mit dem De Ferrari ursprünglich beauftragt wurde, ist deshalb aber nicht auf Eis gelegt. Beobachter in Australien gehen davon aus, das der Ex-CS-Banker die Umgestaltung des Vermögensverwalters weiter vorantreiben wird. Der Zukunft mag für AMP zwar gänzlich ungewiss sein – ein poliertes Business kann bei einem Verkauf aber nicht schaden.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.56%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.85%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.06%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.54%
pixel